Vortrag und anschließendes Gespräch
Elena Esposito: Was (ver)binden die Bonds?
Das Eigentum an der Zukunft und die Verantwortung für die Gegenwart
Anschließend Gespräch mit dem Ökonomen und Soziologen Michael Hutter
Schulden werden stets mit Schuld in Verbindung gebracht. Traditionell war aber nicht der Schuldner schuldig sondern derjenige, der einen Profit daraus zieht, etwas zu verkaufen, was ihm nicht gehört: Zeit. Heute hat sich die Lage verschoben und die Schuld wird nicht den Gläubigern zugeschrieben, sondern denjenigen, die sich verschulden (vielleicht unverantwortlicherweise) – die Struktur ist aber dieselbe. Bonds operieren mit dem Faktor Zeit, genauer gesagt mit der Zukunft. Sie nutzen die Zukunft in der Gegenwart, in der Hoffnung, eine reichere Zukunft zu generieren, die es ermöglicht, die Schulden zurückzuzahlen. Das Problem dabei – wie die Finanzkrise gezeigt hat – ist der Zirkelschluss. Wenn wir uns an die Zukunft binden, binden wir uns an etwas, das noch nicht existiert, sondern von unserem gegenwärtigen Verhalten abhängt – und oft genug von unseren Erwartungen und Berechnungen abweicht.
Elena Esposito lehrt Kommunikationssoziologie an der Universität Modena und Reggio Emilia. 2011 veröffentlichte sie „The Future of Futures. The Time of Money in Financing and Society“.