Gespräche, Reflexionen
Der unsichtbare Kontinent
Kuratiert von Aurélie Maurin und Jan Valk
Der Pazifik ist ein unsichtbarer Kontinent, ein Raum aus Wasser und Projektionen, ein altes Sehnsuchtsziel und neue geopolitische Kampfmetapher. Wer ihn begreifen möchte, muss ihn durchkreuzen. Eine Entdeckerfahrt mit internationaler Besatzung.
Mi 17.7. 19 h (Ketten-)Gespräche
CIRCLING THE VOID: LANGE NACHT DES PAZIFIK
Wie nähert man sich einem gigantischen und disparaten Raum, der sich jedem vereinheitlichenden Zugriff entzieht? Indem man ihn in Bewegung bringt. Hier werden die Strömungen aufgenommen, die den "neuen Pazifik" verschieben, verändern, konstruieren. Ein multimedialer Streifzug mit Vertretern aus den unterschiedlichsten Bereichen – von Dichtung über Design bis zur Meeresbiologie, verfasst als Kettengespräch, das die Diskurse spielerisch ineinander fließen lässt.
Mit Axel Hein (WWF-Meeresexperte, Wien), Dorothea Rosa Herliany (Lyrikerin, Indonesien), Pablo Ientile (Illustrator und Grafiker, Argentinien/Berlin), Martin Jankowski (Autor/Literaturvermittler, Berlin), Juliana Spahr (Autorin, Kalifornien), Reina Whaitiri (Literaturwissenschaftlerin, Neuseeland), Rob Wilson (Kulturtheoretiker, Hawaii)
Mit Simultanübersetzung Englisch-Deutsch
Eintritt: 5 €/3 €
Tag 1 | Tag 2
Die Beteiligten
Axel Hein studierte Meeresbiologie an der Universität Salzburg. 1999-2005 war er Vizepräsident des Tauchclubs BUFUS (Biologische Unterwasser-Forschergruppe Universität Salzburg). 2006-2007: Wissenschaftliche Betreuung und Unterwassertätigkeiten im Aquarium de La Réunion im Indischen Ozean (La Réunion – Frankreich). 2007-2008: Wissenschaftliche Mitarbeit und Aufbau der Meeresaquaristik eines Besucheraquariums in Oberösterreich. 2011 nahm er am Projekt "Moby Dick Revisited" des Burgtheaters Wien zum 160. Geburtstag des Romans von Herman Melville teil. Aktuell arbeitet er im Bereich Umweltschutz und für das Meeresprogramm des WWF Österreich. Mit dem Pazifik hat Hein sich vor allem aus meeresbiologischer und umweltschützerischer Perspektive beschäftigt.
Dorothea Rosa Herliany ist eine der wenigen weiblichen Stimmen indonesischer Gegenwartslyrik und gilt als derzeit wichtigste und ungewöhnlichste Schriftstellerin ihrer Generation. Sie wurde 1963 in Magelang, Java, geboren und studierte indonesische Literatur an der Sanata Dharma Universität in Yogyakarta sie leitete 10 Jahre die auf indonesische Literatur spezialisierte "IndonesiaTera"-Presse und hat über 20 Gedichtbände veröffentlicht, die zum Teil ins Englische übersetzt wurden. Mit Schenk mir alles, was die Männer nicht besitzen (2009) liegt auch eine Auswahl ihrer Gedichte auf Deutsch vor. Ihre Texte wurden vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem "Best Book of Poetry" des Jakarta Arts Council, 2000), dem Khatulistiwa Literaturpreis (2006) sowie dem Cempaka Award (2011). . In 2003 und 2004 wurde Herliany vom National Language Center / Ministry of Culture and Tourism zum "Besten Autor" gewählt und hielt sich als Writer-in-residence gefördert in Australien und Deutschland auf. Derzeit arbeitet sie als Leiterin von "Dunia Tera", einem Zentrum für Kunst und kulturelle Aktivitäten, in Borobudur, Magelang und ist 2013-14 Stipendiatin des Berliner Künstlerprogramms des DAAD.
Pablo Ientile wurde 1978 in Buenos Aires, Argentinien, geboren und studierte Kommunikationsdesign an der Fachhochschule Trier. Nach dem Studium arbeitete er in Spanien als Grafikdesigner und Illustrator für Werbeagenturen und Magazine. Seit 2010 lebt er als selbständiger Illustrator und Grafikdesigner in Berlin. 2011 startete er das Projekt Illustration around the world – eine ausgedehnte Reise durch zehn Länder Asiens, die er komplett in Zeichnungen festhielt und in deren Zentrum die Begegnung mit lokalen Künstlern und Designer stand. Nach seiner Rückkehr folgten zahlreiche Ausstellungen und Präsentationen der entstandenen Arbeiten in Madrid, Barcelona, Berlin und Buenos Aires. Voraussichtlich 2013 erscheint das dazugehörige Buch Illustration around the world.
Martin Jankowski wurde 1965 in Greifswald geboren und gehörter in den Achtzigerjahren als Sänger und Dichter zur oppositionellen Leipziger Szene. Nach 1989 veröffentlichte er mehrere Gedicht- und Kurzgeschichtenbände, Essays sowie den Roman Rabet oder Das Verschwinden einer Himmelsrichtung (1999). Seine Texte wurden in 14 Sprachen übersetzt und u.a. mit dem Jahrespreis für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte (DVLG 1998) und dem Alfred-Döblin-Stipendium der deutschen Akademie der Künste (2006) ausgezeichnet. Jankowski ist als Autor und Moderator regelmäßig auf internationalen Festivals zu Gast und engagiert sich seit vielen Jahren aktiv für den deutsch-indonesischen Literatur- und Kulturaustausch. 2005 erschien sein Gedichtband Detik-Detik Indonesia im Verlag Indonesiatera, Magelang (Java), welcher in Indonesien große Beachtung fand. 2011 war er Leiter des "Jakarta Berlin Arts Festival" und organisierte für die deutsche Botschaft, Waktu Publishing und Goethe-Institut eine Lesetour durch Indonesien von Sumatra über Java, Bali bis West-Papua. Er ist Projektleiter des europäischen Projektes "Arts and Culture in Prison und Learning in Prison". Jankowski lebt als freier Autor und Literaturvermittler in Berlin. Zuletzt erschien im Leipziger Literaturverlag sein Band: sekundenbuch. gedichte & gesänge (2012).
Juliana Spahr wurde 1966 in Chillicothe, Ohio, geboren. Sie studierte englische Sprache und Literatur am Bard College, NY State, und an der Universität von Buffalo und ist heute als Autorin, Kritikerin und Herausgeberin tätig. Gemeinsam mit Jena Osman gründete sie die Literaturzeitschrift "Chain". Sie hat acht Gedichtbände veröffentlicht, für die sie u.a. mit dem National Poetry Series Award ausgezeichnet wurde und hat zudem zahlreiche Essays verfasst und Lyrikanthologien herausgegeben. Spahrs Schreiben ist stark von ihrem Aufenthalt in Hawaii geprägt, wo sie 1997-2003 an der Universität Manoa unterrichtete. Der Band Fuck you aloha I love you (Wesleyan, 2001) spielt virtuos mit dem Blick des Außenseiters auf das symbolisch hart umkämpfte Terrain der Südseeinsel. Auch ihr aktueller Gedichtband Well then there Now wählt Hawaii als poetischen Ausgangspunkt, spannt aber einen weiteren Bogen um Honolulu: vom brisanten Thema der Siedlungspolitik und dem Verschwinden der Strände hin zu weltumspannenden politischen und ökologischen Sujets.
Reina Whaitiri (Kāi Tahuist) die Tochter eines Māori-Vaters und einer Pākeha (Bezeichnung der Māori für die europäischen Siedler Neuseelands). Sie lehrte Englisch an der University of Hawaii sowie an der University of Auckland und fungierte als Ko-Herausgeberin mehrerer Gedichtanthologien von Māori- und Pacific-Island-Autoren. Zuletzt erschien die von ihr mitherausgegebene Anthologie Mauri Ola: Contemporary Polynesian Poems in English II (AUP 2010). Ihre gemeinsam mit Robert Sullivan und Albert Wendt herausgegebene Anthologie Whetu Moana - Contemporary Polynesian Poems in English wurde 2004 mit dem Montana New Zealand Book Award ausgezeichnet. Reina Whaitiri gilt als wichtige Vermittlerin und Erforscherin der Literatur der Māori und der Dichtung des pazifischen Raumes. Aktuell arbeitet sie gemeinsam mit Robert Sullivan an einer Anthologie zur Maori-Dichtung. Whaitiri lebt in Auckland, Neuseeland.
Rob Wilson studierte an der University of California, Berkeley, wo er im Jahr 1976 mit einer Promotion Fachbereich Englisch abschloss. Er war einer der Gründer und Herausgeber der Berkeley Poetry Review. Er lehrte an der University of Hawai'i, Manoa und der Korea University in Seoul und besetzte zweimal die Science-Council-Gastprofessor an der National Tsing Hua University, Taiwan. Im Jahr 2001 erhielt er eine Professor für transnationale / postkolonialen Literaturen an der University of California, Santa Cruz. Wilsons Veröffentlichungen zur Pazifischen Literatur und ihrer Kulturtheoretischen Verortung gelten als Standardwerke seines Fachbereichs. (Als Herausgeber u.a. .a. Inside Out: Literature, Cultural Politics, and Identity in the New Pacific, 1999, und Reimagining the American Pacific: From South Pacific to Bamboo Ridge and beyond, 2000.)
Kuratoren
Aurélie Maurin wurde 1975 in Paris geboren und hat Literaturwissenschaft und Linguistik in Paris studiert. Sie lebt seit 2000 als freie Literaturvermittlerin, Moderatorin und Übersetzerin für verschiedene Institutionen und Autoreninitiativen in Berlin. Seit 2001 arbeitet sie als Projektleiterin für die Literaturwerkstatt Berlin. Sie ist Mitherausgeberin der Buchreihe VERSschmuggel beim Verlag Das Wunderhorn sowie der deutsch-französischen Kunst- und Literaturzeitschrift "La mer gelée" und der Anthologie Zeitkunst beim Verlagshaus J. Frank. Zurzeit arbeitet Sie an Übersetzungsvariationen von Gedichten von Dagmara Kraus und Thomas Brasch und ist auch als Songschreiberin unterwegs.
Jan Valk wurde 1978 im Ratingen geboren und studierte Germanistik und Philosophie in Bonn. Seit 2008 lebt er als Veranstaltungskurator, Literaturlektor und Featureautor in Berlin. In den letzten Jahren konzipierte er Veranstaltungsreihen und Projekte u.a. für das Goethe-Institut New York, das internationale Literaturfest lit.COLOGNE und das Literaturhaus Frankfurt und initiierte diverse eigene freie Formate. Er ist Teil der Ateliergemeinschaft Adler & Söhne, einer der Organisatoren des dazugehörigen Salons und Mitherausgeber des Magazins "sprachgebunden".