Vortrag

Siegfried Zielinski (Fachgebiet Audiovisuelle Kommunikation, Institut für Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation Universität der Künste Berlin)

Vademecum gegen eine psychopthia medialis. Ein Manifest.

Fr 1.4.2011
19h
Eintritt: Tageskarte 5 €/3 €

Jede Generation schafft sich ihre eigenen Paradiese, und jede Generation benötigt ihren eigenen Zugang zu den Nicht-Orten der Verheißung, die einmal Utopien genannt worden sind. Das sind ihre guten Rechte.

Die gemeinen Bewohner der so genannten sozialen Netzwerke sind Vereinzelte auf der Suche nach für sie sinnvollen Betätigungen und vor allem nach respektvollen Zuneigungen, die jenseits der statistischen Freundschaftserwartungen und Glückserfahrungen angesiedelt sind, die sie täglich erleben. Sie wollen nicht nur Assoziierte innerhalb eines maschinellen Funktionskreises sein, bei dem das ständige Unter-Strom-Stehen die größtmögliche Sensation darstellt. Ihr kommunikatives Handeln ist von der Hoffnung getrieben, die Freundschaft aus dem technischen Jenseits möge ins Diesseitige der Erfahrung verlängerbar sein, es möge auf der anderen Seite jemanden geben, der zuhören kann und der eine Sprache spricht, die nicht mit der rücksichtlosen Sprache der Eingliederer und Protokollführer identisch ist.


Siegfried Zielinski ist Professor für Medientheorie mit dem Schwerpunkt Archäologie und Variantologie der Künste und der Medien an der Universität der Künste Berlin, Michel-Foucault-Professor für Medienarchäologie & Techno-Kultur an der European Graduate School (EGS) in Saas Fee/Schweiz, Leiter des Vilém-Flusser-Archivs an der UdK Berlin; Gründungsrektor der Kunsthochschule für Medien Köln (1994-2000). Verfasser u.a. der "Audiovisionen" (1989), der "Archäologie der Medien" (2002); Herausgeber der Reihe "VARIANTOLOGY – Deep Time Relations Between Arts, Sciences, Technologies" (5 Bände 2005-2010). Er ist Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Künste Nordrhein-Westfalens, der Akademie der Künste Berlin, der Europäischen Filmakademie, der Magic Lantern Society of Great Britain und Ehrensenator des Instituts für Medienarchäologie.