Film und Gespräch
Denken mit Glissant – One World in Relation
Der Philosoph, Essayist und Kulturtheoretiker Édouard Glissant gilt als Vordenker der Globalität und einer Welt der Vielheit und Beziehungen. Der Dokumentarfilm „Un Monde en Relation“ von Manthia Diawara begleitet den 2011 verstorbenen Glissant und lässt ihn von der Poetik der Relationen erzählen. Wie ein Mosaik setzt er eine Fülle von Gesprächen zusammen, die der Philosoph und der Filmemacher auf der Seereise nach Martinique, dem Geburtsort Glissants, geführt haben und die sich am Begriff der Relation entspinnen. In den Interviewclips verdeutlicht Glissant seine Idee der Globalität als fortlaufender Prozess des In-Beziehung-Setzens.
Denken mit Glissant – One World in Relation
R: Manthia Diawara
USA/Mali 2010, 52 min, französische OmE
Die Relation ist ein Raum, der nicht dieses mit jenem, sondern alles mit allem verbindet – so umschrieb Édouard Glissant seine Poetik der Vielheit. Wie kein anderer hat er in seinen Schriften eine utopische Sicht auf unsere Welt der Verschiedenheit jenseits homogenisierender Zugriffe entwickelt - ein nomadisches und verbindendes Denken in einer Inselwelt der Vielheiten. Welchen kollaborativen Kosmos Glissants Denken für gegenwärtige Süd-Süd und andere Beziehungen eröffnen kann, darüber sprechen im Anschluss an die Dokumentation der Filmwissenschaftler und Regisseur Manthia Diawara und der kenianische Schriftsteller und Essayist Mũkoma wa Ngũgĩ.
Gespräch in englischer Sprache mit Manthia Diawara (USA/Mali) und Mũkoma wa Ngũgĩ (USA/Kenia), Moderation: Barbara Wahlster
Manthia Diawara ist Schriftsteller, Filmproduzent, Kulturwissenschaftler, und Kunsthistoriker. Er wurde 1953 in Mali geboren und lebt nun in New York, wo er an der New York University den Vorsitz des African Studies Department inne hat. Mit seiner Dissertation zum Thema der Politik und Ästhetik im afrikanischen Kino legte er den Grundstein für seine weitere Forschung, mit der er einen relevanten Beitrag zur Weiterentwicklung im Bereich der „Black Studies“ leistet. Er verfasste unter anderem Black American Cinema (Routledge: 1993), „We won’t Budge: An African Exile in the World“(Basic Civitas Books, 2003), “African Film: New Forms of Aesthetics and Politics” (Prestel, 2010) und weitere.
Mũkoma wa Ngũgĩ wurde 1971 in Amerika geboren, wuchs in Kenia auf und kehrte dann für sein Studium der Politikwissenschaften und des Creative Writing in die USA zurück, wo er derzeit in Norwalk, Cennecticut lebt. Er übt sowohl journalistische Tätigkeiten aus, verfasst Monografien und schreibt Gedichte. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Nairobi Heat“ (Penguin, 2009) und sein Romanmanuskript „The First and Second Books of Transition“, mit dem er für die Short List des Penguin Prize for African Writing nominiert wurde. Er veröffentlichte in unterschiedlichen Magazinen wie World Literature Review oder Black Commentator und führt erfolgreiche Kolumnen für den Guardian und BBC . Ab Herbst 2012 wird er eine Juniorprofessur für Englisch mit einer Spezialisierung auf englischsprachige afrikanische Literatur des 20. Jahrhunderts an der Cornwell University in New York inne haben.
Barbara Wahlster arbeitete lange Zeit als freie Autorin, Journalistin und Kritikerin. Sie veröffentlichte häufig für internationale Magazine, übersetzte werke aus dem Französischen, lebte zu Forschungszwecken längere Zeit im Ausland und war zudem in der Entwicklungsarbeit tätig. Zusammen mit Theresia Birkenhauer und Barbara Hahn war sie Mitherausgeberin der Aufsatzsammlung Theater-Theorie. Zwischen Szene und Sprache (Vorwerk 8, 2008). Nachdem sie Max-Kade Visiting Professor in Amerika an der Vanderbilt-University in Nashville war, leitet sie derzeit die Literaturabteilung beim Deutschland-Radio Kultur.