01.11.2019–06.01.2020
Spektral-Weiß
Die Erscheinung kolonialzeitlicher Europäer*innen
Ausstellung, Talks
1.11.2019–6.1.2020
Ausstellungshalle 2
Wie wurden Europäer*innen in der Kunst der Kolonisierten dargestellt? Ausgehend von der Sammlung des Kölner Museumsdirektors und Ethnologen Julius Lips (1895–1950) thematisiert die Ausstellung transkulturelle Verflechtungsgeschichten kolonialzeitlicher Kunst.
„Alles, was es braucht, um einen Unterdrücker zu karikieren, ist, ihn exakt so zu porträtieren, wie er ist.“
Julius Lips
1937 veröffentlichte der Kölner Ethnologe Julius Lips im US-amerikanischen Exil in seinem Buch The Savage Hits Back Darstellungen kolonialzeitlicher Europäer*innen. Mit diesen Bildern von Soldaten, Händlern, Missionaren und König*innen thematisierte er die Außenwahrnehmung europäischer Kultur in explizit antirassistischer Absicht. Die Sammlung wirft Fragen zu Gewalt und Aneignung, kultureller Symbolisierung und Mimesis, Kontakt und Widerstand auf und problematisiert so die globale Verflechtungsgeschichte der Moderne.
Lips sah in den Objekten und Fotos eine der europäischen Kunst überlegene Form des Realismus, aber auch antikoloniale Satire und Karikatur. Teile der Darstellungen wurden dezidiert für eine weiße Käuferschaft produziert. Lips’ Behauptung einer widerständigen Umkehrung der kolonialen Blickhierarchie und ihren kulturkritischen Implikationen erscheint daher fragwürdig.
Spektral-Weiß beschäftigt sich mit geschichtsphilosophischen Thesen, die in der Bumerang-artigen Rückkehr kolonialer Gewalt eine wesentliche Triebkraft für den europäischen Faschismus des 20. Jahrhunderts sehen. Dabei hinterfragt die Ausstellung rassistische Projektionen, das Begehren und die blinden Flecken, die es bis heute erschweren, der Matrix des weißen Blicks zu entkommen.
Kuratiert von Anna Brus in Zusammenarbeit mit Anselm Franke
Im Rahmen von Kanon-Fragen