2018–2019
Mississippi. An Anthropocene River
Ein Forschungsprojekt zwischen Wissenschaft, Kunst und Bildung im Anthropozän
2018–2019
Wie kann das Anthropozän auf regionaler Ebene lesbar gemacht werden, ohne dabei seine Komplexität zu vernachlässigen? Entlang des Mississippi verdichten sich die Materialströme, Konflikte und Geschichten, die das Anthropozän hervorgebracht haben und kennzeichnen. Über ein Jahr hinweg haben Wissenschaftler*innen, Künstler*innen und Aktivist*innen in Zusammenarbeit mit Initiativen vor Ort in den USA konkrete lokale Zugänge zu planetarischen Veränderungen erforscht.
Der Mississippi ist ein sich ständig wandelndes Ökosystem, Verkehrsader für Rohstoffe und Waren und Ablagerungsgebiet für Sedimente und Schadstoffe. Entlang des Flusses entstanden die ersten befestigten Siedlungen Nordamerikas, lange Zeit bildete er die Westgrenze der europäischen Besiedlung. Über Jahrhunderte war er Wasserstraße der kolonialen Ausbeutung, an seinen Ufern lagen die historischen Zentren von Plantagenwirtschaft und Sklaverei. Ehemals weniger Fluss als immenses Flutungsgebiet, entwickelte er sich im Zuge seiner Eindämmung und Schiffbarmachung im 20. Jahrhundert zu einem gewaltigen Industrie- und Landwirtschaftskorridor. Heute reicht die menschliche Überformung der Flusslandschaft von den Forstgebieten am oberen Flusslauf über die industrielle Landwirtschaft des Mittleren Westens bis zu den Petrochemie-Zentren im Delta und den sauerstoffarmen „Totzonen“ im Golf von Mexiko.
Von Herbst 2018 bis November 2019 wurden an fünf Field Stations entlang des Flusses, auf einer dreimonatigen Anthropocene River Journey von der Quelle bis zur Mündung des Mississippi und während eines einwöchigen Campus in New Orleans die historischen, sozialen und ökologischen Transformationen dieses Mensch-Umwelt-Systems untersucht.
Gemeinsames Arbeitsinstrument des Projekts war und ist die Forschungsplattform anthropocene-curriculum.org, wo die Fragestellungen, Methoden und Ergebnisse präsentiert und diskutiert werden.