Lesung
Adriana Lunardi (Brasilien)
In „Vesperas“ zeichnet die Autorin die letzten Momente im Leben großer Autorinnen nach. Sie liest „Dottie“ – die letzten Augenblicke von Dorothy Parker, aufgezeichnet aus der Perspektive ihres Hundes.
Das literarische Debüt der Schriftstellerin, Journalistin und Fernsehautorin wurde bereits mit zwei brasilianischen Literaturpreisen ausgezeichnet. In dem vielbeachteten Erzählband von 1996 „As meninas da Torre Helsinque“ (Die Mädchen des Helsinki-Turms) thematisiert Adriana Lunardi Liebe und Sexualität im Leben junger Mädchen. Und ihr neuestes Werk „Vésperas“ (Vorabende), das die letzten Stunden prominenter Schriftstellerinnen schildert, ist eine ebenso einfühlsame und phantasievolle Hommage an den weiblichen Beitrag zur Weltliteratur.
Die neun Kurzgeschichten zu den Todesmomenten von Dorothy Parker, Virginia Woolf, Clarice Lispector, Colette, Katherine Mansfield, Sylvia Plath, Zelda Fitzgerald, Ana Cristina César und Julia da Costa sind trotz der Schwere des Themas mit Leichtigkeit und ohne jedes Pathos geschrieben. Für Virginia Woolf zum Beispiel, die von den Stimmen ungeschriebener Texte verfolgt wird, bedeutet der Gang zum Fluss eine Befreiung. Dorothy Parkers einsamer Tod wird aus der eingeschränkten Perspektive ihres Hundes gesehen. Ohne den Stil der Autorinnen nachzuahmen, gelingt es Adriana Lunardi, in der Schilderung letzter Gedanken und Gesten eine Verbindung zu den Werken der Autorinnen herzustellen, indem sie die literarische Gestaltung über biografisch Verbürgtes hinausführt.
Adriana Lunardi, die in Rio de Janeiro lebt und arbeitet, wurde 1964 im brasilianischen Bundesstaat Santa Catarina geboren. Sie erhielt das Schriftstellerstipendium der brasilianischen Nationalbibliothek, wurde mit dem Prêmio Fumproarte und dem Prêmio Açorianos in den Sparten „Neuentdeckungen“ und „beste Erzählungen“ ausgezeichnet. „Vésperas“ wurde ins Französische, Kroatische sowie ins Spanische übersetzt und erschien 2006 auch in Portugal.
Eine Veranstaltung des internationalen literaturfestivals berlin im Rahmen des Projektes "Copa da Cultura - Brasilien und Deutschland 2006" in Kooperation mit dem Haus der Kulturen der Welt und dem Ministério da Cultura do Brasil.