Kino
Iris | Lie Back and Enjoy It | Cycles | I Don’t Know | Jennifer, Where Are You?
So 26.6.–So 21.8.2022
Jeden Sonntag
Jeweils 17.15h
Eintritt mit Ausstellungsticket
Iris
R: Maria Lassnig, USA 1971, 11 min, engl. OV
Iris ist das erste von insgesamt vier Porträts in der Reihe Soul Sisters, die Maria Lassnig in ihrer Zeit in New York drehte. Mit verschiedensten Techniken (u. a. Doppelbelichtung, Stop-Motion-Fotografie, verzerrende Spiegel, unkonventionelle Kamerawinkel) gelingt der österreichischen Künstlerin eine ungewöhnliche Repräsentation weiblicher Nacktheit als Körperlandschaft – in diesem Fall mit ihrer Freundin Iris Vaughan. Lassnig, die vor allem als Malerin bekannt ist, prägte den Begriff Körperbewusstsein für ihren Ansatz, der auch in diesem Film deutlich zu erkennen ist. Realistische Darstellungen der menschlichen Form lässt sie hinter sich, um körperliche Empfindungen besser vermitteln zu können.
Lie Back and Enjoy It
R: JoAnn Elam, USA 1982, 8 min, engl. OV
„Ich mag deine Idee für diesen Film nicht.“ Mit diesen Worten beginnt Lie Back and Enjoy It, in dem eine Frau einem männlichen Regisseur antwortet, der über sie beide einen „persönlichen Film“ machen möchte. Zwei Stimmen ohne Körper diskutieren über Sexismus, Macht und die Politik der Repräsentation. Dazu flackern Bilder des Gesichts der Frau über die Leinwand, gelegentlich unterbrochen von Textfragmenten. JoAnn Elam verwendet optical printing (die Verdoppelung einzelner Filmkader), um die Illusion des Filmischen zu durchbrechen. Je länger der Film läuft, desto stärker wird das Bild der Frau zerstückelt und unklar. Kann diese Intervention die Frau aus der Objektivierung erlösen, der sie unterliegt? Oder handelt es sich um eine Allegorie ihrer tatsächlichen Unsichtbarkeit in einer patriarchalen visuellen Kultur?
Cycles
R: Zeinabu irene Davis, USA 1989, 16 min, engl. OV
In Cycles wartet eine Frau auf ihre Periode, die Zeit füllt sie mit Hausarbeit und Körperpflege. Zeinabu irene Davis zeigt die Routinen und Freuden im Leben ihrer Protagonistin mit einer poetischen Sinnlichkeit – unter Rückgriff auf afrokaribische Lieder und Spiritualität. „Das Coole daran ist“, so die Filmemacherin: „Die Leute können sich den Film ansehen, ohne eine Ahnung davon zu haben, dass ich zugleich Hintergründe über Kultur und Geschichte erschließe, die hoffentlich eine größere Wertschätzung und ein Verständnis von Schwarzer Kultur ermöglichen – nicht zuletzt im Hinblick auf das Frausein und die Würdigung Schwarzer Frauen.“ Davis bezeichnet sich nicht als Feministin, sondern als womanist, denn: „Es gibt ein Problem mit manchen Idealen des Feminismus, sie treffen nicht den Kern dessen, was ich als Schwarze Frau, Mutter, Tochter, Ehefrau etc. bin.“
I Don’t Know
R: Penelope Spheeris, USA 1970, 20 min, engl. OV
I Don’t Know ist der erste von zwei kurzen Filmen mit Jimmie – einer Femme, die manchmal als Er und manchmal als Sie angesprochen wird. Penelope Spheeris war während der Produktion Studentin an der University of California, Los Angeles. Der Film verweigert sich nicht nur der Binarität von Geschlecht, sondern auch einer klaren Trennung zwischen dem Dokumentarischen und Fiktionalen. Interviews und Vérité-Bildmaterial werden mit Reenactments von tatsächlichen Ereignissen und Fantasiesequenzen verbunden, erforschen Freundschaft, Gewalt, Liebe und Geld im Leben von Jimmie und Linda, der lesbischen Schwester von Spheeris.
Jennifer, Where Are You?
R: Leslie Thornton, USA 1981, 11 min, engl. OV
Ein kleines Mädchen blickt in einen Handspiegel, trägt roten Lippenstift auf. Die Probe auf weibliches Verhalten geht von der ersten Minute an schief: Das Rot verläuft über die Lippen, das Make-up verschmiert das Gesicht zu einer Clownsgrimasse. Eine unheimliche und eindringliche männliche Stimme kommt wie ein Echo von der Tonspur, ruft immer wieder die Titelfrage des Films, eine Antwort bleibt jedoch aus. Bilder von einem Haus und Erwachsenen erscheinen über die Horizontachse gebrochen, die Embleme einer reproduktiven Zukünftigkeit sind buchstäblich auf den Kopf gestellt. Zum Ende hin ist das Vergnügen des Mädchens einer verdrießlichen Stimmung gewichen. Mit finsterem Blick weigert sie sich, ein brennendes Streichholz auszublasen, das ihr von außerhalb des Bilds entgegengehalten wird. Sie blickt auf die Flamme. Die Stimme ruft immer noch nach ihr.