Video: Caro & Kaspar | Musik: ‚Dreamers Wake' by Rival Consoles, published by Erased Tapes Music, courtesy of Erased Tapes Records Ltd, erasedtapes.com

Was für ein Wunder

James Noël | Rike Bolte

Was für ein Wunder, Foto: Kaspar Lerch

Jurykommentar

Was für ein Wunder zeigt sich in jedem Wort als Insistieren auf Poesie, Liebe und Selbstbehauptung. Auf die Erschütterung des Erdbebens, das Haitis Hauptstadt Port-au-Prince 2010 zerstörte und bis zu 500.000 Todesopfer forderte, folgen andere: Katastrophenökonomie, Medienschlacht, Cholera. James Noël hat einen Battle von Mensch gegen Erde, Bevölkerung gegen Hilfsorganisationen geschrieben und legt es in jeder Zeile darauf an, den Katastrophen und der Berichterstattung darüber die eigene Stimme entgegenzusetzen. Rike Boltes umsichtiger, um Grenzen und Möglichkeiten wissender Übersetzung ist es zu verdanken, dass Noëls sprachgewaltiges und zugleich leichtfüßig anmutendes Ringen, seine präzise, unermüdliche Anklageschrift auch in deutscher Sprache empowernd und nachhaltig beeindruckend auftritt.
— Heike Geißler, Jury

James Noël , © Francesco Gattoni

Autor: James Noël

James Noël wurde durch das kreolische Gedicht Bon nouvèl praktisch über Nacht berühmt und gehört heute zu den wichtigsten haitianischen Gegenwartslyrikern. Im Januar 2018 schrieb er einen viel beachteten offenen Brief an Donald Trump, nachdem dieser mehrere Länder, darunter Haiti, als „shithole countries“ bezeichnet hatte. Im selben Jahr erschien unter dem Titel Die größte der Raubkatzen / Le plus grand des félins eine Auswahl seiner Gedichte in einer zweisprachigen Ausgabe. Was für ein Wunder ist sein erster Roman.

Rike Bolte , © Carlos Capella

Übersetzerin: Rike Bolte

Rike Bolte ist promovierte Literaturwissenschaftlerin und lehrt lateinamerikanische, spanische und frankophone Literaturen und Kulturen. Sie ist Mitbegründerin und Kuratorin des Poesiefestivals Latinale sowie Übersetzerin von Lyrik und Prosa aus dem Spanischen und Französischen. Von ihr übertragen wurden unter anderem Nora Gomringer, Lucía Puenzo und Lina Meruane.