3.11.2017–8.1.2018
Parapolitik: Kulturelle Freiheit und Kalter Krieg
Ausstellung
3.11.2017–8.1.2018
Ausstellungshalle 1 + 2
Der Kampf der Systeme nach dem Zweiten Weltkrieg verwickelte auch Kunst und Kultur in ein symbolisches Wettrüsten. Dafür steht beispielhaft der Kongress für kulturelle Freiheit (Congress for Cultural Freedom, CCF), von einer Gruppe Schriftsteller*innen im Juni 1950 in West-Berlin gegründet zur Stärkung eines „antitotalitären“ Bündnisses Intellektueller.
Ausgehend vom Pariser Hauptquartier unterstützte der CCF zahlreiche Kulturprogramme in Lateinamerika, Afrika und Südostasien und spann ein Netzwerk von Zeitschriften, Konferenzen und Ausstellungen, um die „universelle“ Sprache der Moderne in Literatur, Kunst und Musik zu fördern. 1967 stellte sich heraus, dass der CCF im Verborgenen von der CIA finanziert worden war, um den antikommunistischen Konsens und damit die hegemonialen Interessen der USA in einem Kalten Krieg der Kultur zu befördern. Mit der Enthüllung des CIA-Skandals war der Ruf des CCF ruiniert. Zu offensichtlich waren die ideologischen Widersprüche und die moralisch zweifelhafte Verteidigung von Freiheit und Transparenz mit Mitteln, die sich ihrerseits der demokratischen Rechenschaftspflicht entzogen.
Parapolitik widmet sich der globalen Dimension der Kulturpolitik im Kalten Krieg und den sich wandelnden Bedeutungen und Zielen, die mit der Moderne assoziiert wurden. Ausgehend von einer Untersuchung der Interdependenzen der politischen und ästhetischen Auseinandersetzungen der Ära, thematisiert die Ausstellung die ideologischen Grundlagen der Konfliktlinien globaler Gegenwartskunst.
Das Verhältnis von ideologischer Inanspruchnahme und künstlerischem „Autonomieverhalten” ist zentrales Thema der Ausstellung. Die gezeigten Arbeiten und Archivmaterialien setzen sich mit den ideologischen Widersprüchen und dem Widerhall der US-„Freiheitsoffensive“ der Nachkriegsjahre auseinander. Zeitgenössische Beiträge thematisieren das Erbe des Kalten Krieges und erkunden die Beziehung zwischen politischem Engagement und kritischer Distanz. Daneben stehen Werke aus den 1930er Jahren bis heute, die den ideologisch geprägten Kontrast zwischen Abstraktion und Realismus reflektieren und die Frage nach der künstlerischen Freiheit und ihren Formen stellen. Archivmaterialien — darunter bedeutende, vom Kongress für kulturelle Freiheit gegründete oder finanzierte internationale Journale der Nachkriegszeit — illustrieren, wie die Moderne zum Bedeutungsträger für individuelle Freiheit wurde und so die kulturelle Hegemonie des Westens im 20. Jahrhundert beförderte.
Kuratiert von Anselm Franke, Nida Ghouse, Paz Guevara und Antonia Majaca
Mit Arbeiten von Art & Language, Doug Ashford, Michael Baers, Antonina Baever, Alessandro Balteo-Yazbeck (mit Media Farzin & Paolo Gasparini), Romare Bearden, Samuel Beckett, Lene Berg, Broomberg & Chanarin, Fernando Bryce, Daniel Buren, Annett Busch, Luis Camnitzer, Alice Creischer, Didactic Exhibition, Liu Ding, Charles & Ray Eames, Peter Friedl, Liam Gillick, Sheela Gowda, Philip Guston, Gruppe Gummi K (Alice Creischer, Martin Ebner, Christoph Keller, Ariane Müller, Andreas Siekmann, Nico Siepen, Josef Strau, Klaus Weber, Amelie Wulffen), Chia-Wei Hsu, Iman Issa, Voluspa Jarpa, David Lamelas, Norman Lewis, İlhan Mimaroğlu, Moiseyev Dance Company, Museum of American Art in Berlin, Irving Norman, Guillermo Nuñez, Branwen Okpako, Boris Ondreička, Nam June Paik, Décio Pignatari, Howardena Pindell, Sigmar Polke, Rebecca H. Quaytman, Walid Raad, Steve Reich, Ad Reinhardt, Gerhard Richter, Faith Ringgold, Norman Rockwell, Peter Roehr, Martha Rosler, Charles Shaw, Yashas Shetty, Francis Newton Souza, Frank Stella, The Otolith Group, Endre Tót, Suzanne Treister, Twins Seven Seven, Josip Vaništa, Wolf Vostell, Susanne Wenger u. a.
Im Rahmen von Kanon-Fragen