Die Komponisten, die Stücke, die Musiker
Die Komponisten
Helmut Lachenmann, einer der bedeutendsten deutschen Komponisten der Gegenwart, war u.a. Dozent beim renommierten Akiyoshidai International Music Seminar in Japan. In Lachenmanns Werken spiegelt sich sowohl seine Auseinandersetzung mit seriellen Mechanismen und Zufallsmanipulationen als auch sein Selbstverständnis als frei schaffender Komponist. Lachenmann betrachtet das Geräusch als einen integralen Bestandteil des Klangs. Er versucht mit seinen Kompositionen Hörgewohnheiten aufzubrechen - dazu entwickelte er eine "Musique concrète instrumental", die durch neue Spieltechniken einen Klang erzeugt, das dem Geräusch näher steht als der sinfonischen Tradition.
Toshio Hosokawa (Hiroshima) hat in Deutschland Komposition studiert. Seine Kompositionen umfassen Orchesterwerke, Solokonzerte, Kammermusikwerke, Musik für traditionelle japanische Instrumente und Filmmusik. Sie verbinden östliche und westliche Musikstile, wie in seiner ersten Oper Vision of Lear, die 1998 bei der Münchner Biennale uraufgeführt wurde.
Die Stücke
Beethovens Streichquartett op. 74: in seiner Einmaligkeit als "eigenwilliges" Kunstwerk zugleich typisches Beispiel für jenen in der europäischen Tradition und Rezeptionspraxis wurzelnden "emphatischen" Schönheits-Begriff, zu dessen Bestimmung es gehört, dass er als Resultat von kreativem Handeln, geistvoller Brechung und Individuation des Vertrauten sich ständig erneuert und geöffnet hat, dennoch aber für die Gesellschaft eher Medium der Zuflucht in den vertrauten Kunstgenuss, gar in metaphysische Geborgenheit bedeutet. (Helmut Lachenmann)
"Reigen seliger Geister" - Wahrnehmungsspiel: Töne "aus der Luft gegriffen" - "Luft" aus den Tönen gegriffen. Der Rückgriff auf Intervallkonstellationen ("Text") als "Fassade", als "Vorwand" ("Prétexte"), um bei deren Realisation die natürlichen akustischen Ränder des hervorgebrachten Tones, seiner timbrischen Artikulation, seiner Dämpfung, beim Verklingen, beim Stoppen der schwingenden Saiten durch die "tote" Tonstruktur hindurch zum lebendig gemachten Gegenstand der Erfahrung zu machen. (Helmut Lachenmann zu seinem zweiten Streichquartett)
Silent Flowers: Im Ikebana können die Blumen nicht ewig schön blühen. Wenn man in der westlichen Kunst gegen die vergehende Zeit eine unvergängliche Schönheit gewinnt, so betonen die Blumen des Ikebana eine Schönheit, die in engem Zusammenhang mit der Zeit erstirbt, den Reiz der Vergänglichkeit des Lebens, die Zartheit, die Schönheit, die aus dem Nichts heraus erblüht und in das Nichts zurückkehrt. Bei mir ist auch der Klang etwas, das aus dem Schweigen ins Leben gerufen wird und in das Schweigen zurückgeht. (Toshio Hosokawa)
Die Musiker
Kô Ishikawa ist ein professioneller Spieler der traditionellen japanischen Mundorgel Shô. Der 1963 in Tokyo geborene Musiker studiert das mehr als 4000 Jahre alte Instrument und die traditionelle japanische Hofmusik Gagaku bei Mayumi Miyata, Hideaki Bunno und Sukeyasu Shiba. Seit 1987 ist er Mitglied des Gagaku-Ensembles Reigakusha, das neben Konzerten mit traditionellem Repertoire auf der Suche nach Möglichkeiten ist, die Gagaku-Musik behutsam weiter zu entwickeln. Mit Reigakusha und als Solist trat Ishikawa häufig auf Festivals in Europa und Asien auf. Kô Ishikawa spielte mit Otomo Yoshihide in der Gruppe Cathode zusammen, trat 2003 und 2004 beim Transonic Festival im Haus der Kulturen auf und hat mehrfach für die Labels Tzadik und Innova aufgenommen.
Das Quatuor Diotima wurde 1996 in Paris gegründet. Abgeleitet von Luigi Nonos Komposition für Streichquartett Fragmente Stille, an Diotima weist der Name des Ensembles bereits auf sein Interesse und Engagement für zeitgenössische Musik hin. Neben Werken von Carter, Xenakis, Lachenmann und Ferneyhough bringt das Quartett Stücke aus dem klassischen und romantischen Repertoire im gleichen Programm zusammen, um im Kontext geschichtliche Entwicklungslinien greifbar zu machen. Das Quatuor Diotima tritt regelmäßig auf den wichtigsten europäischen Musikfestivals auf, darunter Féstival Présences, Musica Strasbourg, Agora, MaerzMusik, Ars Musica, Aldeburgh und Alicante. Für seine Einspielung von Helmut Lachenmanns Reigen seliger Geister erhielt das Ensemble einen "Coup de coeur" der Académie Charles Cros und die Auszeichnung "Diapason découverte".