Kino
Fragmentos de un diario inacabado | Journal inachevé | El hombre cuando es hombre
Sa 25.6.–Sa 27.8.2022
Jeden Samstag
Jeweils 12.05h
Eintritt mit Ausstellungsticket
Fragmentos de un diario inacabado (Fragments from an Unfinished Diary)
R: Angelina Vásquez, Chile/Finnland 1983, 59 min, spanische OV mit engl. Untertiteln
Die chilenische Filmemacherin Angelina Vázquez, die im Movimineto de Izquierda Revolucionaria aktiv gewesen war, ging nach Augusto Pinochets Militärputsch 1973 ins Exil. Zehn Jahre später kehrte sie heimlich zurück, um einen Film über das abgelaufene Jahrzehnt zu drehen. Bereits vor Drehbeginn war sie erneut gezwungen, das Land zu verlassen; das Projekt wurde mit Unterstützung vor Ort fertiggestellt, während Vazquez in Finnland war. Die Filmtheoretikerin Elizabeth Ramirez-Soto schreibt: „Mit der Verbindung von Elementen eines Tagebuchfilms, Briefen und Reiseberichten schafft Fragmentos de un diario inacabado ein widerständiges Bild der chilenischen Gesellschaft im Kampf gegen ein unterdrückerisches, diktatorisches Regime. Zu den kollektiven Strategien gehören Musik aus dem Volk genauso wie populäres Theater, Suppenküchen und zunehmend größere Demonstrationen, die mit den Dreharbeiten zu Vásquez’ Film zusammenfielen.“
Journal inachevé (Unfinished Diary)
R: Marilú Mallet, Kanada 1982, 50 min, englische/französische/spanische OV mit engl. Untertiteln
Marilú Mallet ging 1973 nach Québec ins Exil. Sie hatte ihr Geburtsland Chile nach dem Putsch gegen Salvador Allende, der in eine Militarjunta unter Augusto Pinochet mundete, verlassen. Fast ein Jahrzehnt später entstand Journal inachevé. Der Film „nutzt die intime Form eines Tagebuchs, um Mallets Alltag als Filmemacherin im Montrealer Exil augenscheinlich zu machen“, schreibt die Filmwissenschaftlerin Elizabeth Ramírez-Soto. „Sie versucht sich in einer neuen Kultur zurechtzufinden und zugleich ihre Vergangenheit aufzuarbeiten. [...] So schlägt sie eine Brücke zwischen individuellen und kollektiven Erfahrungen erzwungener Migration.“ Journal inachevé erwuchs aus dem unvollendeten Filmprojekt Les lettres, das Mallet aus Briefen mit ihrer Freundin und Kollegin Valeria Sarmiento entwickeln wollte, die damals in Paris lebte.
El hombre cuando es hombre (Ein Mann, wenn er ein Mann ist)
R: Valeria Sarmiento, Costa Rica/BRD/Frankreich 1982, 67 min, Spanische OV mit dt. Untertiteln
Der Militärputsch von Augusto Pinochet 1973 in Chile zwang Valeria Sarmiento aus ihrer Heimat ins Exil, ihre filmische Praxis setzte sie an verschiedenen Orten fort, darunter Kuba und Frankreich. Mit finanzieller Unterstützung des ZDF ging sie nach Costa Rica, um einen Film über die Gefährlichkeit des lateinamerikanischen machismo zu drehen. El Hombre cuando es hombre besteht aus Interviews mit Männern aller Altersgruppen, die über Sex und Verführung sprechen, und aus Beobachtungen, die verdeutlichen, wie soziale Rituale Geschlechterstereotype aufrechterhalten. Zu Beginn scheint der Film neutral zu sein, doch in seinem Verlauf wird Sarmientos scharf ironische Haltung unübersehbar. Wie sie es ausdrückt: „Es sind die kleinen Details, die sich zu einem bedrohlichen Ganzen anhäufen.“