Film
Juan Dekada, 1983–1993 / Rox Lee: Die ersten zehn Jahre
Kuratiert von Merv Espina. Mit anschließendem Q&A mit Merv Espina und Rox Lee
Anfang der 1980er Jahre war Rox Lee bereits ein anerkannter Illustrator und Comiczeichner. Zu dieser Zeit entdeckte er den Film für sich und erfand sich als Filmemacher neu. Seinen ersten Versuch wagte er als Autor und Darsteller von Ted Aragos Regiedebüt Tronong Puti (White Throne, 1983). Ein Jahr später folgte The Great Smoke (1984), danach kamen filmische Performance-Projekte wie Lizard, or How to Perform in Front of the Reptile (1986) und die ersten Experimente mit Dokumentationen und einem Filmtagebuch. Die heute gezeigte Auswahl konzentriert sich auf Filme, die Rox Lees Ruf als unabhängigen und einflussreichen Künstler gefestigt haben: seine filmischen Experimente sind von einem respektlosen Humor, von Verspieltheit und Rock ’n’ Roll geprägt. Sie entstanden entweder in Einzelarbeit oder in Zusammenarbeit mit einem kleinen Kreis stetiger Mitarbeiter*innen, die später selbst zu wichtigen Figuren der zeitgenössischen philippinischen Kunst oder des Films wurden. „Juan“ oder in Übersetzung „John“ bzw. „Johnny“ ist ein Alter Ego, das in Lees Werken immer wieder auftaucht.
Tronong Puti
R: Ted Arago W: Rox Lee, 1983, 8 min, 1983, (digitaler Transfer)
The Great Smoke
R: Rox Lee, 1984, 6 min, (digitaler Transfer)
Kalamay
R: Rox Lee and At Maculangan, 1988, 5 min, Super 8
Lizard, or How to Perform in Front of the Reptile
R: Rox Lee & Ludwig Ilio, 5 min, 1986, 16mm
Spit + Optik
R: Rox Lee, Benjie Lontoc, Jr. Yeye Calderon and At Maculangan, 15 min, 1989, 16mm
Moron’s Monolog
R: Rox Lee, 1990, 9 min, Super 8
Harajuku
mit Live Musik von Rox Lee
R: Rox Lee, 1992, 12 min, (digitaler Transfer)
Merv Espina arbeitet als Künstler und Forscher, außerdem ist er Programmdirektor der Green Papaya Art Projects, der ältesten von Künstler*innen betriebenen interdisziplinären Plattform auf den Philippinen, sowie Koch und Hausmeister bei WSK, einer Kunstküche mit jährlich stattfindenden „Festspielen des neuerdings Möglichen“. Er gehört zu den Kurator*innen des Seaproject, das sich der Geschichte der zeitgenössischen Kunst in Südostasien widmet. Seaproject entsteht in Zusammenarbeit mit dem Mori Art Museum in Tokio, dem National Art Center Tokyo sowie der Japan Foundation Asia Center in Tokio. Es findet seinen Abschluss in der Ausstellung Sunshower, die von Juli bis Oktober 2017 zu sehen sein wird.
Roque Federizon Lee alias Rox Lee ist ein in Naga City, Philippinen, geborener Künstler. Seine Arbeit umfasst verschiedene Genres; von Schreiben und Performance bis zu Illustration, Malerei und Musik. Weithin bekannt ist er jedoch für seine Animationen und unkonventionellen Filme. Er begann als Texter und Zeichner beim Jingle Magazin und schuf die Comic-Kultfigur Cesar Asar, Held einer später in der Tageszeitung Manila Bulletin erscheinenden Comicserie. Lee ist Gründungsmitglied von Sinekalye, einem Kollektiv von Künstler*innen, Aktivist*innen, Musiker*innen und Filmemacher*innen. Als Pionier der unabhängigen Film- und Animationszene der Philippinen sind für ihn Spontaneität und situationsbezogene Ideen wichtiger als ausgefeilte Techniken oder lineare Erzählformen. Seine ausgefallene Herangehensweise basiert auf seinem surrealen Sinn für Humor, der besonders in frühen Super 8 Filmarbeiten sowie in handgezeichneten, kratzigen Werken wie The Great Smoke und schrulligen live action Stücken wie Juan Gapang spürbar wird.