Konzerte

Lonnie Holley & Mourning [A] BLKstar, Space Afrika, Nídia

Film “I Snuck Off the Slave Ship”, R: Lonnie Holley & Cyrus Moussavi, USA, 2018, 20 min, engl. OV

Sa 12.11.2022
Auditorium, Weltwirtschaft
19h
Abendticket: 13€/10€

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19h Film: I Snuck Off the Slave Ship (Auditorium)
20h Lonnie Holley (Auditorium)
21.30h Space Afrika (Weltwirtschaft)
22.30h Nídia (Weltwirtschaft)

© David Raccuglia

I Snuck Off the Slave Ship ein monumentales Stück Musik zu nennen, ist angesichts seiner Länge von fast 18 Minuten sicherlich korrekt. Monolithisch war das Tongedicht im Zentrum von Lonnie Holleys gefeiertem Album Mith aber keineswegs. Den strömenden Charakter der Musik unterstreicht der gleichnamige Kurzfilm umso mehr. In seinem Regiedebüt fließen viele von Holleys künstlerischen Aktivitäten der vergangenen Jahrzehnte ineinander. Der erstmals im Jahr 2019 auf dem Sundance Film Festival vorgestellte, in Zusammenarbeit mit Cyrus Moussavi gedrehte Kurzfilm kombiniert die skulpturalen Arbeiten des Autodidakten mit Bild, Ton und Text gleichermaßen eindringlich wie impressionistisch. Geschichte und Gegenwart der USA werden verdichtet, das Persönliche politisch aufgeladen.

Seit über vier Jahrzehnten steht Lonnie Holleys künstlerische Praxis im Zeichen einer improvisatorischen Kreativität, die sein ganzes Leben erfüllt. Ob mit seinem Debütfilm I Snuck Off the Slave Ship, seinen Arbeiten in der bildenden und der Performance-Kunst sowie als Poet und Musiker, der afroamerikanische Traditionen von Blues bis Jazz bewahrt und doch ebenso wort- wie klanggewaltig neu denkt: Die Grenzen zwischen den Gattungen und sogar Werken werden beständig neu verschoben und bisweilen aufgelöst. Das gilt auch, wenn Holley ins Studio geht oder auf die Bühne tritt. Was auf seinen Solo-Alben wie Mith oder zuletzt National Freedom zu hören ist, stellt den vorläufigen Endpunkt eines Experiments dar – und zugleich den Ausgangspunkt von Performances, die immer wieder ins Unbekannte aufbrechen.

© Frankie Casillo

Space Afrika bringen die Farben der Nacht zum Klingen. Das Duo aus Manchester bewegt sich an den Schnittstellen von verknistertem Ambient, brüchigem Dub, sphärischen R’n’B- oder Rap-Einlagen, Versatzstücken klassischer Musik und Spiegelreflexen von Clubmusik. Daraus collagierte es zuletzt im Jahr 2021 auf dem Album Honest Labour dynamische Klangskulpturen, die ein mosaikartiges Bild urbaner Lebensräume zeichnen. Bei ihren audiovisuellen Live-Shows setzen Josh Reid und Joshua Inyang ebenso auf Verdichtung, verlassen jedoch den Boden der Tatsachen nie. Wie ihr während der weltweiten Black-Lives-Matter-Proteste veröffentlichtes Durchbruchs-Mixtape hybtwibt? und ihre audiovisuelle Kollaboration Untitled (To Describe You) mit Filmemacherin Tibyan Mahawah Sanoh verweisen sie mit den abstrakten Klängen auf konkrete Lebensrealitäten.

© Marta Pina

Nídia ist eine der führenden Produzent*innen aus dem Umfeld von Príncipe Discos. Das Lissabonner Label ist die zentrale Anlaufstelle der Batida-Szene der Stadt und somit eine Plattform für die Neuverhandlung afro-portugiesischer Tanzmusik im Club-Setting. Nídia hat mit Kelela, Fever Ray und Yaeji zusammengearbeitet und Lafawndahs Stück Tourist einen preisgekrönten Remix verpasst. Sie veröffentlicht regelmäßig neue Musik über ihre eigenen Kanäle und hat im Jahr 2020 neben den zwei EPs Badjuda Sukulbembe und S/T mit Não Fales Nela Que A Mentes über Príncipe Discos ein Album veröffentlicht, auf dem sie das Tempo aus ihrem Sound nahm, der von den Rhythmen von Kuduro und anderen Tanzstilen wie Tarraxo inspiriert ist. Nídias Musik bleibt unkategorisierbar. Ihr visionärer Charakter offenbart sich am unmittelbarsten auf dem Dancefloor.