Tafeln 60 bis 76: Die Jahre 1600 – 1800 nach Christus
Ein Rundgang in vereinfachter Sprache
Die Epoche des Barock löste das Zeitalter der Renaissance im 17. Jahrhundert ab. Die Herkunft des Wortes „Barock“ ist unklar, eventuell stammt es vom portugiesischen „barroco“, einem Begriff für nicht gleichmäßig geformte Perlen. Die Renaissance war von Rückbesinnung geprägt, Rückbesinnung beispielsweise auf die Bedeutung des Denkens und der Besinnlichkeit. Das 17. Jahrhundert hingegen stand vor allem unter dem Zeichen von zunehmendem Reichtum und seiner Zurschaustellung. Viele europäische Länder hatten sich schon seit Jahrhunderten am Seehandel bereichert. Vor allem schlugen sie Profite daraus, dass sie afrikanische Menschen versklavten. Doch erst dadurch, dass der amerikanische Kontinent zunehmend von Europäern besiedelt wurde, entstand auch dort eine enorme Nachfrage nach kostenlosen Arbeitskräften. Diese Arbeitskräfte wiederum produzierten Waren, die die Europäer in großen Massen kauften. Die Barockzeit war also eine Zeit, in der Handel sich ausdehnte und größere Reichtümer angehäuft wurden. Das zeigte man gern.
Dieses Muskelspiel sehen wir in den Figuren von Peter Paul Rubens (1577 – 1640). Er war der bekannteste Maler seiner Zeit und leitete eine große Werkstatt, die seine Bilder an alle Höfe in Europa lieferte. Sein Gemälde „Der Raub der Proserpina“ auf Tafel 70 oben links zeigt eine Szene aus einer antiken Sage. In dieser Sage soll die Göttertochter Proserpina in die Unterwelt entführt werden. Das Bild ist voll mit Menschen in Bewegung. Die Körper sind nun rund und füllig. Die kleinen Engel, die wehenden Gewänder, die rasenden Pferde und das wilde Wolkenspiel – alles ist bewegtes Beiwerk.
Mit ähnlichen Bildmitteln versuchte die katholische Kirche, ihre Gläubigen zurückzuholen in den alten Glauben. Die Kirchen sehen im Barock aus wie prächtige Theater. Und die Straßen der Städte werden zu Bühnen für Feste, die die absolute Macht des herrschenden Adels zeigen.
Auf den Tafeln 60 bis 64 taucht häufig Fortuna auf. Sie ist in der antiken römischen Sagenwelt die Göttin des Glücks, aber auch des Schicksals und des Wetters, und wurde oft an Schiffen dargestellt. Fortuna ähnelt der Nymphe, nur ist sie noch viel bewegter. In der Mitte der Tafel 60 erscheint sie auf einem Druck des Malers Cornelis Schut (1597 – 1655 in Antwerpen im heutigen Belgien). Cornelius Schut stellt Fortuna zusammen mit Neptun dar, dem Gott der Meere. Auch Neptun erinnert hier an den ruhenden Flussgott, und die Fortuna gleicht mit ihrem wehenden Tuch dem Segel von einem Schiff.
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