Unbekannte*r Künstler*in, Kolonialer Soldat mit Fernglas, Kongo, ca. 1980 , Sammlung Heike Behrend. © Foto: Anita Back/HKW
Thomas Onajeje Odulate, Paar beim Spaziergang mit Hund, Lagos, Nigeria, cica 1920–1952, Jonathan Fine, © Foto: Jonathan Fine
Tommy McRae, Sketch of Squatters, Kwatkwat, Upper Murray Distrikt, Südost-Australien, 1864. Courtesy Mitchell Library, State Library of New South Wales, Sydney, Inv. Nr.: IE3349862
Unbekannte*r Künstler*in, „hentakoi“, Schreckfigur, Nikobarische Inseln, Indien, um 1900, Rautenstrauch-Joest-Museum, RJM 23331, © Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln, Wolfgang Meier, rba_d029031

01.11.2019–06.01.2020

Spektral-Weiß

Die Erscheinung kolonialzeitlicher Europäer*innen

Ausstellung, Talks

1.11.2019–6.1.2020

Ausstellungshalle 2

Wie wurden Europäer*innen in der Kunst der Kolonisierten dargestellt? Ausgehend von der Sammlung des Kölner Museumsdirektors und Ethnologen Julius Lips (1895–1950) thematisiert die Ausstellung transkulturelle Verflechtungsgeschichten kolonialzeitlicher Kunst.

„Alles, was es braucht, um einen Unterdrücker zu karikieren, ist, ihn exakt so zu porträtieren, wie er ist.“
Julius Lips

1937 veröffentlichte der Kölner Ethnologe Julius Lips im US-amerikanischen Exil in seinem Buch The Savage Hits Back Darstellungen kolonialzeitlicher Europäer*innen. Mit diesen Bildern von Soldaten, Händlern, Missionaren und König*innen thematisierte er die Außenwahrnehmung europäischer Kultur in explizit antirassistischer Absicht. Die Sammlung wirft Fragen zu Gewalt und Aneignung, kultureller Symbolisierung und Mimesis, Kontakt und Widerstand auf und problematisiert so die globale Verflechtungsgeschichte der Moderne.

Lips sah in den Objekten und Fotos eine der europäischen Kunst überlegene Form des Realismus, aber auch antikoloniale Satire und Karikatur. Teile der Darstellungen wurden dezidiert für eine weiße Käuferschaft produziert. Lips’ Behauptung einer widerständigen Umkehrung der kolonialen Blickhierarchie und ihren kulturkritischen Implikationen erscheint daher fragwürdig.

Spektral-Weiß beschäftigt sich mit geschichtsphilosophischen Thesen, die in der Bumerang-artigen Rückkehr kolonialer Gewalt eine wesentliche Triebkraft für den europäischen Faschismus des 20. Jahrhunderts sehen. Dabei hinterfragt die Ausstellung rassistische Projektionen, das Begehren und die blinden Flecken, die es bis heute erschweren, der Matrix des weißen Blicks zu entkommen.

Kuratiert von Anna Brus in Zusammenarbeit mit Anselm Franke

Im Rahmen von Kanon-Fragen