Tatort: Schlachtfeld, Ulrich Matthes (Fokus) und Burghart Klaußner, © Sebastian Bolesch
Miroslav Nemec (links) und Udo Wachtveitl (rechts) lesen im Münchner Haus der Kunst. , © Max Geuter
Peter Lohmeyer liest im Staatstheater Hannover., © Katrin Ribbe
Nicole Heesters (links) und Peter Lohmeyer (rechts) lesen in der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig., © PUNCTUM / Stefan Hoyer
Matthias Rogg (links), Rüdiger Kruse (Mitte) und Jan Ehlert (rechts) diskutieren in den Hamburger Kammerspielen. , © Bo Lahola
Theresa Hübchen und Marcus Bluhm lesen im Staatsschauspiel Dresden., © promo
Christhard Läpple (links), Rosemarie Hein (Mitte) und Ernst Piper (rechts) diskutieren im Theater Magdeburg., © Nilz Böhme
Dominique Horwitz und Sophie Rois lesen im Deutschen Nationaltheater Weimar., © Thomas Müller
Charly Hübner und Lina Beckmann lesen im Volkstheater Rostock., © Thomas Häntzschel
Tanja Weidner (Wolfgang-Borchert-Theater), Sonja Valentin, Meinhard Zanger (Intendant Wolfgang-Borchert-Theater), Hannelore Hoger, Gerd Krumeich, Oliver Urbanski, Sybille Benning, Jan Ehlert (v. l. n. r.) im Wolfgang-Borchert-Theater Münster, © Klaus Lefebvre

4.10.2015–5.6.2016

Tatort: Schlachtfeld

Lesungen und Gespräche zum Ersten Weltkrieg

Lesungen und Gespräche

Hundert Jahre nach dem Ersten Weltkrieg haben die Gewaltkonflikte unserer Zeit ganz neue Formen angenommen. Wenn anstelle von Staaten einzelne Milizen, Warlords und Terrorgruppen zu den entscheidenden Akteuren werden, lassen sich Kriege oft kaum noch als solche erfassen. Doch auch der Erste Weltkrieg als weltumspannendes Kriegsereignis war schon ein komplexes Gebilde unterschiedlichster Parteiungen und Partisanen, Paramilitärs und kriegstreiberischer Intellektueller.

Manchmal war nicht klar, wer eigentlich gegen wen und für was kämpfte, denn Freundschaften, Loyalitäten und Überzeugungen gerieten oft in Konflikt mit der nationalen Identität: Die Literaten Gerhard Hauptmann und Romain Rolland etwa stritten 1914 in Briefen darüber, ob Frankreich oder Deutschland als Staaten den Krieg begonnen hatten, oder ob sich beide als Kulturnationen gegen den Angriff von Barbaren verteidigten. Auch heute kämpfen wir um kulturelle Vormachtstellungen – Kriege werden auch symbolisch und psychologisch geführt.

So wie heute hatten die unterschiedlichen Gewaltkonflikte zwischen 1914 und 1918 Verfolgungen von Minderheiten, Flucht und Vertreibungen zur Folge: Der sein Leben lang unter dem Heimatverlust leidende Schriftsteller Stefan Zweig beschrieb 1927 in einer Novelle über den Ersten Weltkrieg, wie ein Flüchtling aus dem Wasser gefischt wird – ein Bild, das wir heute nur zu gut kennen.

Die literarischen Texte, Briefe und Tagebucheinträge aus der Zeit des Ersten Weltkriegs werden in der Lese- und Diskussionsreihe Tatort: Schlachtfeld von bekannten Schauspieler*innen vergegenwärtigt, um vor dem historischen Hintergrund zu einem neuen Verständnis heutiger Phänomene wie Terror und Bürgerkrieg, militärische Interventionen, Flucht und Vertreibung zu kommen.

Die aus der Krimiserie Tatort bekannten Darsteller*innen wie Barbara Auer, Nicole Heesters, Dominique Horwitz, Charly Hübner oder Ulrich Tukur rufen bei den Lesungen einen Krieg in Erinnerung, der wie kaum ein anderer Künstler*innen und Literat*innen seiner Zeit beschäftigt hat.

Bei 18 bundesweiten Veranstaltungen von Oktober 2015 bis Juni 2016 leihen die Tatort-Kommissare europäischen und außereuropäischen Dichter*innen und Intellektuellen, Kriegsgegner*innen und Kriegsbegeisterten, Mitgerissenen und Zweifelnden aus den Jahren 1914 bis 1918 ihre Stimme.

Anschließende Gespräche mit Politiker*innen und Historiker*innen und weiteren Expert*innen setzen damalige Positionen in Bezug zu aktuellen Debatten, um zu verstehen wie der Erste Weltkrieg über die letzten hundert Jahre bis heute fortwirkt und wie er das Verständnis dessen, was Krieg und Gewalt sind, grundlegend verändert hat.

Tatort: Schlachtfeld wird kuratiert von der Hamburger Dramaturgin Sonja Valentin.

„Tatort: Schlachtfeld“ findet im Rahmen von 100 Jahre Gegenwart statt.