Kollektiv für sozialistisches Bauen: Proletarische Bauausstellung

Texte: Heinz Deutschland, Tatjana Efrussi, Jesko Fezer, Thomas Flierl, Gregor Harbusch, Christian Hiller, Alexandra Nehmer, Philipp Oswalt,
Pedro Moreira, Daniel Weiss, Karin Wilhelm, Andreas Zeese
Deutsch / Englisch
ISBN 978-3-95905-047-0
EUR 24,00

Erhältlich im Buchhandel, im Shop des Hauses der Kulturen der Welt und online bei Spector Books.

Im Jahr 1931 fand in Berlin die Proletarische Bauausstellung statt. Das Kollektiv für sozialistisches Bauen entwickelte sie als Gegenposition zur Deutschen Bauausstellung. Wohnungsfrage hat historische Originaldokumente neu erschlossen und in einer Tagung in Zusammenarbeit mit dem projekt bauhaus zur Diskussion gestellt. Forschungszugänge über einzelne Personen wie Arthur Korn, Alexander Altberg und Hermann Duncker sowie die Verbindungen zu Projekten wie CIAM, Marxistische Arbeiterschule und Bauhaus, aber auch die Beziehungen in die UdSSR lassen die Netzwerke und politischen Haltungen der Architekturmoderne sichtbar werden.

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In einer leerstehenden Hinterhofetage in der Köpenicker Straße in Berlin wurde 1931 mit bescheidensten Mitteln eine Ausstellung aufgebaut. Sie war – als Gegendarstellung zur bürgerlichen Deutschen Bauausstellung im Westen der Stadt angelegt – die erste Aktion einer Gruppe revolutionärer Architekten, Bauarbeiter und Studenten, die sich als Kollektiv für sozialistisches Bauen um den Architekten Arthur Korn versammelt hatte.

Die Proletarische Bauausstellung zeigte die damaligen katastrophalen Wohnverhältnisse der Großstädte neben einer kurzen Weltgeschichte der Architektur als Herrschaftsinstrument, bezweifelte eine Lösung der Wohnungsfrage innerhalb des kapitalistischen Systems und präsentierte Planungsansätze aus der damaligen Sowjetunion. Sie zielte bewusst auf die Netzwerke der Modernen Architekten. Die Mitglieder der Congrès Internationaux d’Architecture Moderne (CIAM), deren Vorbereitungskomitee für den in Moskau geplanten 4. Kongress zeitgleich in Berlin tagte, hatten die Ausstellung nicht nur besucht, sondern kritisch diskutiert. Wohnungsbau war erneut ein umkämpftes Feld geworden. Die kurze Phase schien beendet, in der die Aufbruchseuphorie der Moderne politische Unterschiede überdeckte.

In einer Zeit der Straßenschlachten zwischen SA-Einheiten und kommunistischen Zellen setzten die Ausstellungsmacher auf eine zugespitzte Gegenüberstellung, die polemisch zwischen bourgeoiser und proletarischer Architektur trennte. Politische und gesellschaftliche Positionierungen galten als Voraussetzung einer architektonischen Haltung, die nach Alternativen zur technisch geprägten und sozialreformerisch angelegten Moderne suchte. Der vorliegende Band rekonstruiert mittels Kurzstatements und Originaldokumenten dieses Ereignis erstmals in seiner architektonischen und gesellschaftspolitischen Bedeutung.