Vortrag, Diskussion
Anthropocene Lecture: McKenzie Wark
Wie lässt sich das Anthropozän, das Zeitalter, in dem der Mensch zur bestimmenden Größe der Erdgeschicke geworden ist, radikal neu fassen? Im Rahmen der Anthropocene Lectures stellt McKenzie Wark seine kritische Theorie des Verhältnisses von Arbeit und Natur vor.
„Das Anthropozän läuft mit Kohlenstoff. In ihm findet keine Umverteilung von Wohlstand, Macht oder Anerkennung statt, sondern von Molekülen.“ In seinem aktuell auf Deutsch erschienenen Buch Molekulares Rot. Theorie für das Anthropozän ruft der Medientheoretiker McKenzie Wark dazu auf, „im molekularen Schatten der Kohlenstoffbefreiungsfront nicht nur irgendeine neue Philosophie zu erschaffen, sondern eine neue Poetik und Technik zur Wissensorganisation.“ Im Rückgriff auf die Zukunftsentwürfe von Denker*innen wie Alexander Bogdanov, Andrej Platonow, Donna Haraway und Kim Stanley Robinson schlägt er einen alternativen Realismus vor, in dem es gilt, das Wesen des tätigen Menschen neu zu denken. Im Gespräch mit der Wissenschaftshistorikerin Giulia Rispoli diskutiert er, wie sich die Organisation von Wissen und Arbeit umgestalten ließe, ohne unsere eigenen Lebensgrundlagen aufs Spiel zu setzen.
McKenzie Wark ist Autor von Molecular Red: Theory for the Anthropocene (2015), das im Deutschen unter dem Titel Molekulares Rot: Theorie für das Anthropozän (2017) erschien. Weitere Publikationen sind A Hacker Manifesto (2004), im Deutschen Hacker Manifest (2005), und The Beach Beneath the Street (2011). Wark ist Professor für Medien und Kultur an der New School in New York City.
Giulia Rispoli ist Fellow am Max-Planck-Institut für Wissensgeschichte, wo sie die Vorläufer des Anthropozän Konzepts vom frühen 20. Jahrhundert an, insbesondere im gesellschaftlich-ökologischen Diskurs in Russland und der Sowjetunion untersucht. Ihre Forschungsinteressen erstrecken sich von der Geschichte und Epistemologie der Systemtheorie und Kybernetik über globale Ökologie und Erdsystemwissenschaft. Sie war zuvor Postdoctoral Fellow am Muséum National d’Histoire Naturelle in Paris und Visiting Scholar an der University of York (UK) und an der National University of Science and Technology in Moskau. Aktuell arbeitet sie zusammen mit Wissenschaftlern aus Großbritannien, Brasilien, Ungarn und der Tschechien in einer Forschungsgruppe zu Wissenschaftsdiplomatie.
Die Anthropocene Lectures laden profilierte Akteur*innen der Anthropozändebatte dazu ein, das Konzept neu zu akzentuieren und weiterzudenken.
Die Reihe Anthropocene Lectures entsteht in Kooperation mit dem Institute for Advanced Sustainability Studies, Potsdam und dem Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin.