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Soundtracking Every Moment: Music as Data

Maria Eriksson, Liz Pelly, Robert Prey, moderiert von Tobi Müller

Sa 14.11.2020
Sa 14.11.2020
Abgesagt, digitale Version Anfang Dezember

Wie hat die Plattformökonomie die Welt der Musik verändert? Wie beeinflusst das Datengeschäft nicht nur wie Musik gehört wird, sondern auch wie sie klingt? Gestreamte Musik ist allgegenwärtig. Geordnet in Playlists, die als eine Art Soundtrack den Alltag vertonen, hat sie das gezielte Hören von Tonträgern ersetzt; Genre hat an Bedeutung verloren, Stimmung und Aktivität dienen heute als Ordnungskategorien. Musikhören wird zur Daten generierenden Zeit.

Das Geschäftsmodell der werbefinanzierten Streamingdienste verlangt ein Medienformat, das möglichst pausenlos und in Echtzeit personalisierte Aktivitäts- und Stimmungsprotokolle der Konsument*innen erzeugt, weshalb mit Vorliebe vordefinierte „Stimmungsmacher“-Listen oder „Songs to Sing in the Shower“ vorgeschlagen werden, die passives Hörverhalten und eine homogene Musikästhetik befördern. Die Ökonomie der Playlist erzeugt Neo-Muzak; Musik wird industriell funktionalisiert als Umgebung, zur Stimulation und Selbstregulation. Aber was passiert mit der Musik, die nicht Playlist-kompatibel ist? Welche Daten produziert die Playlist und wie übersetzt sie das Musikhören in verwertbare Information? Wenn heute schon Playlists auf Tour gehen, werden Bands und Musiker*innen zukünftig abgelöst durch künstliche Kompositionsalgorithmen, die die gewünschten Hits und Klangfarben liefern?

Maria Eriksson (Humlab, Umeå University) hat mit einem schwedischen Forschungsteam und den Mitteln des Reverse Engineerings den Streamingdienst Spotify auseinander genommen um seiner inneren Funktionsweise auf die Spur zu kommen. Liz Pelly (Musikjournalistin) recherchiert seit ein paar Jahren zu den Geschäftspraktiken von Spotify. Sie kritisiert, wie Streamingplattformen Prinzipien der Werbung und Ausbeutung vereinen und hat für die Playlist-Ästhetik den Begriff Streambait Pop geprägt. Der Medienwissenschaftler Robert Prey (Center for Media and Journalism Studies, University of Groningen) forscht zu den interdependenten Prozessen von Datafizierung und Plattformisierung und dem Verhältnis von Technologie, Macht und Musikkultur. Moderiert von Tobi Müller (Kulturjournalist, Berlin)