Un Yamada
Gessokyoku - The Moon’s Rhapsody
„The Moon’s Rhapsody (Rhapsodie des Mondes) klingt romantisch, aber tatsächlich ist es der Name von einem Kaktus. Er wächst auf den trockenen Hochebenen der Rocky Mountains, wo die Temperaturen im Sommer oft auf über 40 Grad Celcius ansteigen, und im Winter unter minus 20 Grad fallen. Es ist eine raue Gegend voll unfruchtbarer Erde, wo Tag für Tag extreme Bedingungen herrschen, so dass der Kaktus kein leichtes Leben hat. Man sagt, dass dieser Kaktus in Japan sich schwer heimisch machen lässt aufgrund der ganz anderen klimatischen Verhältnisse.“(Un Yamada)
Mit dieser Performance tanzt Un Yamada gleichsam ihre eigene Situation. Ihr humorvoller, eklektizistischer Stil ist in Japan einzigartig, was auch sie zu einer Art Kaktus in der Wüste macht.
Rebonds
„Das Stück ist choreografiert für „Rebonds A“ & „B“ (1987/88), eine Musik für einen Solo-Perkussionisten von Iannis Xenakis. Als ich den sehr regelmäßigen Rhythmus der Rebonds das erste Mal hörte, erinnerte mich das spontan an eine bestimmte Situation. Ich neige nämlich zu Unfällen, stoße mir oft den Kopf an oder stolpere auf der Treppe. Mich interessiert die Lücke zwischen der ‚Ruhe bevor etwas passiert’ und dem ‚Schock des Moments, in den es passiert’. Und diesen Moment drückt diese Musik für mich aus. Ich habe sie, ohne auf die Noten zu achten, über einhundertmal gehört und daraus die Bewegung geschaffen. Sie hat weder eine besondere Botschaft noch eine dramatisierte Handlung. Der Körper reagiert einfach auf den Klang, die Bewegung entwickelt sich parallel zum Klang. So hat nahezu jeder Klang - wie auch die Momente der Stille - seine eigene Bewegung.“(Un Yamada)
Jannis Xenakis (1922 – 2001) zählt zu den wichtigsten Komponisten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Nach einem Studium des Ingenieurswesens und der Musik in Athen ging er 1947 nach Paris, wo er bei hervorragenden Lehrmeistern wie Arthur Honegger, Darius Milhaud und Olivier Messiaen Unterricht nahm, während er bei Le Corbusier seine Architekturstudien fortsetzte. Für die Weltausstellung in Brüssel 1958 gestaltete er den Philips-Pavillon, widmete sich aber seither ganz der Musik. Anfang der fünfziger Jahre brach er mit der seriellen Schreibweise und begann, eine auf der Wahrscheinlichkeitstheorie basierende Musik zu schreiben. Mit Hilfe eines Computers konnte er unter Dutzenden von musikalischen Variablen auswählen und ein Gebilde schaffen, das (im Idealfall) ebenso zufällig wie konsequent klang.
Marcus Erb-Szymanski über „Rebonds“ im Leipzig-Almanach Kulturtagebuch:„Iannis Xenakis gehört zu den wenigen Avantgardisten, die es geschafft haben, trotz streng kalkulierter Strukturen, ihre Hörer immer wieder ganz unmittelbar zu faszinieren. Dies hängt vor allem mit der rhythmischen Wucht seiner Musik zusammen und mit dem häufig angewandten Prinzip, homogene Bewegungsabläufe allmählich auseinander driften zu lassen, bis schließlich eine Komplexität erreicht ist, die das sinnliche Fassungsvermögen übersteigt. Dann aber kehrt er allmählich zum Anfangszustand zurück, so dass einerseits die sinnlichen Kapazitäten voll erschöpft werden, andererseits aber auch hinter all dem eine Konzeption, ein geistiges Programm sichtbar wird, das dem Hörer seine Identität und der Musik ihre Kunst gegenüber einer übermächtig scheinenden Natur zurückgibt.“