Präsentationen, Performance

Das Nationalstaatensystem

Mit Cemil Aydin, Kudzanai Chiurai mit Zaki Ibrahim, und Lawrence Liang

Do 23.3.2017
Auditorium
19–21h
Eintritt frei
Mit Simultanübersetzung deutsch-englisch

Lawrence Liang
„Another Asia“. Möglichkeiten der Zukunft einer gescheiterten Idee
Im März 1947 organisierte Jawaharlal Nehru, Chef der Übergangsregierung Indiens, eine Konferenz in Neu Delhi. Die Asian Relations Conference setzte sich zum Ziel, Asien im Kontext der Entkolonialisierung konzeptionell neu zu entwickeln und bestimmte Fragen zu klären – wie beispielsweise die der Staatsbürgerschaft und der Migration (im Kolonialismus konnten sich die Menschen innerhalb Asiens relativ frei bewegen). Aus heutiger Perspektive erscheint die Konferenz als Höhepunkt einer damals noch denkbaren panasiatischen Idee, obwohl sie gleichzeitig deren Untergang einläutete. In seiner Präsentation geht der Rechtswissenschaftler und Autor Lawrence Liang der Frage nach, wie diese Geschichte des Scheiterns dazu genutzt werden kann, den Nationalismus in Asien neu zu denken.
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Kudzanai Chiurai
The State of the Nation
In der Performance des Künstlers Kudzanai Chiurai, performt von Zaki Ibrahim, richtet sich die erste Premierministerin eines afrikanischen Staates am Tage der Unabhängigkeit an ihre Nation. In ihrer Rede thematisiert sie die verschaltete Vergangenheit und Gegenwart des (Post-)Kolonialismus auf dem afrikanischen Kontinent, die von der Erfahrung extremer Gewalt geprägt sind. Zugleich markiert die Ansprache aber einen Moment der Hoffnung, in dem es möglich scheint, emanzipatorische Zukünfte in der Zeit nach der Unabhängigkeit zu verwirklichen. Nach der Performance wird per Konferenzschaltung ein Gespräch zwischen Rana Dasgupta und dem Künstler stattfinden.
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Cemil Aydin
Verlorene Zukünfte kosmopolitischer Imperien. Kann die Geschichte des 20. Jahrhunderts von nationalistischen Narrativen befreit werden?
Im Nachklang des Ersten Weltkrieges wurde das von Woodrow Wilson entwickelte Ideal homogener Nationalstaaten zum Allheilmittel ernannt: Es sollte die Wunden heilen, die durch multiethnische und religiös plurale Imperien entstanden waren. Diese scheinbare Wunderpille entpuppte sich jedoch als tödliches Gift, das Millionen Menschenleben zerstörte, weil es dazu genutzt wurde, ethnische Säuberungen und sogar Völkermord zu rechtfertigen. Die zeitgenössische internationale Ordnung scheint trotz alledem darauf abzuzielen, genau dieses Ideal zum Naturzustand zu erklären und damit auf ein historisches Narrativ zu setzen, das den Nationalismus als unumgänglich darstellt. Angesichts dieses Dilemmas wirft der Historiker Cemil Aydin einen Blick auf die kosmopolitischen Imperien der Vergangenheit und greift die mit ihnen verloren gegangenen, pluralistischen politischen Visionen wieder auf.
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