Buchvorstellung und Diskussion
Lebenschancen. Wohin driftet die Mittelschicht?
Steffen Mau im Gespräch mit Heinz Bude
Steffen Mau stellt im Gespräch mit Heinz Bude sein neues Buch Lebenschancen (Suhrkamp 2012) vor. Moderation: Ulrike Herrmann (taz).
Die Mittelschicht? Das sind eigentlich (noch) die meisten von uns. Zwar ist sie eine heterogene Gruppe, aber es verbindet sie das gemeinsame Bewusstsein, immer stärker unter Druck zu geraten. Sie schrumpft, ist mit wachsenden Ungleichheiten konfrontiert und verausgabt sich immer mehr im Wettbewerb. Bildung und Beruf garantieren nicht mehr Erfolg in der Arbeitswelt, und das Vertrauen in den kollektiven Aufstieg ist passé.
Wohin also driftet die Mittelschicht? Wie geht sie mit dem wachsenden Statusstress um? Was bedeuten diese Veränderungen für Positions- und Verteilungskämpfe innerhalb der Gesellschaft? Und wie können Handlungsspielräume erhalten oder neu geschaffen werden? Steffen Mau beantwortet diese Frage mit der Idee der Lebenschancen: Eine Gesellschaft der Lebenschancen ist eine, welche institutionelle Bedingungen für individuelle Entfaltung und Teilhabe schafft. Der Anspruch einer Gesellschaft der Lebenschancen sollte sein, die Orientierung auf Leitformeln wie Gerechtigkeit, Integration und Aufstieg nicht aufzugeben.
Wie es um die Mittelschicht bestellt ist, und inwieweit eine Politik der Lebenschancen Aufstiegskanäle öffnen kann und eine Mentalität des Optimismus, des Mutes und des (Selbst-)Vertrauens schafft, diskutieren Heinz Bude, Ulrike Herrmann und Steffen Mau.
In Kooperation mit dem Suhrkamp Verlag.
Heinz Bude, geboren 1954, ist Soziologe und Leiter des Arbeitsbereichs „Politik und Gesellschaft der alten und neuen Bundesrepublik“ am Hamburger Institut für Sozialforschung. Seit 2006 hat er zugleich eine Professur für Makrosoziologie an der Universität Kassel inne. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Generations-, Exklusions- und Unternehmerforschung. Zu seinen Veröffentlichungen zählen: Bildungspanik. Was unsere Gesellschaft spaltet (2011).
Ulrike Herrmann, geboren 1964, ist Wirtschaftskorrespondentin der taz. Die studierte Wirtschaftshistorikerin und Philosophin war Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungs-Senatorin Krista Sager, bevor sie 2000 zur taz wechselte. Dort war sie unter anderem Parlamentskorrespondentin und Wirtschaftsredakteurin und leitete zuletzt die Meinungsredaktion. Ulrike Herrmann nimmt häufig an Diskussionen in Hörfunk und Fernsehen teil. Ihre Sachbuchveröffentlichungen beschäftigen sich mit grundlegenden sozial- und wirtschaftspolitischen Fragestellungen, wie zuletzt Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht (2010).
Steffen Mau, geboren 1968, ist Professor für politische Soziologie und die vergleichende Analyse von Gegenwartsgesellschaften an der Universität Bremen. Er leitet die Bremen International Graduate School of Social Sciences (BIGSSS). Seine Forschungsschwerpunkte sind Ungleichheitsforschung, Sozialpolitik, Europäische Integration und Migration.