Unsere Schule! Ideenwettbewerb

Von Robotern in der Turnhalle bis hin zu Fächern, die auf die Steuererklärung vorbereiten, basisdemokratischer Lehrplangestaltung oder Tieren, Handys und VR-Brillen im Unterricht – Schüler*innen von Lengenfeld unterm Stein bis Teheran, von Köln bis Tokio sendeten über zweihundert Zukunftsvisionen beim Kreativwettbewerb ein. Bis zum 31. Januar 2018 konnten Schüler*innen von 5 bis 19 Jahren ihre Wünsche und Forderungen für die Schule von morgen einreichen. Aus allen Ideen entsteht ein Schüler*innen-Manifest, das die wichtigsten Forderungen der Kinder und Jugendlichen zusammenfasst

Aus allen Beiträgen wählte die Jury jeweils fünf Finalist*innen für die Altersklassen 5-9 Jahre, 10-14 Jahre und 15-19 Jahre sowie in der Kategorie Deutsche Auslandsschulen aus. Die Gewinner*innen reisten zum Abschlussfestival nach Berlin, wo bei der Preisverleihung in Anwesenheit des Bundespräsidenten die Finalist*innen-Beiträge präsentiert werden.

Der Ideenwettbewerb hat einen Vorläufer: In den Jahren 2001 und 2011 veröffentlichte die britische Zeitung The Guardian zwei Children’s Manifestos, die aus zwei The School I‘d Like -Wettbewerben hervorgingen. Das Konzept wurde mit freundlicher Genehmigung von Dea Birkett übernommen und vom HKW weiterentwickelt.

Ein Projekt von dem Haus der Kulturen der Welt und der ZEIT Verlagsgruppe unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten

Die Jurykommentare zu den Gewinner*innen

Kategorie 5-9 Jahre

© Theodor-Haubach-Schule

Unsere Schule – unsere Wünsche!
Theodor-Haubach-Schule, Hamburg

Ein Schulhalbjahr lang haben zehn Schüler*innen jahrgangsübergreifend an einer A3-Bilderreihe gearbeitet. Jedes der von den Schüler*innen kreierten Bilder ist geprägt von einer eigenen Thematik und Komplexität. Durch die Kombination der Bilder in der aufklappbaren Bilderreihe fügen sich die individuellen Beiträge in ein harmonisches Gemeinschaftsprodukt. Entstanden ist ein beeindruckendes Gesamtkunstwerk, das sich durch eine Vielfalt von Motiven auszeichnet, die realistische Forderungen (beispielsweise der nach einem Ruheraum) mit Momenten des Spekulativen (wie dem Wunsch nach eine Zeitmaschine) verknüpfen.

Kategorie 10-14 Jahre

© Manfred-von-Ardenne-Gymnasium, Filmstill

Ode an die Schule
Manfred-von-Ardenne-Gymnasium, Berlin

Ein mitreißendes Musikvideo, das das schulkritische Reenactment eines Britney-Spears-Songs aus den 1990er Jahren präsentiert, überzeugt die Jury, trotz der in Teilen traditionelle Gender-Rollen affirmierenden Bildsprache, durch eine fundierte und konzentriert formulierte Kritik am Schulbetrieb und seinen Zwängen. Gleichzeitig werden zahlreiche realitätsnahe – und dringliche – Veränderungsmöglichkeiten formuliert. Besonders positiv wahrgenommen wurde das hohe Maß an Kreativität, das sich sowohl auf der textlichen Ebene als auch in der performativen Darstellung zeigt und die große Freude am Projekt, die von den Schüler*innen transportiert wird.

Kategorie 15-19 Jahre

© Gymnasium Allermöhe, Ausschnitt

Das Swampnasium… als innovative Schule der Zukunft
Gymnasium Allermöhe, Hamburg

Das Kunstlabor der 9. Klassen beeindruckt die Juror*innen durch die Einreichung eines überwältigend vielschichtigen Konzepts für die Schule der Zukunft. Erfindungen wie die „Holowatch“ oder der „Jonnymat“, magische Orte und die geheime Spickerboutique sind nur einige der Eckpunkte für die neue Schule. Der Beitrag ist geprägt von einer visionären Ernsthaftigkeit, die sich durch ein Bewusstsein für soziale Verantwortung ausweist, aber die eigenen Ideen auch durchaus selbstironisch zu thematisieren weiß. Nicht zuletzt werden die Ideen in einer außerordentlich ästhetischen und plastischen Weise durch die eingereichte Projektdokumentation präsentiert.

Kategorie Deutsche Auslandsschulen

© Deutsche Schule Tokio Yokohama, Filmstill

Kamishibai (Bildergeschichten-Show)
Deutsche Schule Tokio Yokohama, Japan

Ihre Ideen zur Schule der Zukunft präsentieren die Schüler*innen einer 8. Klasse in Form eines abwechslungsreichen und spannenden Kamishibai, einer japanischen Erzählform in Bildern, das als Videoclip aufgezeichnet wurde. Der sehr durchdachte Beitrag ist nicht nur schön anzusehen. Die von den Schüler*innen entwickelten Ideen fokussieren auf ökologische Schulgestaltung und angstfreies, sinnvolles und kooperatives Lernen in einem vom Notendruck befreiten System mit vielen individualisierten Wahlmöglichkeiten für die Schüler*innen.

Sonderpreis

© Internationale Deutsche Schule Paris, Filmstill

So lernen wir in 60 Jahren – unsere Schule der Zukunft
Internationale Deutsche Schule Paris, Frankreich

Der Beitrag in Form eines raumfüllenden Leporellos, an dem alle 85 Grundschüler*innen der Internationalen Deutschen Schule Paris mitgearbeitet haben, überzeugt die Jury sowohl inhaltlich als auch ästhetisch. Das mit einem Film dokumentiere Ergebnis ist nicht nur sehr detailliert und schön gestaltet, es bringt auch die Begeisterung zum Ausdruck, mit der an der Entwicklung neuer Ideen gearbeitet wurde. Texte und Bilder präsentieren Wünsche nach Tieren in der Schule, einem Teleportationsteppich, einem Pool, einem fliegenden Häuschen oder einer Unterwasserschule.

Die Jurykommentare zu den weiteren Finalist*innen

Kategorie 5-9 Jahre

© Astrid-Lindgren-Schule, Filmstill

Der Weg zur Wunderschule
Astrid-Lindgren-Schule, Ladenburg

Der Beitrag verbindet Individualität und Gemeinschaftlichkeit: die Ideen von über 100 Schüler*innen wurden zum einem kreativen Gemeinschaftsprodukt der Wunderschule zusammengefügt. Doch nicht nur dieser methodische Aspekt überzeugt die Jury: Inhaltlich demonstrieren die Ideen der Schüler*innen sowohl ein großes Bewusstsein für Nachhaltigkeit und ökologische Verantwortung als auch kritische Perspektiven auf den aktuellen Schulbetrieb und fantasievolle Entwürfe für ein künftig gemeinsames, inklusives und freudvolles Lernen.

© Wiesenklasse, IOGS Kretzerstraße, Scan

Schule der Zukunft,
Wiesenklasse, IOGS Kretzerstraße, Köln

Das von einer 3. Klasse eingesandte gebundene Projektbuch dokumentiert die partizipativ entstandene Ideensammlung der jungen Kölner Zukunftsvisionär*innen. In Wort und Bild sind von Massageräumen über ein Engel-Museum und einen Weltraumbahnhof bis hin zu Zeitmaschinen und Schneemannrobotern allerlei fantastische Zukunftsentwürfe auf 50 Seiten zusammengefasst. Doch nicht nur die visionäre Energie des Beitrages imponiert der Jury, sondern auch die fundierte Kritik am Ist-Stand der Institution Schule und die im Projektbuch deutlich werdende Intensität des Arbeitsprozesses.

© Hausburg-Grundschule, Foto: Christina Harles

Schul-Wunsch-Knallbonbon
Hausburg-Grundschule, Berlin

Die Hausburg-Grundschule in Berlin beteiligte sich in einer ungewöhnlichen Form am Wettbewerb: Zwei Knallbonbons erreichten das Haus der Kulturen der Welt. Als die Bonbons mit einem lauten Knall durch das Ziehen an den Enden geöffnet wurden, streuten sie dutzende bunte Wünsche und Forderungen an die Schule der Zukunft aus. Die Wünsche reichten von der Abschaffung von Hausaufgaben über das Errichten einer Rutsche in der Schule bis hin zum barrierefreien Schulhaus. Die wundervolle Idee, Schulkritik und utopische Wünsche mit einem Knalleffekt Geltung zu verschaffen, überzeugt die Juror*innen.

© Grundschule Schenkendorf, Foto: Maria Vittoria Trovato

Das Klassenzimmer der Zukunft
Grundschule Schenkendorf, Koblenz

Die Jurymitglieder nominierten diesen Beitrag, da es ihm gelingt, ein beinahe unerschöpfliches Reservoir an Ideen zu präsentieren, die sich gemeinsam zu einer ganzheitlichen Vision zukünftigen Schullebens verbinden. Die Spannweite der Bestandteile des Beitrags ist dabei so formenreich wie inhaltlich vielfältig: Modellräume, Plakate und Aufsätze präsentieren Ideen vom Yoga- und Party-Raum, über den Schulzoo bis hin zu Methoden inklusiven Lernens und abenteuerlichen Lernwegen auf einer Schlittschuhbahn.

Kategorie 10-14 Jahre

© Humboldtschule, Filmstill

Komm mit in die Zukunft
Humboldtschule, Bad Homburg

Ein fundierte Kritik am Regelschulsystem mit visionären und partizipativen Zukunftskonzepten verbindendes Video reichte der Kurs Darstellendes Spiel ein. Durch die dramaturgische Komposition des Filmmaterials wurden die Kontraste zwischen heutigem Schulalltag und der Vision einer künftigen Lernpraxis visuell ansprechend dargestellt. Ausschlaggebend für die Nominierung des Beitrages durch die Jury sind zusätzlich die überzeugenden Entwürfe künftiger Lehr-Lern-Arrangements, beispielsweise eines Formates, in dem die Schüler*innen die Lehrer*innen unterrichten.

© Sophie-Scholl-Schule, Scan

Schule, die keine Grenzen kennt – Eine Schüler(innen)zeitschrift
Sophie-Scholl-Schule, Berlin

Schüler*innen zweier 8. Klassen formulierten ihre Ideen und Fragen an die Schule der Zukunft in einer Schüler*innenzeitung. Trotz des eher konventionellen Layouts überzeugen die Inhalte und die durchdachte Struktur des Beitrags die Jurymitglieder. Zahlreiche spannende Forderungen und innovative Ideen werden formuliert. Beispielsweise die 20-Stunden-Woche für Schüler*innen und die Möglichkeit, den Stundenplan selbst zu gestalten. Zum Nachdenken bringt die Frage nach den Möglichkeiten online-basierten Home-Schoolings. Reportagen, Interviews und ein Rätsel runden die Zeitung ab.

© Albrecht-Dürer-Gymnasium

Schulkunft-Blog
Albrecht-Dürer-Gymnasium, Berlin

Das von Schüler*innen des Berliner Albrecht-Dürer-Gymnasiums eingerichtete Blog beeindruckt die Juror*innen nicht nur mit seinem professionellen Erscheinungsbild und der Vielzahl unterschiedlicher und kreativer Medienformen, die sich dort finden, sondern auch durch die Öffentlichkeit, die die Form eines Blogs herstellen kann. Die hier aufgestellten Forderungen bleiben nicht im Binnenraum der Schule sondern sind gleichsam als bildungspolitisches Statement veröffentlicht. Eine breite Leser*innenschaft ist dem Blog aufgrund den innovativen und zum Teil bis ins Detail durchdachten Ideen zu wünschen.

© Grundschule an der Bäke, Foto: Vanessa Banspach

Ideenrolle… wenn Schule beteiligt
Grundschule an der Bäke, Berlin

Mit ihrer mehreren Meter langen, als Wandbild verwendbaren, Ideenrolle überzeugt die jahrgangsübergreifende Projektgruppe mit über 130 Schüler*innen die Juror*innen. Die innovative Form des Beitrages besticht gemeinsam mit der kreativen und gemeinschaftsorientierten Entwicklung. Entstanden ist eine beeindruckende Bildungslandschaft, die durch solide und umsetzbare Verbesserungsvorschläge strukturiert ist und von utopischen Momenten aufgelockert wird. Sie repräsentiert eine solidarische, nachhaltige und auf dem neuesten technischen Stand befindliche Idee von Schule

Kategorie 15-19 Jahre

© Paul-Natorp-Gymnasium, Foto: Maria Vittoria Trovato

Lapbook
Paul-Natorp-Gymnasium Berlin

Das Lapbook verbindet pädagogische Visionen mit bildungspolitischen Forderungen. Die einfallsreich gestaltete Wandzeitung mit zahlreichen versteckten Überraschungen wird von der Jury nominiert, da sie auf durchdachte Weise und äußerst überzeugend ihre Ideen zur Schule der Zukunft präsentiert. Einige der Forderungen, wie die nach einem Home-Office-Tag für Schüler*innen, dem Ausbau der Kooperationen mit anderen Schulen oder der Stärkung von Individualität und Diversität weisen dabei in eine schüler*innenorientierte und wünschenswerte Schulzukunft.

© Allgemeine Sonderschule Rogatsboden, Ausschnitt

Meine Schule der Zukunft für Kinder mit und ohne Behinderung
Allgemeine Sonderschule Rogatsboden, Purgstall, Österreich

Im futuristischen Comic eines Schülers folgen die Leser*innen Leon, dem Alter Ego des Autors, auf die Entdeckungsreise durch eine barrierefreie Zukunftsschule, in der durch den Einsatz von Holografie, Robotern, Raketenrollstühlen und Schnellbahnen vielfältige Lernerfahrungen möglich sind und alle Kinder Zugang zu spannenden Bildungsorten haben. Diese Ideen und ihre grafisch-gestalterische Umsetzung überzeugen die Jury.

© Jacob-Grimm-Schule & Albert-Schweizer-Schule, Filmstill

Das, was in mir steckt
Jacob-Grimm-Schule & Albert-Schweizer-Schule, Kassel

Zwei Schüler*innen loten in ihrem Video-Essay das Verhältnis von individueller Persönlichkeitsentfaltung und schulischem Lernen aus. Die Juror*innen loben die philosophische und ästhetische Qualität des Beitrages, dem es gelingt, den Bogen von anthropologischen Grundfragen zu schulpraktischen Reformmaßnahmen, wie Projektarbeit, alternativer Bewertung und stärkenorientiertem Arbeiten zu schlagen.

© Berufskolleg für Grafik-Design, Ausschnitt

24 Stunden: Unsere Schule
Berufskolleg für Grafik-Design, Stuttgart

Die digital erzählte Geschichte wird nominiert, da es in herausragender Weise nicht nur eine überzeugende Vision künftiger Bildungspraxis entwickelt und präsentiert – sondern schon in der Projektumsetzung vorwegnimmt. 24 Stunden: unsere Schule realisiert eine temporäre Vision utopisch-extatischer Lerngemeinschaft, die nicht nur zu beeindruckenden inhaltlichen und ästhetische Resultaten kommt, sondern auf die Möglichkeiten innovativer Lernsettings im Jetzt aufmerksam macht.

Kategorie Deutsche Auslandsschulen

© Deutsche Schule Alexander von Humboldt, Filmstill

Tagesschau-Sondersendung aus Lima zu Thema Schule der Zukunft
Deutsche Schule Alexander von Humboldt, Lima, Peru

Die Tagesschau ist eine Institution im deutschen Fernsehen. Doch eine Sondersendung zur Schule der Zukunft gab es bisher noch nicht. Dieses Manko haben Schüler*innen der Deutschen Schule Alexander von Humboldt nun beseitigt. Sie berichten über die Bildungsrevolution der Zukunft, die von Kanzlerin Merkel zur Chefsache erklärt worden sei. Die Projektgruppe stellt drei Säulen der Bildungsrevolution – Infrastruktur, Unterrichtskonzept und außerschulische Aktivitäten – dokumentarisch vor und überzeugt die Jury damit sowohl inhaltlich als auch mit der handwerklichen Umsetzung bei der Produktion der Nachrichtensendung.

© Deutsche Internationale Schule Den Haag, Scan

Lyrik und Prosa
Deutsche Internationale Schule Den Haag, Niederlande

Die düster-dystopische Realität gegenwärtiger Schulen bringen in einzigartiger Weise die gesammelten Lyrik- und Prosa-Beiträge der Schüler*innen zum Ausdruck. Konzise verleihen sie Erfahrungen von Macht und Ohnmacht, Sinn und Unsinn im nicht immer auf Bildung bezogenen pädagogischen Betrieb Ausdruck. Positive Visionen einer Schule der Zukunft konnte die Jury zwar auch einige in diesen Beiträgen finden, doch die facettenreichen und durchgängig hochwertigen Texte treffen mit ihren zu generalisierter Kritik geformten subjektiven Erfahrung den Nerv der Juror*innen.

© Deutsche Schule Barranquila, Filmstill

Unsere innovative Schule der Zukunft
Deutsche Schule Barranquila, Kolumbien

Vier Schüler*innen der 10. Klasse reichten ein innovatives Schulmodell samt pädagogischem Reformprogramm via Video ein, das ganzheitliches und forschendes Lernen, soziales Miteinander und technische Innovation mit ökologischer Nachhaltigkeit verbindet. Das vielgestaltige Modell in Kombination mit einer ins Detail gehenden Begründung ihrer Änderungsvorschläge beeindruckt die Juror*innen genauso, wie die professionelle multimediale Präsentation des Projekts.