Ausstellung
Über Schönheit
21 Positionen
Sa 19.3.–So 15.5.2005
Bei Erwerb einer Eintrittskarte für das Performing Arts Programm ist der Besuch der Ausstellung am selben Tag frei.
Barocke Opulenz in Matthew Barneys legendärem Video "Cremaster 5", zerstörte Schönheit in Zhuang Huis lebensgroßer Landschaftsinstallation "Chashan County", groteske Überzeichnung in den sexuell aufgeladenen Fotografien Cindy Shermans: Die prominent besetzte Ausstellung umkreist die schillernde Aura des Schönen aus vielen Perspektiven.
Neue Auftragsarbeiten von Samta Benyahia (Saint Denis, Frankreich), Jens Haaning (Berlin/Vordingborg, Dänemark), Hans-Peter Feldmann (Düsseldorf) in Zusammenarbeit mit babel, Michael Lin (Paris/Taipei), Qin Yufen (Berlin/Peking) Zhu Jinshi (Berlin/Peking) sowie Werke von Matthew Barney (New York), Heri Dono (Jakarta), Rotimi Fani-Kayode & Alex Hirst, Katarzyna Kozyra (Berlin/Warschau), Liu Dan (New York/Peking) im Museum für ostasiatische Kunst, Berlin-Dahlem, Liu Zheng (Peking), David Medalla (Bracknell, Großbritannien), Shirin Neshat (New York), Nam June Paik (New York), Ravinder Reddy (Visakhapatnam, Indien), RongRong & i n r i (Peking), Cindy Sherman (New York), Shi Chong (Peking), Wang Gongxin & Lin Tianmiao (Peking), Zhuang Hui (Peking).
"Über Schönheit" versucht weder eine Typisierung universeller Maßstäbe noch eine Nachzeichnung großer Kunsttraditionen. Die Arbeiten zeigen im Gegenteil, wie individuelle Künstler Schönheit neu denken und darstellen. Mythologie und Technologie, Traum und Tod, Körper und Verfall, Transzendenz und öffentlicher Raum: Um diese Themen sind visuelle Anziehungspunkte entstanden, die nicht den gängigen Schönheitsidealen entsprechen, und doch eine große sinnliche Präsenz ausstrahlen.
"Auch die Documenta wird schön werden" - diese Aussage des Documenta-Kurators Roger M. Buergel zeigt: Schönheit ist als Thema der Kunst wiederaufgetaucht. Seit den 1990er Jahren greifen Kritiker des Kunst-Establishments die Beziehung der Schönheit zur Kunst aus feministischer, postmoderner und interkultureller Sicht wieder auf. Eine Debatte über die Bedeutung der Schönheit in unterschiedlichen Kulturen sorgt dabei für eine längst überfällige Befreiung des Begriffs von der philosophischen Tradition des Westens.
Von all dem zeugt die Ausstellung "Über Schönheit" und geht dabei weit über die bloße Präsentation unterschiedlicher Positionen in einem Ausstellungsraum hinaus. Künstlerische Interventionen verändern das Erscheinungsbild des gesamten Hauses: Michael Lin verwandelt den Boden des Foyers in ein leuchtend buntes raumgreifendes Gemälde mit überdimensionalen Blumen, die den Betrachter nachgerade in sich aufsaugen, Samta Benyahia gelingt mit arabisch-filigranem Gitterwerk an der zentralen Fensterfront eine unerwartete Lesart des Gebäudes. Und auch die Stadt selbst wird zum Teil des Projekts: Mit einer provokativen Plakataktion in Neukölln und Zehlendorf kombiniert Jens Haaning westlich-körperbetonte Werbeästhetik mit arabischer Schrift. So gibt er dem Thema der Ausstellung eine weitere provokative Wendung.
Wu Hung, Kurator der Ausstellung, lehrte an der Harvard University, bevor er zum Direktor des Center for the Arts of East Asia an der University of Chicago berufen wurde.