Lesungen, Gespräche

Polyglotteries # 2 - Translating Politics

Literaturen in Übersetzung

Mi 9.5.2012
19.30h
Eintritt frei
Polyglotteries

Boten zwischen den Welten, Brückenbauer, Wortschöpfer – Übersetzer und Übersetzungen sind zu Schlüsselbegriffen unseres globalisierten Zeitalters geworden: Sie vermitteln zwischen sprachlichen und politischen Systemen und sind der Kitt, der die Risse in der weltumspannenden Kommunikation glätten soll.

Wo die vielzitierte Metapher zum Schlagwort zu verkommen droht, zielen die Diskussionsabende Polyglotteries 1+2 darauf, das Feld neu zu schärfen. Während Polyglotteries 1 Übertragungen von Texten und Wissen über Zeiten hinweg untersucht, nimmt Polyglotteries 2 Übersetzungen zwischen unterschiedlichen politischen und religiösen Systemen in den Blick. Beide Lese- und Diskussionsabende finden im Rahmen des aktuellen Preisjahres des „Internationalen Literaturpreises - Haus der Kulturen der Welt“ statt – ein Preis, der die Aufmerksamkeit auf anderssprachige und internationale zeitgenössische literarische Werke lenkt und besonderes Augenmerk auf die wertvolle Arbeit zwischen den Sprachen, auf das Übersetzen legt.


Translating Politics

Lesung: Mohammed Hanif, Jérôme Ferrari

Diskussion: Claudia Kramatschek, Leila Chammaa

Mohammed Hanifs „Alice Bhattis Himmelfahrt“ und Jérôme Ferraris „Meine Seele ließ ich zurück“ thematisieren Konfrontationen und Übertragungen zwischen verschiedenen politischen und moralischen Systemen: Hier eine christliche Protagonistin in Pakistan, die mit Fanatismus, patriarchalen Strukturen und Willkür kämpft. Dort das Schicksal dreier Männer im Algerienkrieg, die sich an der Grenze von politischen und moralischen Welten bewegen und Fragen nach Glaube, Schuld und Gerechtigkeit aufwerfen. In die anschließende Diskussion zur Übertragbarkeit und Vermittlung zwischen verschiedenen politischen und moralischen Welten steigen außerdem Claudia Kramatschek, Literaturkritikerin, Kulturjournalistin und Pakistanexpertin, und Leila Chammaa, Übersetzerin aus dem Arabischen, ein.


Leila Chammaa (geboren 1965 in Beirut) ist Übersetzerin aus dem Arabischen und Gründerin der Agentur Alif zur Vermittlung arabischer Literatur im deutschsprachigen Raum. Sie studierte Islamwissenschaft, Arabistik und Politologie an der FU Berlin und im Zusatzstudium Deutsch als Fremdsprache an der HU Berlin. Seit 1990 übersetzt Leila Chammaa arabische Literatur ins Deutsche, zunächst ausschließlich Prosa, seit einigen Jahren aber auch mit Begeisterung Lyrik. Zu den im deutschsprachigen Raum bekannten Autoren, von denen sie Werke übersetzte, gehören Abbas Beydoun (Libanon), Qassim Haddad (Bahrain), Sahar Khalifa (Palästina) und Elias Khoury (Libanon). Für die Übersetzung „Yalo“ von Elias Khoury, Suhrkamp 2011, erreichte sie 2011 die Shortlist des Internationalen Literaturpreises.


Jérôme Ferrari (geboren 1968 in Paris) ist Philosophielehrer. Er unterrichtete vier Jahre lang am internationalen Gymnasium von Algier und lebt und arbeitet seit 2007 auf Korsika. „Meine Seele ließ ich zurück“ ist sein vierter Roman, für den er folgende Preise erhielt: Grand Prix Poncetton SGDL (2010); Prix Roman france Télévisions (2010).


Mohammed Hanif (geboren 1965 in Okra, Pakistan) ist Autor und Journalist in London und Karachi. Mohammed Hanif war Pilot der pakistanischen Luftwaffe, bevor er eine Karriere als Journalist einschlug. In den 1990er Jahren übersiedelte er mit seiner Familie nach London. Dort leitete er das Urdu-Programm der BBC, schrieb Artikel für The Guardian und The New York Times. Er absolvierte das renommierte Creative Writing Programme der University of East Anglia. Im Herbst 2008 kehrte Mohammed Hanif nach Pakistan zurück und arbeitet dort als Korrespondent der BBC. Sein Debütroman „Eine Kiste explodierter Mangos“, eine Satire über den mysteriösen Flugzeugabsturz des damaligen Dikators General Zia-ul-Haq am 17. August 1988, wurde bereits kurz nach Erscheinen für den Booker Prize nominiert. 2009 erhielt er den Commonwealth Writers’ Prize und den Corine – Internationaler Buchpreis.


Claudia Kramatschek (geboren 1966) ist Literaturkritikerin und Kulturjournalistin in Berlin. Seit 1997 ist sie als selbständige Literaturkritikerin, Featureautorin, Kuratorin und Kulturjournalistin tätig. Sie schreibt für den Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk (u.a. Deutschlandradio Kultur/Deutschlandfunk, WDR, SWR), die Neue Zürcher Zeitung sowie das Islamportal quantara.de, mit Schwerpunkt Indischer Subkontinent/Maghreb und moderiert regelmäßig u.a. für das LCB, die Literaturwerkstatt Berlin sowie für die Frankfurter und Leipziger Buchmesse.