Screening
Tales of the Unknown
Markus Muntean, Adi Rosenblum, Ho Tzu Nyen, Eija-Liisa Ahtila
Religionen sind Netzwerke, die Menschen über extreme zeitliche und räumliche Distanzen durch ein komplexes System aus Überlieferung, Text, Architektur, Ritual, Musik und Bild miteinander verbinden. Während das Christentum über Jahrhunderte fast alleiniger Auftraggeber künstlerischer Werke in Europa war, sind zeitgenössische künstlerische Arbeiten, die sich mit Religion beschäftigen, geradezu Raritäten.
Das Setting der ersten Arbeit des Programms erinnert an ein raumfüllendes Wandgemälde, nur dass die Dargestellten keine Personen der sakralen Überlieferung, sondern Jugendliche in einer Autowerkstatt sind. Die jugendferne, barocke Musik steht in deutlichem Kontrast zu dem Text, der die existentielle Einsamkeit der säkularen Welt beschreibt: Not To Be. Not To Be At All. Die völlig unterschiedliche Konnotation der Wolke in der christlichen und chinesischen Kunst ist der Ausgangspunkt von The Cloud of Unknowing, in dem die Handlung in einen heruntergekommenen Sozialbau in einer Vorstadt Singapurs gelegt wird. Marian Ilmestys The Annunciation übersetzt eine der meist interpretierten Szenen religiöser Kunst in die Jetztzeit. Der überwiegend mit Laiendarstellern gedrehte Film rückt die schwierige Aneignung einer fantastischen Geschichte mit profanen Mitteln ins Zentrum: „Ich kann die Idee, vom Heiligen Geist geschwängert zu werden, nicht akzeptieren“. So spiegelt der Film die jahrhundertelang geführte Auseinandersetzung mit der Rolle Marias als eine zentrale Frage des Glaubens wider.
Not To Be. Not To Be At All, Muntean & Rosenblum, at 2003, 5 min
The Cloud of Unknowing, Ho Tzu Nyen, sg 2011, 28 min
The Annunciation – Marian Ilmestys, Eija-Liisa Ahtila, fi 2011, 37 min