Präsentationen & Diskussionen
Clashing Presents: Die Versöhnung der Zeiten
Mit Bernadette Bensaude-Vincent, Andrea Borsato, Nigel Clark, Ann Cotten, Olúfẹ́mi O. Táíwò
Auf Deutsch und Englisch
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Prozesse wie das Abschmelzen des antarktischen Eisschildes, das Artensterben, wirtschaftliches Wachstum oder die Entwicklung politischer Maßnahmen sind einerseits eng miteinander verwoben, folgen andererseits sehr unterschiedlichen zeitlichen Dynamiken. Wie kann das Aufeinandertreffen dieser verschiedenen Zeitlichkeiten in der anthropozänen Gegenwart sinnvoll und wirksam gestaltet werden?
Die Anfangsphase des Anthropozäns ist durch eine krisenhafte Dynamik kollidierender Zeitlichkeiten gekennzeichnet. Während die Sphären des Planeten – von der Biosphäre bis zur Technosphäre – unterschiedliche Phasen extremer Beschleunigung und Verwerfung durchlaufen, scheinen gesellschaftliche Prozesse und Institutionen des Regierungshandelns beziehungsweise der politischen Entscheidungsfindung kaum Schritt halten zu können. Das Erdsystem steht kurz davor, eine Reihe von Kipppunkten zu überschreiten, die das Leben auf dem Planeten auf unbestimmte Zeit beeinflussen werden. Die enger werdenden Zeitfenster, die verbleiben, um diese Entwicklungen aufzuhalten, machen die Frage nach Gerechtigkeit und Überleben im Anthropozän zu einer Frage der Versöhnung der Zeiten.
Ausgehend von einer Betrachtung der Spuren, die diese „clashing presents“ bereits in den Archiven der Erde hinterlassen haben, erforscht die dreiteilige Veranstaltung die verschiedenen Latenz- und Beschleunigungseffekte der neuen Erdepoche, die im Gegensatz zum Tempo spätholozäner Gesellschaften zu stehen scheinen. Die einzelnen Sessions nehmen je einen Standort der stratigrafischen Erforschung des Anthropozäns zum Ausgangspunkt, um eine spezifische Perspektive auf die zeitlichen Dynamiken der Gegenwart zu beleuchten.
Mineralablagerungen in Höhlen können reichhaltige Daten über vergangene Umweltbedingungen enthalten. Chemische Informationen benötigen jedoch oft eine lange Zeit, um von der Erdoberfläche in die Tiefen der Erde zu gelangen, wo sie langsam in Stalagmiten und anderen Formen von Tropfsteinen archiviert werden. Dies führt teils zu einer Zeitverzögerung von mehreren Jahrzehnten zwischen einem Klimaereignis und seiner Aufzeichnung in einer Höhlenstruktur. Diese Session nimmt die stratigrafische Erforschung der norditalienischen Ernesto-Höhle als buchstäblichen und metaphorischen Ausgangspunkt, um Möglichkeiten der Neubestimmung und Versöhnung der widersprüchlichen Zeitlichkeiten des Anthropozäns zu prüfen. Wie ist eine wirklich planetarische Zeit vorstellbar? Ist Entschleunigung eine brauchbare Strategie, um Zeit zu gewinnen? Oder wäre es stattdessen sinnvoll, die Zeit der Verwerfung und des Zusammenbruchs in eine des Aufbruchs und der Erneuerung zu verwandeln?
Mit Bernadette Bensaude-Vincent, Andrea Borsato, Nigel Clark, Ann Cotten, Olúfẹ́mi O. Táíwò
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