Begleitprogramm
Das begehbare Radioarchiv wird während seiner gesamten Laufzeit am HKW von universitären Arbeitsgruppen, Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Radiomacher*innen beforscht. Die untersuchten Aspekte reichen von der Ästhetik der Radiophonie über die Theorie und Praxis radiophoner Archivierung bis hin zur politischen Funktion und Bedeutung des Radiomachens. Donnerstag bis Montag um 17 Uhr werden diese Forschungen in Gesprächen, Performances, Filmvorführungen und Live-Radiosendungen vorgestellt und diskutiert. Die Nachmittage von Donnerstag bis Samstag sind wöchentlich einem dieser übergreifenden Themen- und Fragenkomplexe gewidmet:
08.-10.11.: Das Radio als Geräusch
15.-17.11.: Radiophonie und Immersion
29.11.-01.12.: Presence at a Distance
06.-08.12.: Die Zukunft des Radios
An drei Sonntagen kommen Redakteur*innen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu Radio-Expertisen in das begehbare Radioarchiv, um über den Zustand des Radios und die Zukunft der Radiophonie zu sprechen.
Das Radio als Geräusch
Do 08.–Sa 10.11.
Das Radio macht sich selbst hörbar. Dies führte von Beginn an zum Bemühen, Mängel der Apparatur zu beheben und Sendematerial zu bearbeiten, um die Eigengeräusche des Mediums zu minimieren. Zugleich waren diese Eigengeräusche Ausgangspunkte für ästhetisch-konzeptionelle Neuerungen. Welchen Stellenwert hat das Geräusch in der Hörkunst, in der Musik und in der Radiophonie? Die Musikwissenschaftlerin Camilla Bork untersucht das Komponieren mit Geräuschen in Bezug zu den Arbeiten des Komponisten Walter Gronostay. Nathalie Singer stellt die lang verschollene Filmaufnahme eines Konzertes von Pierre Schaeffer, dem Begründer der Musique Concrète, vor. Die Künstler*innen und Musiker*innen Andrea Cohen und Diego Losa arrangieren in ihrer Performance historische und zeitgenössische Arbeiten für und über das Medium.
Radiophonie und Immersion
Wie archiviert man Akustisches? Dies ist weniger eine technische denn eine konzeptuelle Frage, da sich das Hör-Wissen herkömmlichen Sortierungskriterien entzieht. Die Digitalisierung bestehender Audio-Archive ermöglicht etwa auf Grundlage algorithmisch organisierter Ordnungsmuster experimentelle Audio-Archivierungen. Aktuelle technologische Entwicklungen eröffnen neue künstlerische Ausdrucksformen bei der Arbeit mit Sound. Ein gemeinsames Projekt des Lehrstuhls Experimentelles Radio sowie Gestaltung medialer Umgebungen an der Bauhaus-Universität Weimar untersucht den Einsatz immersiver Praktiken in der Medienkunst und lädt Künstler*innen und Forscher*innen zu Gesprächen in das begehbare Radioarchiv ein.
Die Künstler*innen Danica Dakićund Jörg Brinkmann sprechen über „Critical Experience Design“, die Sound-Designerin Catherine Robinson und der Komponist Paul Oomen diskutieren das Verhältnis von Sound und Raum, die Künstler*innen Christine Hill und Kaya Behkalam sprechen über Archivkonfrontationen.
Presence at a Distance
Do 29.11.–Sa 01.12.
Der radiophone Raum ist buchstäblich allgegenwärtig. Unabhängig davon, ob das Radio eingeschaltet ist oder nicht, die Radiowellen sind immer da. Das begehbare Radioarchiv verdichtet diesen Zustand und die Szenografie von Cevdet Erek reflektiert ihn auf einer visuellen und haptischen Ebene. Student*innen der UdK Sound Studies and Sonic Arts unter der Leitung des Künstlers Jacob Eriksen und Lukas Grundmann nutzen Radiophonic Spaces, um in installativen und performativen Beiträgen die ästhetischen, physikalischen und elektromechanischen Wirkungen und Möglichkeiten dieser paradoxen Allgegenwärtigkeit des Radios, seiner „presence at a distance“ zu untersuchen. Dabei behandeln die Arbeiten und Beiträge auch, welche Folgen die Digitalisierung auf den radiophonen Raum hat – oder potenziell haben könnte.
Die Zukunft des Radios
Do 06.-Sa 08.12.
Das freie Künstlerradio Reboot.fm und das experimentelle Community-Radio Cashmere reflektieren in ihren Programmen nicht nur die ästhetischen Möglichkeiten der Radiophonie, sondern untersuchen auch die Frage der politischen und gesellschaftlichen Möglichkeiten des Radiomachens. Im Zentrum ihres Interesses steht dabei das Radio als partizipative und kommunikative Praxis. Diana McCarty, Anna Bromley und andere Radioschaffende von Reboot FM und Cashmere Radio laden in das begehbare Radioarchiv, um gemeinsam mit Radiomacher*innen und -Theoretiker*innen in Live-Radiosendungen über die Geschichte, Gegenwart und möglichen Zukünfte des Radios zu sprechen.