Sozio-ökologisches Gestalten

Anthropocene Campus, ©Sera Cakal

Mit Beiträgen von Bryndís Snæbjörnsdóttir (artist, Icelandic Academy of the Arts, Reykjavik), Bronislaw Szerszynski (Sociology, Lancaster University), Chip Lord (Film & Digital Media Department, University of California, Santa Cruz). Moderation: Katrin Klingan.

Wenn im Anthropozän die Erde selbst zu einem Gegenstand der Gestaltung wird, kann man auch das Mandat zur (Re-) Konstruktion sozio-ökologischer Systeme als ein ästhetisches Projekt – oder sogar als den Inbegriff jedes ästhetischen Projekts – verstehen. Wenn wir „harte“ und „weiche“ Infrastrukturen schaffen, politische Verhandlungen führen und zusehen, wie sich überall rund um uns anthropogene neo-Naturen ausbreiten, die unsere Vorstellungen vom verantwortlich lenkenden Umgang mit der Umwelt infrage stellen – dann sind all das Figurationen und Kompositionen mit einer innovativen oder gar schöpferischen Dimension. Im Zeichen des Anthropozäns erfindet sich die aus der Renaissance stammende Vorstellung des disegno – das Zeichnen der Natur – noch einmal neu, aber als was? Als eine Frage der Form?

Als ein Anwendungsgebiet der Schöpfung? Widerspricht „intelligente Gestaltung“ nicht einer grundlegenden Prämisse der Evolution, nach der Resilienz eher aus langsamer Mutation und Anpassung entsteht als aus manuell-konzeptuellen Eingriffen? Wie geht Gestaltung mit Komplexität um, d.h. wie passt sich ihre Praxis an nicht optimale, aber eben resiliente Lösungen an? Wenn sich das Anthropozän als Gemengelage wechselseitig verbundener, selbstgenerierender Handlungsinstanzen darstellt, gibt es dann für seinen Gestaltungsdrang noch ein „Außerhalb“? Und schließlich, mit unmittelbarem Bezug zu unserem Thema der Bildung: Welche Schlussfolgerungen ergeben sich aus diesen Fragen für die Gestaltung von Lernumgebungen und Lehrplänen?

Aufzeichnung: Video / Audio