Vortrag
Yin Ker: Neither Nor: An Interpretation of Bagyi Aung Soe’s Art, Practice & Location
Die Werke von Bagyi Aung Soe (1923–1990), dem Wegbereiter der modernen Kunst in Myanmar, überwinden Gegensätze wie Tradition und Moderne, Esoterik und Exoterik, Wissenschaft und Spiritualität, lokal und international. Sie sind nicht schlicht das eine oder das andere und widersetzen sich jeder dualistischen Auffassung. Aung Soes Arbeit umfasst Malerei, Kunstgeschichte und Kritik, Literatur, Film und Spiritualität. Sie passt in keine der bereit liegenden Kategorien. Auch der geografisch-kulturelle und historische Lebensmittelpunkt des Künstlers stellt kunsthistorische Deutungsrahmen und Mythen infrage: zwischen Süd- und Südostasien, in einer kafkaesken, von kolonialen Vorstellungen der Moderne geprägten Gesellschaft. Wie und wo lässt sich dieser eigenständige Künstler vor dem Hintergrund eines breit gefächerten Kanons der heutigen Kunst verorten? Mit Neither Nor interpretiert Yin Ker die scheinbaren Unstimmigkeiten in Aung Soes künstlerischer Praxis und lokaler Verortung und fragt, inwieweit diese die Erforschung der Kunst und Kunstgeschichte komplizierter machen, aber auch die Sicht, Vorstellung und Auslegung der Welt bereichern.
Yin Ker lehrt als Kunsthistorikerin an der Nanyang Technological University in Singapur. Zu ihren neuesten Veröffentlichungen gehören »Unpacking the Legacy of an Exceptional Artist from Myanmar: Bagyi Aung Soe (1923–1990)«, in: Essays on Art in Southeast Asia: Charting Thoughts (National Gallery of Singapore, 2017), »Why Play? An Outsider’s Point of View on Making and Seeing Art in Myanmar Today«, in: Ute Meta Bauer, Brigitte Oetker (Hrsg.), SouthEastAsia: Spaces of the Curatorial (Sternberg Press, 2016). Sie war Ko-Kuratorin der Ausstellung plAy: Art From Myanmar Today in der Osage Gallery, Singapur, 2010.