Forensis

Anhand von Bildern aus dem New Yorker Polizeiarchiv, die der „Videograf“ Johnny Esposito und seine Mitarbeiter in den 1980er-Jahren machten, geht der Kulturtheoretiker Sylvère Lotringer unterschiedlichen Codierungen nach, in denen der Tod in der zeitgenössischen westlichen Kultur in Erscheinung tritt. Der libanesische Regisseur Rabih Mroué untersucht in seiner Performance die Rolle von Mobiltelefonen und Social Media im aktuellen Kontext der syrischen Aufstände. Harun Farockis Film-Programm befasst sich mit hybriden Formen, die die Grenzen zwischen den Unwägbarkeiten des Dokumentarfilms und der Kontrolliertheit von Spielfilmen verwischen.

Der in Mexiko lebende Filmkurator Eduardo Thomas und der in Kioto lebende Urbanist Günter Nitschke stellen Auszüge aus ihren laufenden Recherchen über „ma“ vor, ein japanisches Konzept, das eine „strukturierende Abwesenheit“ beschreibt und herkömmliche Dichotomien zwischen Zeit/Raum, außen/innen oder Leere/Fülle außer Kraft setzt. In ihrem Vortrag "Objectifiction” untersucht die Künstlerin und Theoretikerin Hito Steyerl wie 3D-Technologie unsere Wahrnehmung von Raum und physischer Realität beeinflusst.

Die Kuratorin Catherine David hinterfragt in der Ausstellung “A Blind Spot" die der Fotografie eingeschriebene Indexikalität und zeigt Arbeiten, die die Offenheit und Unbestimmtheit der Bilder hervorheben. Der Anthropologe Christopher Pinney analysiert das „optische Unbewusste“ der Fotografie auf Grundlage von Themen wie dem illegalen Opium-Handel mit China, der von der offiziellen fotografischen Geschichte der Stadt Kalkutta ausgeschlossen war.

Filmemacher und Theoretiker Florian Schneider reflektiert die kinematografische „Continuity“ in Bezug auf historische Kontinuitäten von Kolonialismus und Faschismus. Der Filmemacher Eyal Sivan diskutiert mit der Kulturtheoretikerin Ella Shohat über die Sprache und Möglichkeiten der Montage anhand von Jean-Luc

Zu den neuen Produktionen im Rahmen des Festivals gehört „Disquieting Nature”. Gemeinsam mit dem Komponisten William Tatge entwickelte die Künstlerin Christine Meisner die Idee eines “abstrakten Blues”. Ihren Ausgangspunkt bildeten die ersten Blues-Songs des Mississippi Delta, die von der Geschichte schwarzer Landarbeiter handeln. „Disquieting Nature” wird hier als Videoscreening und Live-Konzert mit fünf Musikern aufgeführt. „Melodrama“ ist eine „dokumentarische Performance“ von Eszter Salamon, die auf der Biografie einer gleichnamigen Eszter Salamon beruht, die im Süden Ungarns lebt. Bei dem Reenactment kommt zum Vorschein, dass persönliche Hoffnungen und Wünsche über Stereotype von Klasse, Alter, Geografie und Religion hinaus gehen.

Weitere Beiträge von: Basma Alsharif, Eric Baudelaire, Jacob Ciocci, Mary Helena Clark, Mati Diop, Marguerite Duras, Jean Eustache, Antje Ehmann/Harun Farocki, Miriam Fassbender, David Goldblatt, Thomas Heise, Ito Takashi, Kawase Naomi, Hassan Khan, Thierry Knauff, Joachim Koester, Laida Lertxundi, Sylvère Lotringer, Takashi Makino, Matsumoto Toshio, Vincent Meessen, Christine Meisner, Shana Moulton, Rabih Mroué, Peter Nestler, Olaf Nicolai, Günter Nitschke, Melik Ohanian, Volker Pantenburg, Christopher Pinney, Eva Marie Rødbro, Michael Robinson, Ben Russell, Eszter Salamon, Sylvia Schedelbauer, Florian Schneider, Efrat Shvily, Ella Shohat, Eyal Sivan, Philip Solomon, Hito Steyerl, Jean-Marie Straub/Danièle Huillet, Eduardo Thomas, Jeff Wall, Klaus Wildenhahn, Christopher Williams u.a.

Künstlerische Leitung: Hila Peleg
Architektur Berlin Documentary Forum: Kooperative für Darstellungspolitik
Architektur “A Blind Spot”: Kuehn Malvezzi