The Whole Earth – Ausstellung
Fr 26.4.–So 7.7.2013
Die Aufnahme des »Blauen Planeten« – die neue Perspektive auf die Erde, von außen betrachtet – ist eines der einflussreichsten Bilder der Geschichte. Es prägt seit den späten 1960er-Jahren mehr als jede andere Abbildung die populäre Vorstellung vom Zeitalter des »Systems Erde« und der Globalisierung, von der weltumspannenden Netzwerkgesellschaft bis hin zur heutigen Klimadiskussion. Als Essay aus künstlerischen Positionen und kulturhistorischen Materialien befragt die Ausstellung die Übertragung ökologisch-systemischer Konzepte auf Gesellschaft, Politik und Ästhetik.
Die Ausstellung lotet als eine der ersten die Geschichte des Fotos vom „Blauen Planeten“ aus und reflektiert umfassend die Wirkungsmacht des „Whole Earth Catalog“, des analogen Vorläufers von Google (Steve Jobs). 1968 wurde er von Stewart Brand, dem späteren Erfinder des Begriffs „Personal Computer“, erstmals herausgegeben: als Kompendium nützlicher Utensilien für die planetare Zukunft. Nicht zufällig mit dem Bild der ganzen Erde als Titelbild. The Whole Earth setzt dabei am historischen Moment der später so genannten „kalifornischen Ideologie“ an: eine Allianz zwischen Hippies und Kybernetikern, Natur-Romantikern und Technologie-Verehrern, zwischen Psychedelia und Computerkultur. Diesen Gegenkulturen im Kalifornien der 1960er- und 1970er-Jahre spüren die Kuratoren Diedrich Diederichsen und Anselm Franke nach: mit visuellen und auditiven Dokumenten, historischen und zeitgenössischen künstlerischen Impulsen. Sie reflektieren die vielfältigen politischen, ideologischen und popkulturellen Anstöße für eine Umweltbewegung und den Aufstieg digitaler Netzwerk-Kultur.
Wie kommt es, dass politische Konfliktlinien neutralisiert wurden? Welcher Weg führt von Ökologie und Kybernetik zum System- und Selbstmanagement der kapitalistischen Netzwerkgesellschaft?
Mit Arbeiten von Nabil Ahmed, Ant Farm, Eleanor Antin, Martin Beck, Jordan Belson, Ashley Bickerton, Dara Birnbaum, Erik Bulatov, Angela Bulloch, Bruce Conner, Öyvind Fahlström, Robert Frank, Jack Goldstein, Nancy Holt und Robert Smithson, Lawrence Jordan, Silvia Kolbowski, Philipp Lachenmann, David Lamelas, Sharon Lockhart, Piero Manzoni, Raymond Pettibon, Adrian Piper, Robert Rauschenberg, Ira Schneider, Richard Serra, Alex Slade, Jack Smith, Josef Strau, The Center for Land Use Interpretation, The Otolith Group, Suzanne Treister, Andy Warhol, Bruce Yonemoto und anderen
Ausstellungsarchitektur: Kooperative für Darstellungspolitik (Jesko Fezer, Anita Kaspar, Andreas Müller)
Grafikdesign: Studio Matthias Görlich (Tobias Becker, Matthias Görlich, Charalampos Lazos)