Workshops

#Commonings: Workshops

Do 15.9.2022
10–18h
Eintritt frei, mit Anmeldung
Workshop „Code, Layers, Infrastructures“ von Loren Britton, Isabel Paehr, Jörn Röder und Kamran Behrouz, New Alphabet School #Coding in New Delhi Januar 2019, Foto: Annette Jacob

10–13h
Blauer Mais, Grüner Kürbis, Schwarze Bohnen und die New Alphabet Suppe
Kochworkshop im Ostgarten
Mit Daniela Brasil und Karla Barroso
Auf Englisch, Deutsch, Spanisch und Portugiesisch

In Vorbereitung auf die Commonings-Ausgabe der New Alphabet School wurde auf dem Dach des HKW ein kleines symbolisches Milpa Feld angelegt. Milpa ist der Nahuatl Begriff für ein Agrarökosystem auf der Grundlage der Methoden Indigener Völker Mesoamerikas. „La Milpa“ oder „die drei Schwestern” ist eine symbiotische Kultivierungsmethode für den gemeinsamen Anbau von Mais, Bohnen und Kürbis. Der Begriff lässt sich mit „kultiviertes Feld” übersetzen, beschreibt aber auch das Beziehungsgefüge von Landwirt*innen, Kulturpflanzen und Land.

In den letzten Jahrhunderten waren die drei Schwestern auf Reisen, ließen sich in verschiedenen Bioregionen der Welt nieder und passten sich an die lokalen Gegebenheiten an. Aber die kolonialen Plantagen und multinationalen Agrarkonzerne haben den farbenfrohen Indigenen Mais auf den Feldern, den Tellern und in den Köpfen auf ein einziges monotones, globalisiertes Gelb reduziert.

Der Workshop lädt ein, mit dem – echten und imaginärem – Blauen Mais und den Berliner Kürbissen und Bohnen zu kochen. Eine poetisch-kulinarische Reise über die Wege und Anpassungsprozesse von Pflanzen, Geschmäckern, Mündern und ihre Sprachen.

Mittagessen um 14h

10–13h
Das Commoning-Virus: Ein gemeinsamer Ort des Verlernens, Teil 1
Stadtspaziergang, Treffpunkt: Kasse
Mit Ahmad Borham, Simon Fleury und Chara Stergiou
Auf Englisch

Der common(place) will festgefahrene und konditionierte Vorstellungen von unsichtbar-machender, hierarchischer und individualisierter Autor*innenschaft als treibende Kraft in den aktuellen Wissensökonomien verlernen. Dagegen strebt der zweiteilige Workshop eine kollektive (Un-)Autor*innenschaft an. Wie kann ein Commoning-Virus lokal aktiviert werden? Das lebendige Virus des digitalen kollaborativen Kommunikationswerkzeugs Miro-Board mutiert durch kollektive, auf Prozessen der Besetzung, Aneignung und Verhandlung basierende Un-Learning-Übungen/Aktivitäten in den physischen Raum.

Im ersten Teil des Workshops navigieren die Teilnehmenden durch die Stadt, als wäre die digitale Miro-Tafel ihre Karte. Die Route des Spaziergangs ergibt sich aus den kollektiven Orten, die die gesamte Gruppe auswählt, indem sie das Commoning realisiert. Im zweiten Teil – am Freitag, den 16. September von 10 bis 13 Uhr - reflektieren die Teilnehmenden ihren kollektiven Spaziergang und ergänzen die Miro-Tafel, die ursprünglich die Route vorgab. Ziel ist die gemeinsame Auseinandersetzung mit den Commoning-Praktiken, die geübt wurden und die Diskussion ihres Beitrags zum konzeptionellen Körper des Miro-Boards.

10–13h
Das Trauma begreifen
Arbeit mit dem Emmanuel Ringelblum Archiv Warschau und Archivmaterial aus Ruanda

Workshop im Konferenzraum 2
Mit Małgorzata Wosińska
Auf Englisch

Bei diesem Workshop vertiefen die Teilnehmenden das Thema Genozidtrauma und Krieg sowohl in Bezug auf den Holocaust als auch in Bezug auf den Völkermord in Ruanda 1994. Mit Blick auf die Schnittstellen des psychoanalytischen oder repräsentativen Bildes der Cultural Trauma Studies untersucht die Gruppe den (nicht-politischen, nicht-ethnischen, nicht-nationalen) Körper, seine bedeutungsvolle Verwundbarkeit und die menschliche (und nicht-menschliche) Resilienz in einem solchen Kontext. Hier wird versucht, über eine „westliche“ Perspektive hinauszugehen. Das bedingt eine Reflexion über die dekolonialen Paradigmen der Traumastudien wie auch der Museumsstudien und der Kunst. Inwiefern konstituieren das kritische und selbstreflexive Potenzial der Traumaforschung und der Vergleichenden Genozidforschung ein wesentliches Instrument, um den Rahmen humanitärer Maßnahmen in der Kunst neu zu bewerten? Die Materialität des Traumas wird anhand von „Sekundärquellen“ zu Massengewalt durch Archivmaterial aus Polen und Ruanda analysiert. Wie können außereuropäische Fälle von Völkermord den Menschen eine emanzipatorische Perspektive für kollektive Traumaheilung vermitteln? Lässt sich der Holocaust nicht nur als ein sakralisiertes, in der Zeit eingefrorenes, historisches Ereignis, sondern auch als lebendige anthropologische Erfahrung verstehen?

12–18h
Migro, Ergo Sum, Teil 1
Zweitägiger interdisziplinärer Workshop im Vortragssaal
Mit Marinho Pina und Sérgio Carlitos Pereira
Auf Englisch und Portugiesisch

„Unsere Körper sind älter als Grenzen“ – Susana Ferreira

Migration ist eine gängige Praxis. Die Hoffenden und Träumenden werden zum Aufbruch in neue Landschaften gedrängt. Heute ist Migration in all seinen Formen nicht nur – als geografische Frage – ein sozioökonomisches Phänomen sondern vor allem ein politisches.

In Rahmen des Workshops werden die Teilnehmenden durch Storytelling verschiedene Formen von Migration untersuchen, um Gemeinsamkeiten zu finden. Dabei sollen sich Spannungen abbauen, die durch Migrationen, Abreisen, Ankünfte, Zugehörigkeiten und Nichtzugehörigkeiten und ihre Zwischenräume ausgelöst werden. In der festen Überzeugung, dass sich gegenseitiges Verständnis auch durch geteilten Humor und Liebe entwickelt, versteht sich der Workshop als ein spielerischer Raum, in dem ernste Themen wie Religion, Glauben, Gender und Rassismen angesprochen werden können und der so eine Art sicheren Raum formt, in dem alle ihre Stimmen und Sprachen zeigen können und so ein Miteinander erschaffen können.

Am ersten Workshoptag wird Migration mit Zeichnungen, Text und Film thematisiert. Am zweiten Tag kommen Instrumente zum Einsatz, um den musikalischen Umgang mit Migration zu erproben. Das Ergebnis des Workshops wird öffentlich in der großen Runde live als Jam Session präsentiert.

15–16.30h
Kartierung von Museumsobjekten: Wilde Informationen
Gespräch und Diskussion in Konferenzraum 1
Mit Simon Fleury

Wie wird der Zustand all der Museumsobjekte erfasst, die für Ausstellungen um den Globus reisen? Die Version 3.0 des Zustandsberichts ist ein digitaler Remix der konservatorischen Materialanalyse aus den 1990er Jahren von den Raphael Tapestry Cartoons.

Der Zustandsbericht ist eine kuriose Mischung aus Bildern und überschriebenem Text mit einer langen, faszinierenden Geschichte. Erfunden wurde er vom ersten Kurator des Victoria and Albert Museums als die Cartoons in den 1860er Jahren in das Museum kamen. Bis er seine heutige digitale Form fand, unterlief er einer Reihe von Veränderungen.

Der Vortrag erzählt die Geschichte der aktuellen Version (3.0)des Zustandsberichts. Das Überschreiben einer ganzen Museumstradition birgt inhärente Möglichkeiten, um die eigensinnigen und widerspenstigen Sozioanalysen und die ausgebrannten modernen Museumsobjekte wechselseitig (los) zu binden.

15–18h
Karten und Konstellationen quilten, Teil 1
Workshop im Foyer des Konferenzraumes
Mit Wangũi wa Kamonji, Nikolay Oleynikov und Alessandra Pomarico

Welche Freuden und Hindernisse entstehen, wenn Menschen in Gemeinschaften aktiv werden? Das gemeinschaftlich praktizierte Quilten (eine Patchwork-Technik) bildet traditionell Symboliken, Szenarien und Wege Richtung Freiheit ab. Davon inspiriert lädt der Workshop ein, sich gemeinsam im Zuhören und kollektiv in Zeugenschaften zu üben und dabei Erzählungen von Zusammenhalt und Loslassen aufzuspüren.

Im Laufe der fünf Programmtage von Commonings wird in dieser gemeinschaftlichen, vielstimmigen und gegenwärtigen Auseinandersetzung vor Ort eine „tela” entstehen, ein Kunstwerk aus Stoff. Dieser Ansatz ist dabei auch der Versuch, eine Nähe zu den Schatten und Geistern des Selbst herzustellen sowie durch Gespräche kreative und experimentelle Räume der Gestaltung wachsen zu lassen – mit Platz für spontane Einfälle und Veränderungen.

16.30–18h
Mikroschritte für Infrastrukturen & Neukodierung von Agorae Hubs
Treffen im Konferenzraum 1
Mit Fabian Hesse und Mitra Wakil

Der Krieg in Europa und das weiterhin aktive Coronavirus haben den Blick auf die Dringlichkeit und Relevanz vieler Dinge geändert – im globalen Weltgeschehen aber auch privat als Folge von Krankheit. Geschwindigkeiten und Möglichkeiten haben sich verschoben. Wie lassen sich die eigenen Energien nachhaltig nutzen, effektiv einsetzen oder in den Aufbau gemeinschaftlicher Infrastrukturen investieren? Eröffnen sich dabei Formen, künstlerisch zu antworten und damit ein neues Potential, selbst etwas beizutragen? Wie minimal können Ausstattungen, Bedingungen und Ansprüche werden? Welches Ziel wird mit dieser infrastrukturellen Arbeit verfolgt? Gibt es dabei Raum für Spontaneität, Ideen mit Humor und Improvisation, führen sie zu Gemeinschaft und Narrativen?

Vor Ort wird ein kleiner 3D Drucker die Möglichkeit bieten, Konversationsobjekte zu drucken und je nach Bedarf mit anderen in Verbindung zu bringen. Das können Anknüpfungen, Adaptionen und Remixes von vorhandenen offenen Datensätzen sein oder ein Neudesign konkreter Ideen, Bedürfnisse und Ansprüche. Außerdem werden auch Fragmente aus Hesses und Wakils Workshop The Untraining Playground: Edit-a-thon on the metabolism of bodies and data gedruckt, der als Teil der New Alphabet School in Neu-Delhi stattfand. Dabei ging es um die Anwendung von Störungen und Unterbrechungen (gliches) und die Arbeit mit technologischer Entfremdung. Die Teilnehmenden hinterfragen durch Materialisierung und materielle Reproduktion im gemeinschaftlichen Prozess aktuelle Formate der Telepräsenz.