Panel
Spam, Porn and Bodily Computation
mit Finn Brunton, Rose White, Stewart Home, Gaia Novati (mod.)
Mit dem Aufkommen von Spam-Nachrichten wurde Pornografie Teil der ständig im Fluss befindlichen digitalen Alltagskultur – und extrem präsent in unseren digitalen Briefkästen. Nachdem Viagra als erstes orales Mittel zur Behandlung von Erektionsstörungen freigegeben wurde, verbreitete sich das Medikament Ende der 1990er Jahre schnell, trug zum Wachstum von Spam-Praktiken bei, zu einer veränderten Sexlandschaft und zur fortschreitenden Hypersexualisierung der Populärkultur.
Kommerzielle Porno-Webseiten nutzen Spam-Nachrichten, um den Traffic zu erhöhen und um besser von Suchmaschinen erkannt zu werden. Oft benutzen sie dafür automatisierte Spambots. Wie aber stehen Spam und Pornografie abgesehen von der massiven Präsenz pornografischer Inhalte in Spam-Nachrichten in Beziehung zueinander? 2005 adaptierten Stewart Home und Florian Cramer einen neoistischen Slogan und erklärten: „Programmcodes sind wie Pornografie. Sie folgen einer linearen Logik, sind aber inhaltslos. Bereits bekannte Dinge häufen sich an. Der Fokus liegt immer auf den gleichen expliziten Fakten. Wiederholung und Langeweile geben den Ton an.“ Wird Pornografie zur simplen Kopulation zwischen 0 und 1, und wird dieser Prozess durch Spam-Techniken angefeuert? Dieses Panel untersucht den Missbrauch von Online-Kommunikation, sexuelle Computer-Praktiken und pornografische Fiktion als narrative Codes, und setzt sich dafür unter anderem mit der Geschichte von Spam-Praktiken und dem Potenzial von Pornografie als fiktionales Rechnen auseinander. Darüber hinaus beleuchten die Teilnehmer, wie der kreative Umgang mit Spam sexuelle Computerpraxis zur künstlerischen Praxis macht und so die Vorstellung von Sexualität und Verlangen herausfordert.