Kino
Lettre de Beyrouth | The Women Next Door
Mo 20.6.–Mo 22.8.2022
Jeden Montag
Jeweils 17.45h
Eintritt frei
Lettre de Beyrouth (Brief aus Beirut)
R: Jocelyne Saab, Frankreich / Libanon 1978, 48 min., arabische/französische/englische OV mit engl. Untertiteln
Lettre de Beyrouth ist – in den Worten der Filmtheoretikerin Rasha Salti – „ein Mosaik aus Begegnungen und Beobachtungen“. Der zweite Film in Jocelyn Saabs Beirut-Trilogie wurde drei Jahre nach dem Beginn des Libanon-Kriegs während einer Zeit ungewöhnlicher Ruhe gedreht. Saab besucht Menschen daheim, fährt mit dem Bus durch eine geteilte Stadt, passiert Checkpoints und versucht, sich ein Bild von der Lage zu machen; dazu ist aus dem Off die Stimme der Lyrikerin und Künstlerin Etel Adnan zu hören. „Die zunehmende Einschränkung der Bewegungsfreiheit in der Stadt“, schreibt Salti, „zieht sich wie ein roter Faden durch den Film. Die Checkpoints sind die klar erkennbare physische Seite dieser Beengtheit, aber darüber hinaus wollte Saab auch die zunehmend auseinanderklaffende gegenseitige Wahrnehmung der gesellschaftlichen Gruppen erfassen.“
The Women Next Door
R: Michal Aviad, Israel / Palästina 1992, 84 min, hebräische/arabische/englische OV mit engl. Untertiteln
Michal Aviad hatte bereits zehn Jahre in den Vereinigten Staaten gelebt, als im Dezember 1987 die erste Intifada ausbrach. Sie kehrte nach Israel zurück, um einen Film über den Konflikt zu drehen. Mit dem Auto fuhr sie in Jerusalem los, gemeinsam mit der Kamerafrau Yvonne Miklosh aus Israel und der palästinensischen Regieassistentin Buthina Khoury. Den Zweck der Reise, die über diverse Checkpoints führte, benennt Aviad in ihrem Voiceover gleich zu Beginn des Films. Es ging darum, „Frauen zu treffen, vor allem Frauen. Israelische Frauen und palästinensische Frauen. Mütter und kinderlose Frauen. Frauen in den besetzten Gebieten und an deren Rand. Frauen von deren Seite, Frauen von meiner Seite. Aber was ist eigentlich meine Seite?“ In The Women Next Door löst sich jedes binäre Verständnis der Besatzung in ein pluralistisches Feld aus Positionen auf. Aviad versucht herauszufinden, ob Gender ein Solidaritätsgrund sein könnte, hebt aber auch die Ungleichheiten in den Erfahrungen der Frauen hervor. Feministische Deklarationen sind keine Garantie für ein umfassendes Bekenntnis zu Gerechtigkeit.