„Der Gott steigt in den Kopf herunter“ – Fichte und Trance
Thematische Führung mit Rosa Eidelpes
Hubert Fichtes Faszination für (afrikanische und afroamerikanische) Trance-Praktiken war ambivalent: Einerseits sah er Trance als eine Form der Psychotherapie und Teil eines „widerständigen“ Systems der Psyche, durch das Afroamerikaner*innen die Versklavung überleben konnten. Für ihn war Voodoo die Antriebskraft der haitianischen Revolution und er sah in ihr das Versprechen einer zukünftigen nichtwestlichen, nicht-marxistischen Revolutionsbewegung. Andererseits kritisierte er mehr als einmal afro-diasporische Trance-Praktiken als „Brainwashing“. Ist diese Kritik als bloßer Widerhall eines Gefühls der Fremdbestimmung in einer totalitären, kapitalistischen Struktur der Manipulation zu verstehen, das in der westdeutschen Nachkriegsgeneration weit verbreitet war? Was bedeutet es, wenn ethnologische Forschung in den 1970ern Trance-Praktiken externalisiert und sie als Praktiken „Anderer“ von einem kollektiv gedachten westlichen Subjekt distanziert?
Rosa Eidelpes is Autorin, Literatur- und Kulturwissenschaftlerin. Mehr Informationen...