Kongress

Europa im Streit

Fr 2.5.2014
14–21h
Eintritt frei

Sprachen: Englisch – Französisch – Deutsch Simultanübersetzung

Mehr Europa wagen – die EU braucht engagierte Bürgerinnen und Bürger! Das ist das Leitthema der Auftaktveranstaltung des Kongresses "Europa im Streit" am 2. Mai 2014 im Haus der Kulturen der Welt. In einer Zeit, da das Thema "Europa" in den nationalen Wahlkämpfen kaum eine Rolle spielt, die drängenden Probleme Europas hinter geschlossenen Türen verhandelt werden und eine wachsende Zahl von populistischen Parteien die öffentliche Meinung zu bestimmen sucht, ist es nötig, Europa – und seinen Kontroversen – einen neuen Raum zu verschaffen. Die Zweifel und Einwände der Bürger verdienen Gehör und sollten nicht den Populisten und den politischen Eliten überlassen werden. Ziel des Kongresses ist es, eine Kultur des öffentlichen Streits mit Bürgern, Intellektuellen und Politikern über die Konflikte und Potentiale Europas anzustoßen und ein Netzwerk mit ähnlich ausgerichteten Initiativen zu etablieren. Nicht Beschwörung und Besänftigung bringen Europa weiter, sondern der öffentlich geführte Meinungsstreit. Der Kongress wird am 18. und 19. September 2014 fortgesetzt und die Ergebnisse der Europa-Wahlen in den Blick nehmen.

Programm
14:00 - 14:15 h Begrüßung Ulrich Schreiber / Jan Macháček
14:15 - 16:15 h Die Idee von Europa — next generation
Welche Idee von Europa haben junge Leute heute? Mit der nächsten Generation von Europäern über ihre Ansichten, Erfahrungen und Erwartungen zu diskutieren ist ein wichtiger Bestandteil der Agenda von 'Europa im Streit'. Arbeitslosigkeit und die mangelnde Identifikation mit Europäischen Institutionen sind nicht die einzigen Sorgen junger Europäer. Was ihnen fehlt, ist eine offene und ehrliche Diskussion drängender Fragen. Aber sie sind auch optimistisch: ein Gefühl von gemeinsamer Verantwortung, die Förderung sozialer Werte und junge europäische Medien sind vorhanden in der 'next generation'. Eine Gruppe von engagierten und kritischen jungen Europäern wird ihre Vision vom gegenwärtigen und zukünftigen Europa im Podium 'The Idea of Europe – Next Generation' debattieren.

Debatte Hassaan Bin Shaheen / Christian Felgenhauer / Carmela Negrete Navarro / Sonja Katharina Schiffers / Daniel Tkatch Moderation Isabell Hoffmann / Nina Jurisch

16:15 - 16.45 h Pause
16:45 - 17:00 h Einführung Peter Schneider
17:00 - 17:20 h Héctor Abad über Europa als universale Form der Zivilisation
Der aus Medellín stammende Schriftsteller Héctor Abad Faciolince, der aus dem kolumbianischen Bürgerkrieg nach Italien floh, 2006 Gast des DAAD in Berlin, liest den Europäern die Leviten, weil sie ohne Not zur Disposition stellen, wovon Menschen in der Dritten Welt träumen: Die Einigung des Kontinents, gekoppelt mit zivilgesellschaftlicher Toleranz und Demokratie.

17:20—19:20 h Die Idee von Europa heute
Europa stellt heute ein einzigartiges Zivilisationsmodell dar, das in großen Teilen der außereuropäischen Welt Anerkennung und Bewunderung genießt. Nach Jahrhunderten von Kriegen, imperialistischen und totalitären Verirrungen hat Europa sich zum Erbe der Aufklärung bekannt – zur Unveräußerlichkeit der Menschen – und Bürgerrechte, zur Trennung von Kirche und Staat, zu einem sozial gemäßigten Kapitalismus. Nirgendwo auf der Welt gibt es auf gedrängtem Raum eine so große Zahl von unterschiedlichen, demokratisch verfassten Kulturen. Aber die Strahlkraft, die das europäische Modell für viele Schwellenländer hat – siehe die jüngsten Ereignisse in der Ukraine – wird in Europa selbst kaum wahrgenommen. Sind die Europäer dabei, das Projekt Europa und die Hoff- nungen, die es weckt, aus Desinteresse, Egoismus und Weltvergessenheit zu verspielen? Was kann, was muss getan werden, um das europäische Zivilisationsmodell gegen die Gefahren zu verteidigen, die ihm von innen wie von außen drohen? Wie kann Europa in der Welt seiner Verantwortung gerecht werden?
Debatte Camille de Toledo / Karl SchlögelKommentare Hans Christoph Buch / Necla Kelek / Ivan Krastev / Thomas Rietzschel Moderation Wolfgang Herles

19:20—19:40 h Pause
19:40—20:50 Ukraine: die Idee von Europa zwischen Ost und West
Die Landkarte der Geopolitik wird in groben Linien gezeichnet: Danach findet sich die Ukraine geographisch in Nachbarschaft Russlands und politisch wie selbstverständlich in dessen Einflusssphäre. Die Menschen des Maidan hielten sich nicht an diese Karte, als sie sich die Freiheit nahmen und Europa zuwandten. Sie sahen sich auch nicht als "Nahes Ausland", das eine besondere Nähe zum Kreml zu wahren hätte. Im Gegenteil: Sie traten an um die gewünschte Orientierung auf Europa durchzusetzen und entledigten sich dabei eines durch und durch korrupten Regimes, dessen Nähe Putin peinlich und dessen Schicksal ihm ein Menetekel hätte sein können. Aber davon will das gefühlte Imperium nichts wissen und schlägt real zurück. Die europäische Option der Ukraine wird zur Provokation Russlands erklärt, welche die geopolitische Stabilität gefährde. Soll sich also das Verlangen nach Demokratie und Selbstbestimmung den Axiomen der Geopolitik fügen? Oder hat sich nicht schon 1989 erwiesen, dass Ordnungen, die auf Gewalt und Zwang beruhen, auf Dauer instabil sind? Doch wie anfällig bleibt die Ukraine gegenüber dem russischen Zündeln im Osten? Oder hat sich um den Maidan eine Nation mit neuer Bindung gefunden? Und schließlich: Scheitert oder wächst Europa an der Herausforderung der Krim-Krise? Besinnt es sich auf seinen Charakter als Politische Gemeinschaft? Und: Wird Russland die Idee von Europa adoptieren können oder in seinem geopolitischen Nullsummenspiel verharren?

Debatte Ivan Krastev / Karl Schlögel Statements Jakob Augstein / Andreij Kurkov / Jurko Prochasko Moderation Frank Herterich
Zusammenfassung Joachim Fritz-Vannahme
Idee und Initiative Hans Christoph Buch, Daniel Cohn-Bendit, Ulrike Guérot, Frank Herterich, Nina Jurisch, Steffen Noack, Peter Schneider, Ulrich Schreiber

Eine Veranstaltung der Peter-Weiss-Stiftung für Kunst und Politik in Kooperation mit der Bertelsmann Stiftung, der Allianz Kulturstiftung, der BMW Stiftung Herbert Quandt und der Václav Havel Library. Er wird unterstützt vom Auswärtigen Amt.

Gefördert durch:

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