Onlineprogramm

#Caring: Workshops & Film

Sa 13.6.2020
10–21h
Auf Englisch
Wattenmeer (2019), © Maternal Fantasies

Fürsorge – hier mit dem mehrschichtigen englischen Begriff „Care“ betitelt – bedeutet, die Fragilität von Beziehungsgeflechten anzuerkennen, die zwischen Menschen und Nicht-Menschen bestehen, zwischen Menschen und ihren Systemen, Infrastrukturen und Institutionen. Care als ethisches Konzept regt dazu an, soziale Bindungen und Systeme zu erschaffen, die auf einer kontext-spezifischen Moral beruhen, jenseits abstrakter oder universeller Vorstellungen von Gerechtigkeit – um Prozesse der Fürsorge, Reparatur, Pflege und Heilung in den Blick zu nehmen. Mehr Informationen...

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Samstag 13.06.

Workshops und Filme eröffnen Gespräche über die Begrifflichkeiten, Potenziale und Spannungen, die im Bereich der Fürsorge inbegriffen sind – vom ländlich-urbanen Spannungsfeld bis hin zu queer-feministischen, Schwarzen feministischen und postkolonialen Thesen.

10–12h online, mit Anmeldung
Workshop #1: Feindseligkeit und die Biopolitik der Fürsorge
Mit Edna Bonhomme

Wann betrachtet sich eine Person selbst als krank und wie prägen (post)koloniale und (post)migrantische Überreste die Art und Weise, wie Praktiken der Fürsorge archiviert, erzählt und gesteuert werden? Rassismus in Bezug auf Epidemien bringt nach wie vor sehr ungleiche Ergebnisse hervor und führt dazu, dass einige Menschen krank werden und andere nicht. Der Workshop untersucht, was Bio-Privileg ist und wie es im Widerstreit mit Politiken der Fürsorge wirkt. Im Bemühen darum, verkürzte und verallgemeinernde Behauptungen über Care zu überwinden, diskutiert der Workshop Feindseligkeit und Fürsorge am Beispiel des aktuellen Coronavirus und anderer Epidemien und versucht offenzulegen, wie die am stärksten marginalisierten Menschen Europas mit Erkrankungen umgehen. Fürsorge ist zentral für queere und feministische Theorien; sie ist allgegenwärtig und zeigt sich darin, wie Menschen durch die Welt gehen, ob sie leben oder lediglich überleben. Der Workshop untersucht, wie die enge Beziehung zwischen Toxizität, Gesundheit und Care dabei helfen kann zu verstehen, wie Menschen heilen.

13–15h online oder im HKW, mit Anmeldung
Workshop #2: Agro-zentrisches Denken: Wege zu einer kollektiven biografischen Imagination?
Mit Andreas Doepke, hn. lyonga
Auf Englisch, deutsche Übersetzung möglich

In diesem dialog-zentrierten Workshop loten die Teilnehmenden den Zusammenhang zwischen Landwirtschaft und Fürsorgearbeit aus. Kann Landwirtschaft in persönlichen Biografien präsent bleiben, auch wenn ihre Praktiken im Laufe des eigenen Lebens oder bereits vor einigen Generationen aufgegeben wurden? Die Teilnehmenden diskutieren, inwiefern das „Verankertsein“ von Land eine Infrastruktur bildet, die greifbare und nicht greifbare Spuren hinterlässt. Wie können diese Überreste als Ressourcen aktiviert werden, um Verbindungen zwischen Stadt und Land neu zu erfinden? In einem Gespräch untersuchen die Teilnehmenden die Potenziale des Wissens über die Fürsorge um sich selbst, um eine (ländliche) Gemeinschaft, Land, Pflanzen und Tiere. Sei es als eine Art von Nostalgie oder als Verantwortungsgefühl, um Unterkunft, Essen und Zugang zu Bildung zu gewährleisten – die Sorge um Land lässt sich auf viele andere Zusammenhänge übertragen und kann dabei helfen, gemeinsame Zukünfte zu erarbeiten.

Für Workshop #2 ist geplant, zusätzlich zur Online-Teilnahme auch eine Teilnahme vor Ort im HKW zu ermöglichen. Die Entscheidung ist abhängig von den aktuellen Vorgaben zum Umgang mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 und wird angemeldeten Teilnehmer*innen per Email mitgeteilt.

16–19h online, mit Anmeldung
Workshop #3: Andere Zukünfte: Träumen mit Orakelpraktiken
Mit Loren Britton, Romi Morrison, Helen Pritchard, Eric Snodgrass
Auf Englisch, deutsche Übersetzung möglich

Der Workshop wendet Methoden der Black Feminist Poet(h)ics an und stellt Fragen zur digitalen Umwelt. In einem angeleiteten Prozess des Kennenlernens, Schreibens, Auswählens, Lesens und Erahnens befragen die Teilnehmer*innen ein Orakel, was es ermöglichen soll, die Welt anders zu denken. Dabei ist das Orakel keine Quelle, aus der man etwas schöpft, sondern eine, mit der man arbeitet. Während des Workshops wird ein Text als Orakel dienen: der Gedichtband M Archive. After the End of the World (2018) von Alexis Pauline Gumbs. Im Reflektieren über die Ethik computergestützter Praktiken bieten die Workshopleiter*innen das Orakel als kritisch-technische Praktik an, da es neue Möglichkeiten und Fantasien der Verantwortung eröffnet, die im Zuge der Automatisierung und Digitalisierung entstehen. Das Orakel verlangt, die Welt auf eine andere Weise zu denken, und führt vor, was Freisein für uns alle bedeuten könnte.

20–21h Livestream auf hkw.de
Öffentliches Programm: The Book of S of I. Chapter One: Creatures born from Hopelessness
Online-Filmscreening von Malu Blume mit anschließendem Künstler*innengespräch, moderiert von Sascia Bailer

Eine andere Welt, Post-Apokalypse. In ihrer Videoarbeit nimmt Malu Blume die Zuschauer*innen mit zurück in die Zukunft: Der erste Teil der Trilogie erscheint wie ein fiebriger Albtraum, der sich zu einem utopischen Traum wandelt. Körper in gemeinsamer Lust beschwören die Geister der Vergangenheit und Zukunft herauf. The Book of S of I ist eine queer-feministische Sci-Fi-Saga über den Wunsch nach Zugehörigkeit, die Kraft gegenseitiger Fürsorge, körperliches Verlangen und die Sehnsucht nach Zärtlichkeit. Das Video entstand in Zusammenarbeit von İpek Hamzaoğlu und Laura Nitsch von HEKATE – Film & Video Collective mit Marwa Abou Hatab, Roya Asaadian, Magdalena Fischer, Camila Rhodi, Sofi Utikal und Rosa Wiesauer. Es wurde für die Förderpreis-Ausstellung Fantastic Futures im M.1 der Arthur Boskamp-Stiftung entwickelt.

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