Friedrich Engels: Zur Wohnungsfrage

Text: Friedrich Engels
Kommentiert von Reinhold Martin, Neil Smith
Deutsch
ISBN 978-3-95905-046-3
EUR 12,00

Erhältlich im Buchhandel, im Shop des Hauses der Kulturen der Welt und online bei Spector Books.

In einer Serie von drei Aufsätzen, die Friedrich Engels 1872 in der Leipziger Zeitung Der Volksstaat veröffentlichte, analysiert er die strukturellen Bedingungen der Wohnungsnot im Kapitalismus und polemisiert gegen reformerische Konzepte des kleinbürgerlichen Sozialismus und der Bourgeoisie. Eine vorrevolutionäre Verbesserung der Wohnverhältnisse lehnte er ab. Die Wohnungsfrage sei nicht mit architektonischen oder stadtplanerischen Konzepten zu beantworten, sondern mit dem Umsturz der gesellschaftlichen Verhältnisse.

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Ein anonym schreibender Arzt veröffentlichte 1872 in der sozialdemokratischen Zeitschrift Der Volksstaat eine Reihe gut gemeinter Artikel zur Behandlung des Wohnungselends. Damit provozierte er den Leser Friedrich Engels so sehr, dass dieser sich knapp dreißig Jahre nach Veröffentlichung seines Werkes Die Lage der arbeitenden Klasse in England erneut der Wohnungsfrage widmete. Seine Antwort war diesmal weder eine Bestandsaufnahme des Problems noch ein Lösungsvorschlag, sondern eine Klarstellung, wie das Problem einzuordnen sei.

In seiner Analyse der Wohnungsnot im Kapitalismus zerriss Engels reformerische Vorschläge – seien sie patriarchal­bürgerlicher oder sozialromantisch­kleinbürgerlicher Art –, die diesen Kontext weitgehend unangetastet ließen, mit rhetorischer Wucht. Dabei folgte er allerdings den von ihm kritisierten Positionen insoweit, als die Wohnungsfrage nicht architektonisch oder stadtplanerisch, sondern politisch zu beantworten sei. Da er sich nicht auf eine Betrachtung isolierter Symptome einließ, sondern die Zusammenhänge im Blick behielt, konnte es in seinen Augen nur eine einzige angemessene Antwort auf die damals miserablen Wohnverhältnisse geben: den Umsturz der gesellschaftlichen Verhältnisse.

Mit dem kommentierten Wiederabdruck jener drei Artikel und des nachträglich verfassten Vorworts soll deren Aktualität neu bemessen werden: Reinhold Martin untersucht die (Experten­) Diskurse und Ideologien, die in der Erörterung der Wohnungsfrage ihren Niederschlag fanden, während Neil Smith Engels’ Kritik in Bezug auf gegenwärtige Gentrifizierungskonflikte liest.