Filmscreening und Q&A
Sacrifices (Sunduq al-Dunya)
R: Ossama Mohammed, Syrien / Frankreich 2002, 113 min, arab. OmE
Als fantastisches Kinomärchen mit bezaubernden Bildern geht Sacrifices der Frage nach, wie Gewalt und Macht einander legitimieren, und wie sie zu ihrer Verstetigung sogar Rituale und ein eigenes Vokabular entwickeln. Der Film erzählt vom Leben einer Großfamilie, die von der absoluten Macht ihres Patriarchen zusammengehalten wird. Der Großvater der Familie hat das Land urbar gemacht, die Familie gegründet, das Haus erbaut und einen inzwischen großen Baum gepflanzt, der im Mittelpunkt allen Familienlebens steht. Die Film beginnt mit einer Szene, in der dieser Großvater umringt von seiner gepeinigten und verängstigten Familie im Sterben liegt. Hier ist der Anfang des Lebens also der Tod: Die Jungen kommen auf die Welt, während der Patriarch dahinscheidet. Väter und Helden kehren aus dem Krieg zurück, um gleich darauf in die Erde einzugehen. Sacrifices wurde 2002 in Cannes als Teil der Reihe Un Certain Regard gezeigt.
Ossama Mohammed graduierte 1979 nach seinem Studium bei Igor Talankin mit dem Dokumentarfilm Step by Step (Khutwa Khutwa) vom VGIK. Sein erster Langfilm Sterne des Tages (Nujum al-Nahar, 1988) ist eine Hommage an Talankins Film Day Stars und wurde in Syrien nie für die öffentliche Vorführung freigegeben. International bescherte er dem Filmemacher große Anerkennung. Seine Filme Opfertod (Sunduq al-Dunya, 2002) und Silvered Water, Syria Self-Portrait (Ma’a al-Fidda, 2014) wurden bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes gezeigt. Nach einer Rede 2011, bei der er dem pazifistischen Aufstand in Syrien seine Unterstützung aussprach, war Mohammed gezwungen, ins politische Exil nach Frankreich zu gehen, wo er bis heute lebt.