Kuratoren

IN TRANSIT 05: Die Kuratoren


Koffi Kôkô

Der Tänzer und Choreograph Koffi Kôkô ist Mitbegründer und wichtiger Vertreter der zeitgenössischen afrikanischen und französischen Tanzszene. Aus einer Diplomatenfamilie stammend, wendet er sich bereits als Kind der spirituellen Tradition Benins zu und wird in die Riten der Nago eingeweiht. Mit dieser Kultur ist er bis heute tief verbunden. Im Ritual und in der Initiation für die Kommunikation mit den Göttern und der Natur sind die Wurzeln seines Tanzes zu finden. Durch die Begegnung mit der westlichen Welt beginnt ein Prozess der Transformation der rituellen Erfahrungen in eine differenzierte Körpersprache, die die Techniken und den Ausdruck des modernen Tanzes und des zeitgenössischen Theaters verarbeitet. Koffi Kôkô vereint zwei Sprachen und Denkweisen in sich: die des zeitgenössischen Künstlers und die des Initiierten. Seit den 80er-Jahren lebt er in Paris und seinem Geburtsort Ouidah, Benin. Zu seinen wichtigsten Arbeiten zählen "Passage" (1990), "D'une rive á l'autre" (1994), "L'atelier" (1995), "Percussive Feet" (1996), "Die Zofen" (2001) und "Les feuilles qui résistent au vent" (2003).


Johannes Odenthal

Johannes Odenthal hat Kunsthistorik und Archäologie mit Schwerpunkt christliche Archäologie in Köln, Bonn und Paris studiert. In Paris begann auch seine intensive Beschäftigung mit dem Tanz. Seit seiner Promotion 1985 war er als freier Autor tätig. Er hat im Zusammenhang seiner Studien im Nahen Osten gearbeitet und zwei Bände über Syrien und Istanbul im DumontVerlag herausgegeben. Die interkulturelle öffnung und Innovation der zeitgenössischen deutschen Tanzszene hat er mit theoretischen, journalistischen und praktisch-kuratorischen Arbeiten vorangetrieben.


Liu Sola

Liu Sola wurde 1955 in Peking, China, in eine politisch einflussreiche Familie geboren, die sich im Niedergang befand. 1965 wurde ein Geschichtsbuch ihrer Mutter von Mao Zedong kritisiert. Während der „Kulturrevolution“, wurde Liu Sola von ihrem Kindermädchen aufgezogen, da ihre Eltern als die Initiatoren der „Gegen-Partei“für acht Jahre inhaftiert wurden.

Nach ihrem Abschluss in Komposition am Central Conservatory of Music komponierte Liu sowohl Musik für Symphonieorchester, Ensembles und Solo-Instrumente als auch Musik für Film, Fernsehen und für Theater- und Tanzproduktionen. Sie schrieb die erste chinesische Rock-Oper mit einem Libretto, das auf einer von ihr geschriebenen Erzählung basierte. Ihre bestverkaufte Erzählung Du hast keine Wahl gewann 1988 den nationalen chinesischen Erzählwettbewerb. Lius Werke wurden nicht nur von der Kritik hoch gelobt, sondern erreichten auch Kultstatus bei der jungen Generation – und haben ihn bis heute.

Während eines Forschungsstipendiums in den Vereinigten Staaten 1987, als sie ein Konzert von Junior Wells hörte, entdeckte Liu ihre „Schwarzheit“ (Blackness). 1989 ging sie nach Memphis und machte gemeinsam mit den Memphis Blues Musikern Aufnahmen. Von 1988 bis 2002 lebte sie erst in London und später in New York und arbeitete mit Blues-, Jazz-, Rock-, Rap-, Reggae- und Club-Musikern sowie traditionellen und klassischen Musikern. Liu veröffentlichte Alben wie Blues in the East, China Collage, Haunts und andere. Ihre Band Liu Sola and Friends war die erste Band, die als traditionelle chinesische „Big Band“ und als ein Ensemble aus traditionellen chinesischen und amerikanischen Jazz-Rock Musikern auftrat. In letzter Zeit beschäftigt sie sich mit dem Mythos des Klanges der chinesischen traditionellen Musik, erforscht aber weiterhin auch neue Vokalstile.


Sarat Maharaj

Sarat Maharaj wurde in Südafrika geboren und in einer der rassengetrennten Universitäten während Apartheid-Ära ausgebildet. 1997 wurde er zum Professor der Kunstgeschichte und –theorie am Goldsmith, University of London berufen, wo er von 2006 an als Professor in der Forschung tätig sein wird. Derzeit ist er Professor für visuelle Kunst und Wissenssysteme an der Lund Universität in Schweden.

Er war der erste Rudolf Arnheim Professor der Humboldt Universität Berlin (2001-2002) und hielt ein Forschungsstipendium an der Jan Van Eyck Akademie in Maastricht (1999-2001). Maharaj war Co-Kurator im Dokumenta XI Team (Kassel, 2002).

Sein Spezialgebiet beinhaltet Marcel Duchamp, James Joyce und Richard Hamilton. Seine letzten Arbeiten konzentrieren sich auf die Themen visuelle Kunstpraxis als Wissensproduktion, Kulturelle Übersetzungen sowie Unterschiede und Globalisierung. Die Professur an der Lund Universität ermöglicht ihm, diese Wissensfelder mit Forschungen in Kognition, Computer- und Bewusstseinsforschung enger in Beziehung zu setzen.