Gespräche, Reflexionen

Der unsichtbare Kontinent

Kuratiert von Aurélie Maurin und Jan Valk

Di 16.7.2013
19.30h
Eintritt: 5/3 €

Der Pazifik ist ein unsichtbarer Kontinent, ein Raum aus Wasser und Projektionen, ein altes Sehnsuchtsziel und neue geopolitische Kampfmetapher. Wer ihn begreifen möchte, muss ihn durchkreuzen. Eine Entdeckerfahrt mit internationaler Besatzung.

Di 16.7. 19.30 h Re-Readings und Reflexionen

POST(AUS)SAMOA

Wem gehört Samoa? Der Abend widmet sich der Entdeckung der „Perle der Südsee“ als Austragungsort eines Kampfes um Imaginationshoheiten. Der samoanische Schriftsteller Albert Wendt, prominentester Vertreter der ozeanischen Literatur, trifft auf die Texte des Urvaters aller deutschen Südseeklischees, den Dandy und Weltreisenden Otto E. Ehlers (†1895) – vorgestellt von seinem Wiederentdecker, dem Verleger Axel von Ernst. Sie diskutieren mit dem Kolonialforscher Hermann Hiery über historische Landnahmen, literarische Projektionen und die Möglichkeit einer pazifischen Identität jenseits aller Fremdbesetzungen.


Moderation: Barbara Wahlster (Deutschlandradio Kultur)


Mit Simultanübersetzung Englisch-Deutsch

Eintritt: 5 €/3 €


Tag 1 | Tag 2



Die Beteiligten


Albert Wendt gilt als einer der prominentesten Vertreter der ozeanischen Literatur und ist zudem als Universitätslehrer und Essayist von großer Bedeutung für die theoretische (Neu-)Verortung des polynesischen Raumes. Er wurde 1939 als Nachfahre deutscher und polynesischer Vorfahren in Apia, Westsamoa, geboren und siedelte später nach Neuseeland über. Er studierte Geschichte an der Victoria University of Wellington, war als Lehrer an diversen Colleges tätig, wurde später Rektor des Samoa College in Apia und arbeitete 1974 zunächst als Dozent für Englisch an der University of the South Pacific, deren stellvertretender Dekan er schließlich wurde. Seit 1988 war er an der University of Auckland beschäftigt und bekleidete zuletzt den Lehrstuhl für Pazifikstudien. Im Jahre 1999 war er Gastprofessur an der University of Hawaii. 1993 sprach ihm die Université de Bourgogne in Dijon eine Ehrenprofessur zu. Er ist Träger des New Zealand Order of Merit (2001).
1977 bis 1982 zeichnete Wendt verantwortlich für die erste literarische Zeitschrift Samoas. Er ist Autor zahlreicher Gedichtbände und Kurzgeschichtensammlungen, hat sich aber vor allem als Romancier einen Namen gemacht. Sein Buch Sons for the Return Home (1973) gilt als erster Roman eines samoanischen Autors überhaupt. In deutscher Übersetzung liegen u.a. vor: Leaves of the Banyan tree (dt. Die Blätter des Banyanbaums, Unionsverlag, Zürich 1998). Er lebt in Auckland, Neuseeland.


Axel von Ernst lebt in Düsseldorf als freier Schriftsteller und Verleger des Lilienfeld Verlags, der sich u.a. auf die Wiederentdeckung vergessener Klassiker spezialisiert hat. Seine Theaterstücke werden regelmäßig aufgeführt, Essays und Prosa erschienen in Anthologien und in Zeitschriften, u.a. "EDIT" und "sprachgebunden". 2012 erhielt er den Förderpreis Literatur der Stadt Düsseldorf. Eine der Lilienfeld-Wiederentdeckungen ist der Reisebericht "Samoa. Perle der Südsee" von Otto Ehrenfried Ehlers (1855 – 1895), der als der Urtext aller deutschen Südseesehnsüchte gilt.


Hermann Josef Hiery, Jahrgang 1957, ist Ordinarius für Neueste Geschichte an der Universität Bayreuth mit Spezialgebiet deutsche Kolonialgeschichte und u.a. Vorsitzender der Gesellschaft für Überseegeschichte. Hiery verbrachte zahlreiche, zum Teil mehrjährige Lehr- und Forschungsaufenthalte in Madang/Papua-Neuguinea, Samoa, Fidschi, Australien und Neuseeland. Seine Veröffentlichungen zu den deutschen Südseekolonien (als Autor und als Herausgeber) gelten als Standardwerke seines Fachbereichs.



Kuratoren


Aurélie Maurin wurde 1975 in Paris geboren und hat Literaturwissenschaft und Linguistik in Paris studiert. Sie lebt seit 2000 als freie Literaturvermittlerin, Moderatorin und Übersetzerin für verschiedene Institutionen und Autoreninitiativen in Berlin. Seit 2001 arbeitet sie als Projektleiterin für die Literaturwerkstatt Berlin. Sie ist Mitherausgeberin der Buchreihe VERSschmuggel beim Verlag Das Wunderhorn sowie der deutsch-französischen Kunst- und Literaturzeitschrift "La mer gelée" und der Anthologie Zeitkunst beim Verlagshaus J. Frank. Zurzeit arbeitet Sie an Übersetzungsvariationen von Gedichten von Dagmara Kraus und Thomas Brasch und ist auch als Songschreiberin unterwegs.


Jan Valk wurde 1978 im Ratingen geboren und studierte Germanistik und Philosophie in Bonn. Seit 2008 lebt er als Veranstaltungskurator, Literaturlektor und Featureautor in Berlin. In den letzten Jahren konzipierte er Veranstaltungsreihen und Projekte u.a. für das Goethe Institut New York, das internationale Literaturfest lit.COLOGNE und das Literaturhaus Frankfurt und initiierte diverse eigene freie Formate. Er ist Teil der Ateliergemeinschaft Adler & Söhne, einer der Organisatoren des dazugehörigen Salons und Mitherausgeber des Magazins "sprachgebunden".