Hannes Meyer: Co-op Interieur
Texte: Aristide Antonas, Pier Vittorio Aureli, Raquel Franklin
Deutsch / Englisch
ISBN 978-3-95905-045-6
EUR 16,00
Erhältlich im Buchhandel, im Shop des Hauses der Kulturen der Welt und online bei Spector Books.
Mit der Fotografie einer Zimmerecke, die sich mindestens so sehr durch die Abwesenheit von Menschen, Dingen und Raumeigenschaften wie durch die Besonderheit ihrer Gestaltung auszeichnet, artikulierte Hannes Meyer einen radikal anti-bürgerlichen Wohnstil. Architektur und Gestaltung sollten nicht der Erfüllung historisch geformter Bedürfnisse dienen, sondern der Überwindung genau dieser Zwänge. Meyers Co-op Interieur war kein Vorschlag zur Inneneinrichtung. Es war ein Manifest für ein anderes Prinzip des Wohnens und damit für eine neue Welt.
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Im Jahr 1926 erhielt der Berliner Architekturkritiker Adolf Behne einen Fotoabzug aus Basel: darauf vier Gegenstände, in einer provisorischen Raumecke lapidar angeordnet. Das Bild hieß Co-op. Interieur, Absender war der Architekt Hannes Meyer, der die Szene auch arrangiert hatte. Mit dem Untertitel „Die Wohnung“ versehen, veröffentlichte Meyer das Bild in der Zeitschrift Das Werk als letztes einer Reihe von Begleitmotiven zu seinem Artikel „Die Neue Welt“. Behne verwendete es nahezu zeitgleich in einem Beitrag für das populäre Berliner Monatsmagazin Uhu. Er kommentierte: „Extreme. Ein modernes Zimmer, das nicht nach jedermanns Geschmack sein wird.“
Wie die beiden parallel gesetzten Publikationen jenes Jahres nahelegen, wollte Meyer dieses Motiv einer spartanischen Inneneinrichtung als Illustration einer Idee positionieren. Mit dem Bild eines Zimmers, das sich mindestens so sehr durch die Abwesenheit von Menschen, Dingen und Raumeigenschaften wie durch die Besonderheit seiner Gestaltung auszeichnet, artikulierte er einen radikal anti-bürgerlichen Wohnstil: Architektur und Gestaltung dienen nicht länger der Erfüllung historisch geformter Bedürfnisse, sondern der Überwindung genau dieser Zwänge.
Was Behne als Geschmacksfrage interpretierte, stellte für Meyer einen allgemeinen Standard dar. Denn Co-op. Interieur war kein Vorschlag zur Inneneinrichtung, sondern ein Manifest für ein anderes Prinzip des Wohnens und damit für eine neue Welt. Mit einer Bildbetrachtung von Raquel Franklin sowie weiterführenden Essays von Aristide Antonas und Pier Vittorio Aureli erörtert der vorliegende Band, wie mittels einer Einstülpung dieser neuen Welt in eine Raum- ecke die Prinzipien von Kollektivität und Gebrauch als Gegenmomente zum Individualeigentum zur Darstellung gebracht wurden.