Wut-Gipfel I Rage Summit - Tag 1

Diskussionen, ReReadings, Wechsel-Dialoge

Fr 7.5.2010
19h
Eintritt: 3 € Tagesticket, Eintritt frei bei Anmeldung an info@hkw.de
Das Haus ist geöffnet von 11 - 22 h

Simultanübersetzung Englisch / Deutsch

Die Skala der Wut verweist immer auch auf innergesellschaftliche und soziale Verwerfungslinien, von der Mittelstandsdepression bis hin zur Sinnentleerung, von Krieg, Repression und Ungerechtigkeit bis hin zu unerträglich werdender Indifferenz und akuten Überlebensfragen. Mit Wissenschaftlern, Intellektuellen, Künstlern und Akteuren aus verschiedensten Alltagssphären erkundet der Wut-Gipfel I Rage Summit am großen Versammlungstisch (ifau, Berlin) in der Ausstellungshalle die gesellschaftlichen und politischen Um-/Bruchstellen.

Verfolgt werden die Spuren und Geschichten von Protest und Widerstand, die Bildsprachen und Legenden der Wut. Aber auch die aktuellen „Tipping Points“ und Protestpraktiken und Techniken der Wut in Form von Krieg, Terrorismus und Amok stehen zur Diskussion.

In Wechsel-Dialogen kommen Vertreter unterschiedlicher Disziplinen und aus verschiedensten Kulturräumen ins „Reden über die Wut“ und gehen im unvermittelten Zwiegespräch aktuellen lebensweltlichen Fragen zur Wut nach.

Neue Blicke auf die Geschichte und Spannungsfelder der Wut und des Zorns eröffnen die ReLektüren von ausgewählten Schlüsseltexten. Autoren, Künstler, Schauspieler, Intellektuelle und Teilnehmer des Wut-Gipfels sind geladen, den Schlüsseltexten zur Wut – von Sloterdijk bis Lao Tse Tung, von den Beat Poets zum Kommunistischen Manifest, von Wallenstein zu Seneca mit fachfremdem und unbedarftem Blick zu begegnen, sie zu lesen und zu kommentieren – ein Spaziergang und eine Neuverhandlung im Archiv der Wut.

Drei offene Panels sondieren alltagsweltliche und Reflexionsfelder der Wut aus transkultureller und transhistorischer Perspektive:


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19 h Eröffnung

Susanne Stemmler, Cordula Hamschmidt


19.30 h ReReading 1: Variationen der Wut

Terézia Mora

Still oder explosiv, latent oder manifest: Die Auslöser der Wut können ebenso unspektakulär wie überraschend sein – die Formen der Wut zwischen stiller Resignation und euphorischer Raserei variieren. Die in Ungarn geborene Schriftstellerin und Übersetzerin erkundet in und mit Texten von Heimito von Doderer und Georges Bataille das Spektrum wütender Ausnahmezustände.


20.15 h Panel

„Wut, revisited: Cultures of Protest, Terrors of War“

Mit Blick zurück und auf die Gegenwart beginnt der mehrtägige Wut-Gipfel im Mai. Die Geopolitik des Kalten Krieges, Mauern, Terror, Grenzziehung und -überschreitung, Kulturen im Umbruch und Aufbruch in die 1980er, Widerstand, Aktivismus und Agonie.

Sylvère Lotringer, Volker Schlöndorff, Michail Ryklin u.a. befragen Protest- und Widerstandskulturen. Sie aktualisieren in der Diskussion den „German Issue“ (Semiotexte), ein Zeitdokument aus dem Jahr 1982, das vielfältige Stimmen zu Fragen der politischen Aktion und Kritik vereinigte: Welche Wut trieb und treibt die künstlerische und intellektuelle Avantgarde, wie haben sich Kritik und Theorie, wie politischer Protest und Aktivismus in Popkultur, Alltag und Gesellschaft zu Gegenhaltungen und Praktiken der Wut verdichtet?


22.00 h ReReading 2: … in Rage schreiben

Clemens Meyer

Den Abgründen des intensiven Lebens, dem täglichen Kampf des Überlebens, den Spuren individueller und kollektiver Revolte folgt der Schriftsteller Clemens Meyer. Er liest aus seinem aktuellen Buch „Gewalten“ und kommentiert es mit Texten von Ernesto Che Guevara.


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