Die Architektur
Der Bau der Kongresshalle
Das Haus der Kulturen der Welt besitzt für seine Arbeit ein architektonisch und historisch interessantes Gebäude. Die Kongresshalle entstand als Beitrag der Vereinigten Staaten von Amerika zur INTERBAU 1957 in Berlin. Bei dieser internationalen Bauausstellung wurden die Entwürfe vieler prominenter Architekt*innen im Hansaviertel ganz in der Nähe verwirklicht.
Ab 1955 arbeitete Hugh Stubbins am Design eines Gebäudes, das zu einem markanten Zeichen in der Stadtlandschaft des Nachkriegs-Berlin werden sollte. Stubbins, der vor dem 2. Weltkrieg Assistent von Walter Gropius in Harvard gewesen war, kannte Deutschland. Als Stellungnahme in der als „Kalter Krieg“ bezeichneten Auseinandersetzung der Systeme plante er mit dem Bau einer Halle für kulturelle Veranstaltungen und Kongresse ein Symbol, einen „Leuchtturm der Freiheit“, der nach Osten ausstrahlen sollte. Standort wurde der ehemalige Zeltenplatz. Dort wurde der Baukörper auf einen künstlichen Hügel gesetzt, so dass seine Konturen aus dem „kommunistisch beherrschten“ Teil Berlins gut zu sehen waren.
Das Gebäude entstand nach einem Entwurf, dessen Gefühlswert von Stubbins mit „completely free“ charakterisiert wurde. Das geschwungene Dach bekam denn auch fast buchstäblich die Form von Flügeln. Es verspräche, so führte der amerikanische Architekt aus, „dass hier der Freiheit der geistigen Arbeit keine Schranken gesetzt sind.“ Unterstützt wurde dieser politische Gehalt durch den Bauträger, die Benjamin-Franklin-Stiftung.
Die bautechnische Umsetzung des programmatischen Anspruches stieß jedoch auf Schwierigkeiten: Der ursprüngliche Entwurf Stubbins‘ sah ein nur auf zwei Säulen liegendes, ansonsten frei schwebendes Dach vor. Die Idee eines nur auf wenigen Punkten ruhenden Daches entsprach dem damaligen Zeitgeist des organischen Bauens. Bereits 1953-56 hatte Eero Saarinen ein Dach für das Kresge Auditorium des Massachusetts Institute of Technologie in Cambridge konstruiert, das nur auf drei Punkten ruhte.
Das von Stubbins vorgesehene frei tragende Dach für die Kongresshalle war jedoch so nicht realisierbar. Dennoch wurde an der Idee festgehalten; eine Hilfskonstruktion musste her. Eine Abstützung über einen zusätzlichen Ringbalken über den Außenwänden des Auditoriums wurde notwendig, der das auf nur zwei Punkten liegende Dach unterstützte. Unter Architekt*innen fand diese Konstruktion nicht nur Befürworter*innen, sondern auch heftige Kritiker*innen. „Noch nie hat es ein hängendes Dach mit einer solch teuren und umständlichen Konstruktion gegeben“, urteilte Frei Otto 1956, der allerdings bereits 1955 bei seinem Musik-Pavillon in Kassel verwandte Dachformen konstruierte. Angesichts des äußerst komplizierten und empfindlichen Tragwerks des Daches der Kongresshalle gab es Sicherheitsbedenken bezüglich der Technik.
Ein Geschenk an die Stadt Berlin
Dennoch wurde die Kongresshalle nach nur einem Jahr Bauzeit am 19. September 1957 als Geschenk der US-Regierung an die Stadt Berlin übergeben. Das künstlerische Programm der Eröffnungsfeier war für die künftige Nutzung programmatisch: In einem Genremix von Theater, Symposien und Konzerten führten prominente Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Politiker*innen einen internationalen Dialog, zwischen der Neuen und der Alten Welt.
Dacheinsturz und Wiederaufbau
Am 21. Mai 1980, 23 Jahre nach Bauabschluss, geschah die Katastrophe: Das Dach der Kongresshalle stürzte ein und begrub unter seinen Trümmern einen Journalisten. Das Gutachten zum Teileinsturz der Kongresshalle kam abschließend zu folgendem Ergebnis: „Der Einsturz des südlichen Außendaches und Randbogens der Kongresshalle in Berlin wurde durch konstruktive Mängel bei der Planung und Bauausführung der Außendächer und als Folge davon durch korrosionsbedingte Brüche ihrer den Randbogen tragenden Spannglieder verursacht.
1982 beschloss der Senat von Berlin einen Wiederaufbau. Fünf Jahre dauerte die Rekonstruktion, die zum einen die wesentlichen Gedanken Stubbins realisierte und zum anderen den technischen Anforderungen und Sicherheitsbestimmungen genügen musste. Der Wiederaufbau erforderte daher einige technische Veränderungen. Die konsequente Trennung der Funktionen des Daches zum einen als Raumabschluss und zum anderen als architektonisches Zeichen wurde realisiert. Obgleich ein derart ungewöhnliches Dach auch in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts noch ein kühnes Unterfangen war, wurde eine Lösung entwickelt, die den langfristigen Sicherheits-Anforderungen entspricht. Zur 750-Jahr-Feier Berlins wurde die Kongresshalle wiedereröffnet. Zu diesem Anlass wurde auch die Skulptur Large Divided Oval: Butterfly des Bildhauers Henry Moore im Spiegelteich vor der Kongresshalle errichtet. Zwei Jahre später, 1989, wurde sie zum Sitz des damals gerade neu gegründeten HKW.
Teilinstandsetzungen und Denkmalschutz
Die politische Vorgabe, die Kosten für den Wiederaufbau in den 1980er Jahren auf 40 Millionen DM zu begrenzen, wurde erfüllt. Dies allerdings zu Lasten der technischen Infrastruktur, die nicht vollständig modernisiert wurde. Im Laufe der Zeit nahmen Anzahl und Umfang der Havarien und damit die Kosten für deren Beseitigung immer mehr zu, so dass sich nach der Übergabe des Gebäudes an den Bund zwingend die Notwendigkeit einer Teilinstandsetzung und -modernisierung des Gebäudes ergab. Pünktlich zum fünfzigsten Geburtstag des Gebäudes im Jahr 2007 wurde die Kongresshalle gründlich renoviert. Weitere Teilinstandsetzungen unter besonderer Berücksichtigung des Denkmalschutzes dauern bis heute an.