Film, Gespräch
Bodies of Fact: Das Archiv als Zeuge und Stimme
Mit Filipa César, Grada Kilomba, Diana McCarty und Krista Belle Stewart, Moderation: Denise Ryner
Konferenzraum 1
16h Künstlerinnengespräch
Hirschfeld Bar
Auf Englisch
Das Archiv als Ordnungsverfahren teilt gesellschaftliche Positionen zu und festigt sie. In den gezeigten filmischen Arbeiten deuten Filipa César, Grada Kilomba, Diana McCarty und Krista Belle Stewart dokumentarische Bewegtbilder von Kolonialismus und Entkolonialisierung um. Statt als politische und kulturelle Fakten lesen sie diese neu als private Zeugnisse und verkörpertes Gedächtnis.
Die Künstlerinnen entgegnen in ihren aktuellen Arbeiten der Tendenz zur Historisierung von Archivmaterialien. Mit der Kuratorin Denise Ryner sprechen sie über ihre Auseinandersetzung mit dem materiellen und ästhetischen Erbe von Kolonialismus und Entkolonialisierung. Lassen sich dokumentarische Bilder ihrer ursprünglich ethnografischen Zwecke, ihrer Funktion der kulturellen Regulierung oder Konstitution von Nationalerzählungen entfremden?
In dem Film Conakry (2013) überlagert die Künstlerin Filipa César Aufnahmen aus dem Filmarchiv der Unabhängigkeitsbewegung Guinea-Bissaus von 1972 mit den Reflektionen der Künstlerin Grada Kilomba und der Radio-Aktivistin Diana McCarty, die diese Bilder und ihre Geschichte hinterfragen und mit ihren eigenen Erinnerungen verknüpfen. So entsteht eine Reise durch Zeit, Raum und Medien. Der 16-mm-Film entstand in einer einzigen Einstellung am Haus der Kulturen der Welt.
In Seraphine, Seraphine (2015) montiert Krista Belle Stewart dokumentarisches Filmmaterial ihrer Mutter Seraphine zu Momenten eines Lebens zwischen privater Erinnerung und öffentlicher Anhörung: Ausschnitte eines Doku-Dramas von 1967 zeigen die Mutter als erste indigene Krankenpflegerin in der staatlichen Gesundheitsvorsorge Kanadas. Aufnahmen von 2013 dokumentieren ihre Aussage als Überlebende vor der kanadischen Wahrheits- und Versöhnungskommission, die die systematische Unterdrückung und den kulturellen Genozid an der indigenen Bevölkerung durch das staatliche Schulsystem untersuchte.
Zur Biografie von Filipa César
Grada Kilomba, portugiesische Autorin und interdisziplinäre Künstlerin, beschäftigt sich mit den Themen Erinnerung, Trauma, Rassismus, Geschlecht und Postkolonialismus. Sie hat ihre Arbeiten international gezeigt, unter anderem bei der documenta 14, der 32a Bienal de São Paulo 2016, der Art Basel 2016, der Cape Town Art Fair, der transmediale, und an der Wiener Secession. In ihrer Arbeit adressiert Kilomba über die Erforschung neuer Formate die „koloniale Wunde“, um Wissen und Geschichte(n) zu dekolonialisieren. Kilomba lebt in Berlin.
Zur Biografie von Diana McCarty
Zur Biografie von Krista Belle Stewart
Unterstützt von dem British Columbia Arts Council, dem Canada Council for the Arts und der Botschaft von Kanada.