Festival

Europe (to the power of) n

Sa 7.7.2012
10h
Eintritt frei
Slavs and Tatars, „Reverse Joy“, 2011, Foto: Sebastian Schröder

Dreißig Szenarien, und damit dreißig Möglichkeiten über Europa nachzudenken, bilden den Ausgangspunkt des Kunstprojekts Europen, das zwischen Juli 2012 und April 2013 in Brüssel, Istanbul, London, Łódź, Minsk, Novi Sad, Høvikodden/Oslo, San Sebastián und Beijing als transregionales Exzellenzprojekt des Goethe-Instituts stattfindet. Den Auftakt macht ein Festival im Haus der Kulturen der Welt, in dessen Rahmen eine Auswahl an Szenarien und deren Protagonisten vorgestellt werden.

Das dem Projekt zugrunde liegende Europa steht in herausfordernden Beziehungen zu anderen und wird herausgefordert. Es verteidigt nicht Identität und Einheit, sondern öffnet sich. Über die künstlerischen Arbeiten wird Europa in Beziehung zu anderen gesetzt, im Wissen um seine koloniale Vergangenheit, seine gegenwärtige migrantische Prägung und zunehmende globale Verflechtungen. Europa ist kein Solitär!

Programm Freitag 6. Juli 2012 | Samstag 7. Juli 2012
(In deutscher Sprache mit englischer Übersetzung)

10–12 Uhr: Information Architecture Workshop
How to Mediate Complexities?
Konrad Abicht, Vanessa Boni, Andreja Hribernik und Tristan Schulze mit Gästen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Design und Kunst

Konrad Abicht, Vanessa Boni, Andreja Hribernik und Tristan Schulze haben eine diskursive Internetplattform entwickelt, die als Werkzeug für Recherchen, Vermittlung und Kommunikation von Europe n dient. Dabei werden dynamische und kontinuierlich erweiterbare Verbindungen zwischen Themen, Konzepten, Orten und Menschen hergestellt. Im Workshop soll das Potenzial dieses im Kulturbereich entwickelten Projekts für andere gesellschaftliche Bereiche ausgelotet werden.

12 Uhr: Pause

13 Uhr: Film
Binibining Promised Land
R: Köken Ergun, 2009, 30 min

Köken Erguns Film adressiert die Situation der philippinischen Gastarbeiterinnen in Israel und zeigt die Bindungskraft einer transnationalen Gemeinschaft. Am Beispiel des bekanntesten Schönheitswettbewerbs der Filipinas in Tel Aviv spricht er von den Realitäten und Träumen seiner ProtagonistInnen, davon wie sich die Filipinas unter den neuen Lebensumständen einrichten, ihre Traditionen fortsetzen und auch neu schreiben. Der Film handelt von Dislozierung und Verortung gleichermaßen und auch davon, wie sehr Teile der Welt durch Migration zusammengerückt sind.

13.45 Uhr: Vortragsperformance
Koen Vanmechelen: Genetic Freedom

Der belgische Künstler Koen Vanmechelen widmet sich biokultureller Diversität. Er stellt sein Cosmopolitan Chicken Project vor, in dem er die Genealogie des Huhns zum Ausgangspunkt für seine künstlerischen Arbeiten nimmt. Vanmechelen greift in den Züchtungsprozess ein, indem er nationale Züchtungen und die daraus resultierenden Hybride mehrfach kreuzt.

Vortrag: Filip Luyckx: The Critical Fundamentals of Europe
Der Kurator für Brüssel spricht über sein kuratorisches Konzept im Rahmen von Europe hoch n.

14.30 Uhr: Film
Палiпадуаценне (Palipaduazennije)
30 min, 2012, aus dem Projekt Language Lessons von Aleksander Komarov

„Palipaduazennije’“ ist ein erfundener Name. Er bezieht sich auf Pflanzennamen in botanischen Gärten, die völlig artifiziell sind und von ihren Entdeckern vor langer Zeit gegeben wurden. Im Film von Aleksander Komarov findet sich eine Gruppe belarussischer Immigranten im Botanischen Garten von Amsterdam wieder. Sie lesen Worte, die belarussisch klingen aber genauso erfunden sind wie der Titel des Films selbst – Palipaduazennije.
Gespräch: Lena Prents and Aleksander Komarov sprechen über das Forschungs- und Filmprojekt Language Lessons.

15.15 Uhr: Pause

16 Uhr: Vortragsperformance
NAME Readymade, Janez Janša

Janez Janša ist der Name eines neoliberalen, konservativen slowenischen Ministerpräsidenten und seit 2007 auch der Name von drei bekannten slowenischen Künstlern, die diesen offiziell mit allen notwendigen Papieren und Stempeln angenommen haben. Seitdem werden ihr künstlerisches Schaffen ebenso wie ihre privaten Angelegenheiten – kurz: ihr gesamtes Leben – unter diesem Namen geführt. Die Gruppe arbeitet gezielt mit dem Symbolgehalt eines prominenten Namens, der zu einem Signifikanten von Macht und Machtmissbrauch geworden ist.

Vortrag: Miško Šuvaković: ASYMMETRIES. Concepts, Metaphors and Ideological DifférAnces

Der Kurator für Novi Sad spricht über sein kuratorisches Konzept im Rahmen von Europe hoch n.

16.45 Uhr: Vortragsperformance
Slavs and Tatars: Reverse Joy

Slavs and Tatars widmen sich in ihrem neuen Projekt dem Shi‘a-Ritual im Monat Muharram, um verschiedene Auffassungen von Modernität und Zeit zu erforschen. Reverse Joy betrachtet die komplexe Konstellation von Muharram – seine traditionelle Architektur, Handwerkskunst, Rituale und Erzählungen –, die im Laufe von dreizehn Jahrhunderten eine beinahe kosmische Bedeutung angenommen hat, jenseits von regionalen Rivalitäten und womöglich sogar jenseits des Glaubens selbst, um auf Vorstellungen von Identität, Mystik, Protest und Widerstand in der gesamten Welt einzuwirken.

Vortrag: Joanna Sokołowska und Jarosław Lubiak: Modes of Reversal

Die Kuratoren für Łódź sprechen über ihr kuratorisches Konzept im Rahmen von Europe hoch n.

17.30 Uhr: Gespräch
Annika Eriksson und Peio Aguirre über den Film Wir bleiben / The Last Tenants

Die Künstlerin Annika Eriksson und Peio Aguirre, Kurator für San Sebastián, sprechenüber Erikssons Film Wir bleiben / The Last Tenants von 2011. Die Mieter eines Hauses in Berlin Mitte, in dem die Künstlerin selbstwohnte, haben Kriegszeiten, Nationalsozialismus, Kommunismus und den Kapitalismus erlebt. Indem die Künstlerin ihre früheren Nachbarn bat, ihre Geschichte zu erzählen, bietet sie uns das Porträt eines Gebäudes, das kürzlich von einem globalen Investor gekauft wurde.

18 Uhr: Pause

19 Uhr: Vortrag
Kit Hammonds: On the Point of Collapse: A Series of Thoughts on the Conflicting Interests in the Third Sector

Der Kurator für London spricht über sein kuratorisches Konzept im Rahmen von Europe hoch n.

19.30 Uhr: Film
Freedom Requires Free People
R: Ane Hjort Guttu, 30 min

Zum Film spricht Tone Hansen, Kuratorin für Oslo. Der Film zeigt einen achtjährigen Jungen, der gegen ein disziplinierendes und normierendes Schulsystem kämpft und das Recht auf selbständige Entscheidungen einfordert.

20.15 Uhr: Intro
Thomas Wrobel: Chinabrenner

20.30–21.30 Uhr: Pause und "Chinabrenner" (Chinesische Garküche)

21.30–22 Uhr: Performance
Jun Yang: Becoming European or How I Grew up with Wiener Schnitzel

Jun Yangs Vortragsperformance widmet sich dem Verhältnis China–Europa, wobei sich persönliche und fremde Erfahrungen, Erinnerungen und Erzählungen, Projektionen, Träume und Wünsche mit Filmbildern zu einem neuen Narrativ verknüpfen.

Installationen von Annika Eriksson und von Melanie Gilligan werden während des Festivals permanent gezeigt.

Programm Freitag 6. Juli 2012 | Samstag 7. Juli 2012

Bei Europe (to the power of) n handelt es sich um ein Projekt aus der Exzellenzinitiative des Goethe-Instituts. Die Studie zum Projekt, Szenarien über Europa, wurde zwischen September 2011 und April 2012 in Kooperation mit der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig durchgeführt. Europe hoch n wird vom Goethe-Institut London in Kooperation mit 10 Institutionen in und außerhalb der EU koordiniert. Der Launch und das Festival finden in enger Zusammenarbeit mit dem Haus der Kulturen der Welt statt. Die künstlerischen Beiträge wurden ermöglicht durch die Unterstützung von Arend Oetker, Berlin.