Workshops, Performance
#Feralizing: Tag 2
Anmeldung ab sofort möglich
Verwildern kann nur was zunächst vom Menschen domestiziert wurde, dann jedoch außer Kontrolle geriet und nicht mehr zu bezähmen war. Das Wilde kann chaotisch sein und unbändig, ein unreines Areal zwischen natürlich und künstlich, Technologie und Imagination, Wissenschaft und Kunst. Menschen und nichtmenschliche Tiere, Ökologien, Effekte und Prozesse, aber auch Theorien können in diesem Sinn verwildern. Alle diejenigen, die sich nicht in einer desolaten Lage befinden, werden sich wohl kaum für den Zustand dieser Wildnis entscheiden. Denn er ist oft von Gewalt, Isolation und Unsicherheit geprägt. Aber ist die politische, ökologische und soziale Gegenwart nicht weitgehend in einem desolaten Zustand? Für diese Ausgabe der New Alphabet School versammeln sich moderne Hexen, Künstler*innen, Stadtgärtner*innen, Geschichtenerzähler*innen und Ausreißer*innen. Sie erkunden diese multidimensionalen Räume in Vorträgen und Workshops, um herauszufinden, wie sich wilde Kartografien als befreiende Wirrungen ansprechen, erschaffen und nutzen lassen. Lässt sich eine wilde Spiritualität praktizieren, obwohl Verbindungen zu bestimmten Traditionen verloren sind? Wie über wilde Dinge sprechen, wenn sie nicht Teil etablierter Kategorien sind? Können die eigenen Gedanken verwildern?
Kuratiert in Kooperation mit Agata Kowalewska und Jacob Eriksen
Freitag, 10.6.
10–13h
Workshop und experimenteller Spaziergang in Zakole Wawerskie, Warschau, mit Anmeldung
Feralizing x ZAKOLE
Auf Englisch
Welche verwobenen Geschichten stecken in dem Sumpfgebiet Zakole Wawerskie? Wie werden die ehemals landwirtschaftlich genutzten Flächen und die gezähmten Gewässer und Sümpfe renaturiert? Zakole ist ein komplexes Ökosystem, das durch das Wachstum und den Zerfall von Pflanzen, die Aktivität von Pilzen, Bakterien und Tieren, die geomorphologischen Bedingungen, landwirtschaftliche Methoden, die Aktivität von Bibern und Wasserläufen geprägt ist. Zakole und seine komplexen Ökologien lassen sich nicht mit den binären Unterscheidungen vereinbaren, die normalerweise einer bestimmten Landschaft zugeordnet werden wie etwa natürlich vs. vom Menschen geschaffen, wild vs. domestiziert. Die Teilnehmenden werden zu einem experimentellen Spaziergang durch das Feuchtgebiet eingeladen, bei dem sie versuchen werden, das sich überschneidende Mosaik der wilden Lebensräume zu kartieren und sich selbst damit in Einklang zu bringen. Dabei setzen sie ihre Körper als Forschungsinstrumente für ortsspezifische Untersuchungen ein, indem sie den Rhythmus und die Eigenschaften der verschiedenen Lebensräume registrieren und sich über ihre Mikrobeobachtungen und Makroempfindungen verständigen. Der Workshop endet mit einem Picknick auf einer Wiese, wo die Teilnehmenden sich ausruhen, gemeinsam essen und sich miteinander austauschen können.
Gummistiefel und Mückenspray erforderlich!
15–19.30h
Besuch von antifaschistischen Orten und Workshop in Warschau, mit Anmeldung
Wilde Formen der Existenz in Zeiten des Krieges.
Eine Einladung zum Nachdenken über Antifaschismus, Zusammenhalt und Kameradschaft
Mit Małgorzata Wosińska und der Ständigen Provisorischen Antifaschistischen Brygada in Warschau
Auf Englisch
Treffpunkt: Cinema Muranów
Dreistündiger Spaziergang durch Muranów und die Altstadt
Ab 18h Diskussion und Essen im Klubokawiarnia Café PoWoli
Die Gegenwart, in der die Menschen zu leben gezwungen sind, ist geprägt von der blutigen Invasion russischer Imperialist*innen in der Ukraine, von der Bedrohung durch einen Atomkrieg und durch die globale geopolitische Verschiebung hin zu Despotismus und Terror. Mehr als drei Millionen Ukrainer*innen haben Zuflucht in Polen gesucht, einem Land, dessen Geschichte des Widerstands gegen den Nazifaschismus verblasst, weil extrem konservative, rechtsextreme Tendenzen in den ehemaligen Ostblockgebieten und darüber hinaus immer mehr an Einfluss gewinnen. Im Anschluss an den Besuch historischer antifaschistischer Orte sowie Spuren jüngster Widerstandbewegungen in Warschau beschäftigt sich der Workshop mit den Fragen: Was bedeutet es, heute antifaschistisch zu sein? Wie können Antifaschist*innen spitzere Zähne und stärkere Klauen zum Kampf gegen totalitäre Kräfte entwickeln? Wie können sie sich auf das Erbe des Antifaschismus berufen, um Kriegen entgegenzuwirken, die nicht in ihrem Namen geführt werden? Wie können sie neue Formen der Solidarität und des Zusammenhalts entwickeln? Die Teilnehmenden sind zu Diskussionen und einer kollektiven Zeichenübung mit dem Titel Release the Beast/Cease the War eingeladen.