Gegenkultur

Das Anthropozän-Projekt. Eine Enzyklopädie

Bei „Gegenkultur“ blinken die Schlagworte „Kalifornien“, die „Sixties“, „Hippies“ oder „Berkeley“ auf. Von heute aus betrachtet traten damals in den 1960/70er Jahren an der Westküste der USA bereits eine Anzahl von Komponenten des Anthropozän-Diskurs zu Tage, so Anselm Franke, Kurator der Ausstellung The Whole Earth: ganzheitliche Ideen zur Kopplung von Mensch und Natur, aber auch Ideen zur Steuerung von Mensch und Maschine. Die US-amerikanische Gegenkultur wandte sich gegen disziplinarische Kontrolle, Militarismus und Industrie, gleichzeitig setzten die New Communalists aber auf eine Politik des holistischen Bewusstseins und bezogen ihre Ideen zu sich selbst steuernden, alternativen Gemeinschaften aus den Kontrolltechniken der Kybernetik. Wurden die Weltverbesserer von damals so zu direkten Urvätern von Netzwerk-Kapitalismus, Silicon Valley und neoliberaler Subjektivität? Ja und nein, sagen Ausstellung und begleitende Konferenz zu The Whole Earth, denn neben den technologieaffinen Hippies Nordkaliforniens agierten in der Gegenkultur auch die politischere New Left, die Black Panthers und Kapitalismuskritiker wie z.B. Herbert Marcuse, der damals im südkalifornischen San Diego lehrte.